Nach dem Datenbank-Kauf von Oracle

SkySQL statt MySQL

Riem Sarsam war Redakteurin des CIO-Magazins.

Worin sehen Sie prinzipiell die wesentlichen Unterschiede zwischen einem Open-Source-Konzern wie Sun und einem rein kommerziellen Anbieter wie Oracle?

Im Erfolg. In der Konzentration. In der schnellen und gezielten Ausführung. Und hier punktet Oracle. Die Amerikaner sind effektiv, rational, zielgerichtet. Oracle weiß, was Oracle will. Zudem: In der Raubtiermentalität beziehungsweise in dessen Abwesenheit. Und hier punktet Sun. Bei Sun war ein Leitgedanke: Man dient der Gesellschaft und gewinnt, indem man forscht, entwickelt, ein guter Bürger ist. Ich meine nicht einen Haufen unbelehrbarer Weltverbesserer, sondern ich denke an eine sinnstiftende Atmosphäre. Sie hilft, über den Gewinn hinaus auch den Zweck zu erkennen.

Aber Oracle überlebt und Sun nicht.

Ja. Und das heißt, der ehemalige Sun-Kunde muss sich jetzt mit Oracle befassen. Das ist in vielen Fällen ein ständiger Kampf beziehungsweise bedeutet höhere Preise für Wartungsverträge bei Hardware und Software.

Oracle hat Technik im Griff

Wenn das so ist, wie erklären Sie sich dann, dass die Kunden das mitmachen?

Die Kunden scheinen mir hauptsächlich wegen mangelnder Wahlmöglichkeiten bei Oracle zu bleiben, nicht in erster Linie aus Zufriedenheit. Das meine ich ganz wertfrei. Der Macht und dem Erfolg von Oracle gebührt ja auch Ehrfurcht - auch vonseiten der Kunden. Der Konzern hat zudem seine Technik im Griff. Oracle wäre ja weder mächtig noch erfolgreich, wenn es nur um schonungslose Geschäftspraktiken ginge.

Oracle hat doch recht, den Kunden die professionelle MySQL-Version zu empfehlen. Nur wer Geld für Software bekommt, kann Support anbieten.

Oberflächlich betrachtet stimmt das Argument: Nur für Geld kann man effektiven Support verlangen. Kein Einwand. So hat es auch MySQL AB selbst gehalten. Daraus folgt aber doch noch lange nicht, dass es im
Interesse des Kunden wäre, auch die sogenannte professionelle Softwareversion zu benutzen. Diese wird als Gegensatz zur Open-Source-Variante verkauft. Wenn sich ein Kunde dafür entscheidet, würde das ja heißen: Lieber hole ich mir kommerzielle Begrenzungen ins Haus als eine Software ohne Einschränkungen.

Aber es gibt doch Unterschiede zwischen der Enterprise- und der Open-Source-Version.

Bis zu Oracles Ankündigungen im September dieses Jahres waren die quelloffenen und die kommerziellen MySQL-Versionen identisch. Der entscheidende Unterschied und, wie ich meine, Vorteil für den Kunden war die Freiheit, den Support für die Open-Source-Software bei Vertragsende zu kündigen. So einfach geht das bei der kommerziellen Lizenz nicht. Hier muss der Kunde bei Vertragsende erst glaubhaft nachweisen, dass diese Software komplett deinstalliert wurde. Wer MySQL als Open Source weiternutzen möchte, muss migrieren. Dabei entstehen übrigens nicht unerhebliche Kosten.

Zur Startseite