Snabe wird Cromme-Nachfolger

Siemens-Chef wegen Trump sehr besorgt

01.02.2017
Siemens nimmt Fahrt auf. Zur Hauptversammlung können sich die Anleger über einen Gewinnsprung und ein ehrgeizigeres Gewinnziel freuen. Auch die Nachfolge von Chefaufseher Gerhard Cromme ist geregelt.

SiemensSiemens stellt seinen Aktionären höhere Gewinne im Geschäftsjahr in Aussicht und hat auch die Nachfolge für Aufsichtsratschef Gerhard Cromme auf den Weg gebracht. Der frühere SAP-Co-Chef Jim Hagemann Snabe solle im Anschluss an die Hauptversammlung im kommenden Jahr zum Nachfolger von Gerhard Cromme gewählt werden, wie Siemens am Mittwoch zum Aktionärstreffen mitteilte. "Herr Snabe verfügt über eine tiefe industrielle Expertise bei Software und Digitalisierung", erklärte Siemens-Chefaufseher Cromme zu dem früheren SAP-Co-Chef. "Mit der Empfehlung stellen wir die Weichen für eine langfristige Nachfolgeplanung und Kontinuität im Siemens-Aufsichtsrat." Top-500-Firmenprofil für Siemens

Bereits am Vorabend hatte das Unternehmen überraschend die Zahlen für das Auftaktquartal des Geschäftsjahres (30. September) bekanntgegeben und die Gewinnprognose deutlich in die Höhe geschraubt. Siemens-Chef Joe Kaeser zeigte sich allerdings besorgt über die politische Entwicklung in den USA.

"Es besorgt uns schon, es besorgt mich persönlich, dass wir Töne hören, die bisher zu unserer Wahrnehmung dieses Landes nicht passten", sagte Kaeser am Mittwoch vor Beginn der Hauptversammlung des Unternehmens in München. Die USA stünden für eine Tradition von Freiheit, Weltoffenheit und Integration von Menschen unterschiedlicher Religionen und Herkunft. Zwar sei das Streben nach mehr Sicherheit verständlich. Es wäre aber "sehr schade", wenn man die Errungenschaften aufgeben würde, sagte Kaeser.

Trump will eine Mauer zu Mexiko bauen und hat ein Einreiseverbot für Bürger aus sieben überwiegend muslimischen Ländern verhängt. Kaeser ließ durchblicken, dass man sich auch auf mögliche Auswirkungen von Trumps Politik auf das wichtige US-Geschäft vorbereite. Zugleich mahnte er auch zu Besonnenheit und bekräftigte, dass Trump aus seiner Sicht einen "sehr guten Beraterstab" habe. "Man sollte nicht Besonnenheit mit Unterwürfigkeitsgesten verwechseln", sagte Kaeser, der selbst während seines Berufslebens jahrelang in den USA tätig war.

Die Entscheidung zu der Cromme-Nachfolge wurde von Arbeitnehmervertretern im Aufsichtsrat begrüßt. Snabe verfüge über "große Erfahrungen im IT-Sektor und kann mit seiner Kompetenz das Unternehmen in der Digitalisierung voranbringen und die industrielle Basis, wo viele Beschäftigte arbeiten, stärken und weiterentwickeln", erklärte Siemens-Gesamtbetriebsratschefin und Aufsichtsratsvize Birgit Steinborn.

Zugleich betonte sie: "Ich gehe davon aus, dass er auch die Interessen der Arbeitnehmer und die Mitbestimmung als wesentlichen Bestandteil des Unternehmens berücksichtigt." Auch Siemens-Aufsichtsrat und IG-Metall-Vorstandsmitglied Jürgen Kerner erklärte: "Basis einer verlässlichen und langfristigen Zusammenarbeit mit Herrn Snabe ist die Weiterentwicklung der guten Mitbestimmungskultur bei Siemens. Also offensiv auf die Akzeptanz und damit Kompetenz von Betriebsräten und IG Metall zu setzen."

Im ersten Geschäftsquartal stieg der Überschuss des Unternehmens unter dem Strich um ein Viertel auf 1,9 Milliarden Euro. Der Erlös stieg um ein Prozent auf 19,1 Milliarden Euro, ohne Wechselkurseffekte und Zu- wie Verkäufe gerechnet wäre er um 3 Prozent geklettert. Der Auftragseingang ging um 14 Prozent auf 19,6 Milliarden Euro zurück - hier fehlten die großen Kraftwerksaufträge aus Ägypten, die im Vorjahreszeitraum für einen Orderschub gesorgt hatten.

Der Konzern erhöhte auf dieser Basis seine Ergebnisprognose für das Gesamtjahr. Auf Jahressicht peilt Siemens nun je Aktie einen Gewinn von 7,20 Euro bis 7,70 an. Damit könnte der Konzern unter dem Strich bis zu 6,55 Milliarden Euro verdienen. Zuvor hatte Kaeser lediglich mit 6,80 bis 7,20 Euro Gewinn je Aktie gerechnet. (dpa/rs)

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