Nach dem Datenbank-Kauf von Oracle

SkySQL statt MySQL

Riem Sarsam war Redakteurin des CIO-Magazins.

Wäre ich Oracle, sähe ich zu, dass ich ausreichend Beweismaterial dafür hätte, dass ich sehr wohl in das Produkt MySQL investiere. Es wäre schädlich, wenn man mir allzu leicht vorwerfen könnte, ich ließe MySQL links liegen. Denn das brauche ich auch nicht. Das Geld, das ich für MySQL-Entwicklungsarbeit aufwenden würde, wäre ein Klacks verglichen mit dem Schutz gegen die Kannibalisierung, den ich durch meine Kontrolle über MySQL gewinnen würde.

... würde ich Open-Source entschärfen

Wäre ich Oracle, ich würde MySQL langsam als Open Source-Produkt entschärfen. Dass MySQL unter GPL noch gut drei Jahre vertrieben werden soll, hätte ich ja in einer Pressemitteilung in Zusammenhang mit den EU-Diskussionen schon zugesagt. Ich würde darauf bauen, dass die Zeit schnell vergeht. Es wäre gut, die Benutzergemeinde in kleinen Schritten an die Zukunft zu gewöhnen.

Wäre ich Oracle würde ich bei Bedarf härtere Bandagen anlegen, gegen unrechtmäßige Nutzung meines Warenzeichens. Ich hätte eine effektive Rechtsabteilung, die sich gut in Sachen Copyright und Warenzeichen auskennt. Meine genauen Absichten würde ich meinen Open-Source-Wettbewerbern gegenüber nicht preisgeben, denn ein bisschen Ungewissheit hätte eine bessere Wirkung. Von überzogenen Drohungen würde ich jedoch Abstand nehmen. Schließlich wäre es ärgerlich, wenn ich die Community gegen mich aufbrächte.

Wäre ich Oracle, würde ich den Kunden abgewöhnen, Open-Source-Versionen von MySQL zu verlangen. Ich würde bezahlenden Kunden anstelle der freien GPL-Version eine kommerzielle Lizenz andrehen, ja dies geradezu verlangen. Damit könnte ich ihnen schließlich bei Support-Leistungen effektiver helfen - würde ich zumindest behaupten. Es wäre ja aufwendig für mich, viele MySQL-Versionen zu unterstützen, das verstünde der Kunde sicher; dass die freie GPL-Version bis 2011 identisch mit der kostenpflichtigen Version gewesen ist, bräuchte ich nicht zu erwähnen. Und es klingt ja auch einleuchtend und irgendwie wertvoller, für eine kommerzielle Version zu bezahlen, als für eine Gratis-GPL-Version, nicht wahr? Dass später hohe Migrationskosten anstünden, wenn die Subscription zu Ende gelaufen ist, wüsste ich sehr wohl, aber ich wäre guter Dinge, dass der Kunde nicht daran denkt. Zumindest nicht gleich. Derweilen könnte ich alle neuen sexy Eigenschaften nur für bezahlende Kunden entwickeln und nur unter einer kommerziellen Lizenz veröffentlichen. Bei Vendor-lock-in hätte ich schließlich auch anderswo gute Erfahrungen gesammelt!

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