Digitaler Wandel beginnt im Kopf

Siemens entwickelt Workshops zur digitalen Führung

Jürgen Hill ist Chefreporter Future Technologies bei der COMPUTERWOCHE. Thematisch befasst sich der studierte Diplom-Journalist und Informatiker derzeit mit aktuellen IT-Trendthemen wie KI, Quantencomputing, Digital Twins, IoT, Digitalisierung etc. Zudem verfügt er über einen langjährigen Background im Bereich Communications mit all seinen Facetten (TK, Mobile, LAN, WAN). 
Digitalisierung ist auch eine Frage der Unternehmenskultur und muss in den Köpfen der Mitarbeiter beginnen. Das erkannte das Supply-Chain-Management von Siemens und entwickelte darum Workshops für Führungskräfte, in denen diese sich fragen sollten, wie der digitale Wandel Führung verändert.

Digital Twins, IoT, KI, smarte Produktion - an solche oder ähnliche Schlagworte denken viele, wenn das Thema DigitalisierungDigitalisierung zur Sprache kommt. Doch Digitalisierung ist mehr als nur ein technischer Prozess, ein Tool oder eine automatisierte Fertigung. Digitalisierung beginnt in den Köpfen der Mitarbeiter und prägt die Firmenkultur. Deshalb greifen klassische Top-down-Ansätze meist nicht, denn alle Führungskräfte müssen sich auf die digitale Transformation voll einlassen. Schließlich müssen sie im Unternehmensalltag nicht nur digital führen, sondern den Digitalisierungs-Spirit tagtäglich vorleben. Alles zu Digitalisierung auf CIO.de

Das Siemens-Werk in Amberg gilt als Paradebeispiel für Produktautomatisierung, da dort Produkte mit Maschinen kommunizieren und sämtliche Prozesse IT-optimiert und -gesteuert sind. Um den digitalen Spirit auch den Führungskräften beizubringen, hat das Supply-Management von Siemens Workshops entwickelt, die im Franchise-Konzept im ganzen Unternehmen eingesetzt werden können.
Das Siemens-Werk in Amberg gilt als Paradebeispiel für Produktautomatisierung, da dort Produkte mit Maschinen kommunizieren und sämtliche Prozesse IT-optimiert und -gesteuert sind. Um den digitalen Spirit auch den Führungskräften beizubringen, hat das Supply-Management von Siemens Workshops entwickelt, die im Franchise-Konzept im ganzen Unternehmen eingesetzt werden können.
Foto: Siemens

Herausforderungen, die auch die Supply-Chain-Management-(SCM-)Organisation von SiemensSiemens im Rahmen des Projekts "Boost Digitalization@SCM" erkannte. Neben klassischen Digitalisierungsthemen wie "Business Model", "Technology" und "Operations" wurde das Thema "People" als wichtiger Bestandteil des digitalen Frameworks ausgemacht. Top-500-Firmenprofil für Siemens

Um den Digital Spirit im Unternehmen zu verbreiten, sollten sich Führungskräfte im Rahmen eines eineinhalbtägigen Workshops mit den Veränderungen auseinandersetzen, die Digitalisierung für das Führen bedeutet. Gemeinsam mit zehn Kollegen aus der Supply-Chain-Management-Organisation, Human Resources und von Capgemini wurde von Juli 2017 bis September 2017 der Prototyp "#DigitalLeader" für die Zielgruppe Führungskräfte entwickelt.

Lernen von anderen

Capgemini wurde als Teil des Projektteams eingebunden, weil Siemens feststellte, dass im eigenen Unternehmen kein entsprechendes Fachwissen zu dieser Themenstellung vorhanden war. Zudem bilden die externe Sichtweise und das Know-how von anderen Unternehmen einen signifikanten Vorteil im Ramen der digitalen Transformation ("Lernen von anderen"). Im Team entstand das Konzept einer "Digital Journey", bestehend aus einer Vorbereitungsphase, dem Workshop und einer Nachbereitungsphase, bei der die vier wesentlichen Themen "Kultur im Rahmen der digitalen Transformation", "Definition eines Digital Leaders", "Führen in Zeiten von VUCA" und "Selbstreflexion" behandelt wurden.

Dazu kamen unterschiedliche Lernformate und Methoden wie "Micro Learnings", "Digital Learning World", "Digital Whiteboards" und "Mentimeter" zur Anwendung, um die Workshop-Teilnehmer neben den inhaltlichen Schwerpunkten auch mit neuen Formaten und Methoden vertraut zu machen. Im Workshop war der Austausch mit anderen Führungskräften ein wesentlicher Bestandteil, um neue Ideen für eine Veränderung zu erzeugen. Diese wurden danach in einem persönlichen Aktionsplan festgehalten und mit den Mitarbeitern weiter vertieft.

Im Oktober 2017 gingen zwei Pilotversionen des #Digital Leader an den Start, einen Monat später folgte die offizielle Präsentation auf der Konferenz SCM World 2017. Anfangs bestanden Bedenken, ob das Konzept #DigitalLeader von den zuständigen Personalabteilungen angenommen werden würde und die Führungskräfte von den Vorteilen überzeugt werden könnten.

Doch diese Befürchtungen bestätigten sich nicht. Das Projekt #DigitalLeader entwickelte sich in kürzester Zeit zu einer Erfolgsstory und wird mittlerweile konzernweit nach dem Franchise-Konzept aufgegriffen: Die Implementierung übernimmt die jeweilige Organisationseinheit selbst. Inzwischen wurde die Idee auch in das Siemens-Corporate-Learning-Portfolio aufgenommen. Darüber hinaus ist #DigitalLeader zu einem eigenen Brand im Konzern geworden.

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