Tipps fürs virtuelle Bewerbungsgespräch

So meistern Sie digitale Job-Interviews

Julia-Eva Seifert ist freie Journalistin in Mainz.
Virtuelle Bewerbungsgespräche werden immer mehr zur Realität. Tipps, wie Bewerber sich darauf vorbereiten, finden Sie hier.
Virtuelle Job-Interviews erfordern wegen der technischen Verbindugskontrolle eine noch genauere Vorbereitung als Bewerbungsgespräche vor Ort.
Virtuelle Job-Interviews erfordern wegen der technischen Verbindugskontrolle eine noch genauere Vorbereitung als Bewerbungsgespräche vor Ort.
Foto: Nadia Snopek - shutterstock.com

Ob digital oder analog - jedes Bewerbungsgespräch will gut vorbereitet sein. In Bezug auf die Vorbereitung gibt es kaum Unterschiede zwischen einem virtuellen sowie einem BewerbungsgesprächBewerbungsgespräch vor Ort. Alles zu Karriere auf CIO.de

(Virtuelles) Bewerbungsgespräch: Vorbereitungstipps

Beide Interviews sollten Sie folgendermaßen vorbereiten:

1. Recherche: Tragen Sie die wichtigsten Informationen zu ihrem potenziellen Arbeitgeber zusammen. Dazu können Sie eine ganz herkömmliche Google-Suchanfrage starten. Schauen Sie aber auf jeden Fall auch in die beruflichen und sozialen Netzwerke. Hier finden sich mit etwas Glück Informationen, die nicht ganz so offensichtlich sind. Wenn es Ihnen gelingt, diese Informationen ins virtuelle Vorstellungsgespräch einzubauen, merkt der Personaler, dass Sie sich intensiv mit dem Unternehmen auseinandergesetzt haben. Punkt für Sie.

Übrigens: Auch Arbeitgeberbewertungsportale wie kununu oder glassdoor gehören zu den Seiten, wo interessante Infos zu finden sind. Dort ist sichtbar, wie aktuelle oder ehemalige Mitarbeiter die Firma bewertet haben, aber auch wie das Unternehmen auf Kritik reagiert. Das kann ein wertvoller Hinweis darauf sein, ob die Firma als Arbeitgeber überhaupt in Betracht kommt. Denn Unternehmen, die mit Kritik im Netz unsachlich umgehen, dürften auch bei analoger Kritik nicht erfreut sein.

2. Werte und Vorstellungen: Im Bewerbungsgespräch - ob virtuell oder analog - geht es jedoch nicht nur darum, das Wissen über den potenziellen Arbeitgeber vortragen. In aller Regel wird sich der Personaler ohnehin besser mit der Firma auskennen. Im Online-Vorstellungsgespräch muss es vielmehr gelingen, Ihre Werte und Vorstellungen mit der Firmenphilosophie in Einklang zu bringen. Suchen Sie dazu im Netz oder in analogen Veröffentlichungen, wie beispielsweise der regionalen Presse, nach Beispielen. Sie sollten außerdem darauf vorbereitet sein, dem Personaler Ihre Stärken und Qualifikationen schmackhaft zu machen.

3. Selbstpräsentation: Diesen Punkt, der auch im virtuellen Bewerbungsgespräch eine Rolle spielt, können Sie schon vorab üben. Der HR-Vertreter wird Sie in aller Regel darum bitten, einige Worte zu Ihrer Person zu sagen. Nutzen Sie diese Chance und bereiten Sie schon vor dem Job-Interview ein paar Punkte vor, die Sie vorbringen wollen. Hier gilt jedoch - wie im gesamten übrigen Bewerbungsgespräch auch - nicht einfach nur aufzuzählen! Alles, was Sie sagen, muss einen Bezug zum Unternehmen und/oder zur Stelle haben. Picken Sie sich daher die wichtigsten Punkte aus Ihrem bisherigen Werdegang heraus und bringen Sie diese in einen Zusammenhang zum Job.

4. Technik: Bei einem virtuellen Bewerbungsgespräch sollten Sie außerdem vorab prüfen, ob die Technik steht. Laden Sie sich das Programm, mit dem der Personaler die Videokonferenz führen möchte, schon im Voraus herunter. Im Idealfall probieren Sie die Software bei der Gelegenheit auch gleich einmal aus und machen sich mit den wichtigsten Funktionen vertraut. Zur Technik gehört außerdem die Ton- und Videoqualität. Nicht jeder Laptop ist bestens für Videocalls ausgestattet. Es könnte sich daher lohnen, in eine hochwertige Kamera und Headset zu investieren. Das gilt übrigens nicht nur für das virtuelle Bewerbungsgespräch, sondern auch für die Arbeitszeit im Home-Office. Denn Skype- oder Zoom-Calls gehören dabei zur Tagesordnung.

