Nach dem Datenbank-Kauf von Oracle

SkySQL statt MySQL

Riem Sarsam war Redakteurin des CIO-Magazins.

Wäre ich Oracle, hätte ich natürlich weitere Firmenübernahmen vor, nach Sun Microsystems. Ich wüsste, dass auch diese die Genehmigung der europäischen Kommission bräuchten. Nun ja, ich würde mich leider in die Weltpolitik einmischen müssen. Einerseits würde ich meine Lobbyisten direkt in Brüssel einsetzen, andererseits würde ich versuchen, die von mir unterstützten einheimischen Politiker dazu zu bewegen, Druck auf Europa ausüben. Wenn Wikileaks darüber später berichten würde - wieder keine Kommentare. Wozu auch?

... hätte ich Pflichten gegenüber den Aktionären

Wäre ich Oracle und müsste den Politikern entgegenkommen, würde ich meine Zugeständnisse allerdings einhalten. Besonders die Zusagen, die sich überprüfen ließen. Als Profi hätte ich ja nicht nur eine wohl funktionierende Organisation, auf Gewinn bestens getrimmt, sondern ich wäre auch stolz darauf, dass alle meine Entscheidungen schlüssig sind.

Mich so zu benehmen wäre ja schließlich meine Pflicht den Aktionären gegenüber. Zum Glück lebte ich in einer Atmosphäre, wo diese Pflicht eine allerseits geschätzte Tugend ist. Ich brauchte mich dafür nicht zu schämen. Die meisten meiner Landsleute teilten meine Werte und wären bereit, mein gutes Recht zu verteidigen. Dass meine Interessen nicht unbedingt mit denen der Gesellschaft übereinstimmten, bräuchte ich ja nicht hervorzuheben. Wenn ich oft genug wiederholte, dass freier Wettbewerb gut ist, vergäßen meine Kunden und sonstige lästige externe Entscheidungsträger langsam, dass weniger und nicht mehr Konkurrenz aus meinem Besitz an MySQL folgt. Dieses Vergessen erleichterte ich, indem ich betonte, dass es innerhalb des MySQL-Marktes jetzt mehr Wettbewerb gebe. Dass die Datenbankindustrie insgesamt in einer Konsolidierungsphase ist, überließe ich anderen zu erwähnen.

Wäre ich Oracle, würde ich nochmals unterstreichen, wie sehr ich mit Microsoft zu kämpfen hätte. Ich würde hervorheben, welche Art Verbesserungen ich MySQL-Benutzern unter Windows habe zugute kommen lassen. Ich würde sagen, dass die großen Ressourcen, die ich besitze, ebendiese verschärfte Konkurrenz ermöglicht hätten. Dies hatte Sun Microsystems nicht hingekriegt, geschweige denn seinerzeit MySQL AB. Sieh an, mehr Wettbewerb, mehr Innovation! Dass die meisten betriebskritischen MySQL-Anwendungen unter Linux laufen, und dass viele Kunden viel lieber in jenem Gebiet Fortschritte sehen würden, wäre mir keinen Kommentar wert.

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