Environment, Social, Governance

So machen CIOs ESG-Daten nutzbar

Sharon Fisher schreibt für CIO.com.
Da ESG-Berichte Daten aus dem gesamten Unternehmen und der Lieferkette vereinen, kann die CIO-Funktion helfen, solche Reports effizient zu erstellen.
Für Unternehmen wird der Bereich Environment, Social und Governance (ESG) immer wichtiger. CIOs und ihre IT-Teams können dazu einen wichtigen Beitrag leisten.
Für Unternehmen wird der Bereich Environment, Social und Governance (ESG) immer wichtiger. CIOs und ihre IT-Teams können dazu einen wichtigen Beitrag leisten.
Foto: Black Salmon - shutterstock.com

In vielen Unternehmen ist der Nachhaltigkeitsbeauftragte oder eine ähnliche Funktion dafür verantwortlich, Umwelt-, Sozial- und Governance-Berichte (Environmental, Social, Governance; ESG) zu erstellen. Immer öfter sollen aber auch CIOs eine größere Rolle im Bereich ESG spielen, insbesondere wenn es darum geht, strenger werdende ESG-Standards und -Rahmenbedingungen zu erfüllen. Die Analysten von Gartner etwa fordern IT-Chefs auf, Initiative zu zeigen und Beziehungen zu ihren Kollegen aus dem Bereich Nachhaltigkeit zu pflegen.

"Dies wird sehr schnell zu einem weiteren Portfolio, um das sich der CIO unbedingt kümmern muss", sagt Chris Bedi, CIO bei ServiceNow. Der Anbieter verwendet eine eigene ESG Command Center Produktlinie, um den ESG-Bericht des Unternehmens zu erstellen.

Messung ist technologieintensiv

Das liegt zum Teil daran, dass die Emissionsberechnungen immer stärker in betriebliche Systeme wie Enterprise Resource Planning (ERPERP) und Fertigungsautomatisierung integriert werden. IT-Organisationen bauen zudem vermehrt Edge-Computing-Netzwerke auf, um Emissionen vor Ort zu messen. Alles zu ERP auf CIO.de

Derzeit erfassen viele Unternehmen die Nachhaltigkeitsdaten nicht direkt, sagt Casey Herman, Partner und US ESG-Leiter bei der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers LLP. Vielmehr würden sie die Informationen von einfacher zu messenden Faktoren wie dem Kraftstoffverbrauch ableiten.

So können Betriebe beispielsweise ermitteln, wie viele Thermikeinheiten eines bestimmten Brennstoffs es verbraucht hat, und seinen Ausstoß auf der Grundlage des Kohlenstoffgehalts des Brennstoffs pro Thermikeinheit berechnen. "Es ist eher eine Berechnung und Ableitung als eine Messung", so Herman.

Das ist laut Herman für die meisten Normungsorganisationen völlig in Ordnung, zumindest bis jetzt. Das Treibhausgasprotokoll unterstützte eindeutig sowohl berechnete als auch direkte Messungen. Herman: "Ist es perfekt? Nein, aber was ist das schon?"

Um ein genaueres Bild der Gesamtemissionen des Unternehmens zu erhalten, braucht es immer mehr ausgefeilte, intelligenter Geräte. So bezieht ServiceNow laut Bedi beispielsweise Daten von Sensoren in seine Plattform mit ein, die den Stromverbrauch, die Temperatur und die Luftfeuchtigkeit in seinen Rechenzentren messen. Transportunternehmen nutzen dagegen zunehmend GPS-Daten, um ihre Emissionen zu verfolgen, sagt Dean Emerick, Vizepräsident der Kommunikationsabteilung des Beratungsunternehmens ESG | The Report.

Verbrauchsgüterkonzern UnileverUnilever nutzt GreenToken, ein Blockchain-Produkt von SAPSAP. Laut Florian RothFlorian Roth, Chief Digital and Information Officer von SAP, misst Unilever so den Anteil seines eingekauften Palmöls, der aus nachhaltigem Anbau stammt. Agrar-Unternehmen Agranimo sammelt mit Hilfe von Sensoren erntespezifische und pflanzenrelevante Informationen und sendet sie an die AnalyticsAnalytics Cloud von SAP, wo sie mit Daten aus anderen Quellen kombiniert werden. "Auf diese Weise können Manager und kaufmännische Teams zusammenarbeiten, um Entscheidungen in Bereichen wie Bewässerung, Krankheitsmanagement, Bewertung von Frostschäden und Ernteprognosen zu treffen", so Roth. Top-500-Firmenprofil für Unilever Profil von Florian Roth im CIO-Netzwerk Alles zu Analytics auf CIO.de Alles zu SAP auf CIO.de

SeviceNow-CIO Bedi sieht die Sensoren als Teil des Datenzentrums. "Die Überschneidung von ESG und den langfristigen Geschäftszielen von Unternehmen überschneiden sich immer mehr", sagt er.

Nicht jeder ist jedoch der Meinung, dass Berichte zur Nachhaltigkeit in einer bereits überlasteten IT-Organisation konzentriert werden sollten. "Die Budgetverantwortung für die Systemintegration und Technologielösungen, um diese Arbeit zu unterstützen, sollte nicht nur einer Abteilung zufallen", sagt Ben Kruse, Director of Global ESG ReportingReporting and Insights bei Telekommunikationsanbieter AT&T. Es sei am besten für Unternehmen, wenn das Engagement für ESG von allen Abteilungen getragen wird, einschließlich ComplianceCompliance, Betrieb, Nachhaltigkeit, Finanzen, IT und anderen. Alles zu Compliance auf CIO.de Alles zu Reporting auf CIO.de

Obwohl ESG laut ServiceNow-CIO Bedi nicht den Löwenanteil seiner Zeit in Anspruch genommen habe, ist zusätzlicher Aufwand erforderlich. Es müsse eine Organisation und Bandbreite geschaffen sowie die richtigen Fachleute eingesetzt werden, damit das Thema mit Reife und Ernsthaftigkeit behandelt werden könne.

Die Daten reporten

Laut Kruse sind CIOs und IT-Teams wichtig, um Daten zu aggregieren und aussagekräftige Berichte zu erstellen. "Zu den größten Herausforderungen gehört es, unterschiedliche Altsysteme, die wahrscheinlich nie für die ESG-Reports konzipiert wurden, so zusammenzuführen, dass sie zuverlässige, überprüfbare Datensätze liefern", sagt er.

Außerdem können die Datenquellen für ESG-Berichte unstrukturiert sein, sagt ESG-Berater Emerick: "Ein Großteil der Daten kann in stark textbasierten Quellen enthalten sein, was es schwierig macht, relevante Informationen zu extrahieren", sagt er. ESG-Daten seien qualitativ und in der Vergangenheit von Analysten erstellt worden. Das führe zu uneinheitlichen Daten aufgrund der verschiedenen Quellen und auch Bias.

Er geht jedoch davon aus, dass sich dies ändern wird, weil sich die Unternehmen zunehmend an die ESG-Berichterstattung gewöhnen. "Organisationen mit komplexen Bewertungsrahmen haben ganz andere Datenanforderungen und Prozesse als Firmen, die gerade erst mit ihrem ESG-Ansatz beginnen", sagt er.

Es gibt ein Modell, dem IT-Chefs folgen können. CIOs stehen vor ähnlichen Herausforderungen, wenn sie Daten aus großen Organisationen und übernommenen Unternehmen zusammenführen müssen. "Es ist nicht ungewöhnlich, dass CIOs sagen, sie hätten überall Datensilos und brauchen einen sinnvollen Weg, um Daten zu sammeln, zu organisieren und tz reporten, auf eine Art und Weise, die überprüfbar ist und dem Standard entspricht", sagt Bedi. Das klinge sehr nach Finanzmanagement.

Auch laut Herman von PricewaterhouseCoopers entwickle sich die ESG-Berichterstattung in diese Richtung. "Die Technologie für die Finanzberichterstattung hat sich über viele Jahrzehnte entwickelt", sagt er. Wo manuelle Hauptbücher Mainframes, ERP und der Cloud Platz gemacht hätten, würde das Gleiche bei der nichtfinanziellen Reports passieren. Er ergänzt: "Das sind die Skillsets und der Wert, den die CIO-Organisation mitbringt. Sie verstehen es, diese komplexen Datensysteme auszuwählen, zu entwerfen, zu implementieren und zu integrieren, genau wie die verschiedenen Systeme, die Finanzdaten verwalten."

Neue Vorschriften

Das Sammeln von präzisen Umweltdaten wird in naher Zukunft wahrscheinlich immer wichtiger und technologieintensiver werden. So hat etwa die US-Börsenaufsichtsbehörde (Securities and Exchange Commission, SEC) Ende März einen 534-seitigen Entwurf veröffentlicht. Demnach sollen börsennotierte Unternehmen verpflichtet werden, Treibhausgasemissionen aus ihrem eigenen Betrieb sowie aus der von ihnen verbrauchten Energie zu melden und sich ihre Schätzungen von unabhängiger Seite bestätigen zu lassen.

Der Vorschlag ist zwar noch nicht endgültig, aber die Zukunft der ESG-Reports ist in greifbare Nähe gerückt. Große Unternehmen müssen möglicherweise ab dem Geschäftsjahr 2023 beginnen, ihre Klimarisiken offenzulegen. Kleinere Betriebe haben bis zum Geschäftsjahr 2024 Zeit, mit einem zusätzlichen Jahr, um die Emissionen von Zulieferern und Kunden einzubeziehen und die Daten prüfen zu lassen.

Auch andere Zeitvorgaben der SEC werden die Unternehmen unter Druck setzen, so Herman. Derzeit veröffentlichen viele Unternehmen ihre ESG-Berichte für das vergangene Jahr im Mai, Juni oder Juli. Die der SEC-Vorschlag sieht eine Frist von 60 Tagen nach Jahresende vor. Diese Verkürzung werde laut Herman viel technische Unterstützung erfordern.

Schließlich könnten Unternehmen dazu übergehen, die ESG-Berichterstattung auf das ganze Jahr auszudehnen, sagt Kruse von AT&T: "Die Systemintegration kann Daten nahezu nahezu in Echtzeit bereitstellen." Damit werde die Zusammenstellung von ESG-Daten von einer jährlichen Berichtsübung zu einer laufenden Aufgabe, die Abteilungen im gesamten Unternehmen ständiges Leistungsmanagement ermöglicht. (jd)

Dieser Beitrag beruht auf einem Artikel unserer US-Schwesterpublikation CIO.com.

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