5. Probelauf: Sollten Sie mit Freunden oder Bekannten die Technik ausprobieren, nutzen Sie das Setting für einen Probelauf. Bitten Sie ihr Gegenüber darum, ein paar unangenehme Fragen zu stellen. Zeichnen Sie Ihre Reaktion auf und analysieren Sie gemeinsam, wie Sie sich geschlagen haben. Unter Umständen fallen bestimmte Merkmale der Körpersprache oder im Stimmausdruck auf, die zu verbessern sind. Ist das der Fall, haben Sie einen Ansatzpunkt, woran Sie bis zum virtuellen Bewerbungsgespräch noch arbeiten können.

6. Dresscode: Hemd und Sakko oder Bluse und Blazer mit einer Jogginghose kombinieren? Bitte nicht! Erstens sollten Sie sich nicht darauf verlassen, dass der Personaler nur Ihren Oberkörper im Gespräch sieht. Was machen Sie denn, wenn Sie unverhofft zur Tür müssen oder Unterlagen von Ihnen erforderlich sind, die Sie erst holen müssen? Und zweitens gibt es deutliche Hinweise darauf, dass die Art und Weise, wie wir uns kleiden, einen Einfluss auf unseren gesamten Ausdruck hat.

Überspitzt gesagt: Wer teilweise leger gekleidet ist, der könnte im Gespräch die nötige Ernsthaftigkeit vermissen lassen. Schließlich wusste schon Karl Lagerfeld, dass Personen, die eine Jogginghose tragen, die Kontrolle über ihr Leben verloren haben. Diesen Eindruck wollen Sie doch bestimmt nicht im Vorstellungsgespräch machen. Tragen Sie daher die gleiche Kleidung im virtuellen Bewerbungsgespräch, die Sie auch bei einem Termin vor Ort tragen würden.

Virtuelle Bewerbungsgespräche: Ablauf

Auch in Bezug auf den Ablauf ähneln sich virtuelle und analoge Bewerbungsgespräche. Wenn Sie schon einige Job-Interviews hinter sich gebracht haben, dürfte Sie der Ablauf online daher nicht überraschen. Zur Sicherheit - und für Berufsanfänger - hier noch einmal eine Zusammenfassung der häufigsten Punkte, die Sie in einem Job-Interview erwarten:

1. Das Einwählen: Bei einem virtuellen Bewerbungsgespräch trifft man sich in einem virtuellen Besprechungsraum. Hier wie dort - also bei einem Gespräch vor Ort - gilt es, pünktlich zu sein. Am besten, Sie wählen sich ungefähr 5 Minuten vor dem geplanten Termin ein. So sind Sie nicht zu früh, können auf der anderen Seite aber sicher sein, dass Sie genügend zeitlichen Puffer eingeplant haben. Denken Sie daran, dass Sie bei den meisten Videocall-Programmen sichtbar und hörbar sind, sobald der Software der Zugriff auf Mikrofon und Kamera erlaubt wurde.

2. Der Beginn: Meist wird der Personaler den geplanten Verlauf kurz umreißen. Sollte er das nicht tun, können Sie nachfragen, was Sie im nun folgenden Gespräch erwarten wird.

3. Das Gespräch: Während des virtuellen Bewerbungsgesprächs werden Sie vermutlich ähnliche Fragen erwarten, wie in einem Vor-Ort-Termin auch. Seien Sie daher darauf gefasst, dass Sie zunächst sich selbst vorstellen müssen (Selbstpräsentation), auch Fragen zum Unternehmen und warum der Arbeitgeber Sie einstellen sollte, gehören vermutlich zum Interview dazu.

Achten Sie während der Unterhaltung verstärkt darauf, dass Sie ihren Gesprächspartner ansehen. Bei den gängigen Programmen können Sie sich selbst während der Besprechung in einer kleinen Kachel beobachten. Das ist zwar verlockend, Sie sollten es aber trotzdem unterlassen. Der Personaler möchte schließlich das Gefühl haben, ein Gespräch zu führen und nicht einen Vortrag zu halten, der Sie nicht interessiert. Blickkontakt ist daher auch bei einem virtuellen Bewerbungsgespräch äußerst wichtig.

4. Die Notizen: Konzentriert zuzuhören bedeutet auch, dass Sie sich die wichtigsten Informationen notieren. Dazu sollten Sie einen Block oder eine digitale Variante bereithalten. Notizen am PC, den Sie nutzen, um das Gespräch zu führen, sollten Sie vermeiden. Das hin- und herklicken zwischen den verschiedenen Fenstern und das Klappern der Tastatur könnten stören. Bei einem analogen Block besteht diese Gefahr nicht.

5. Das Ende: Ihre Notizen können Sie dazu nutzen, am Ende des Gesprächs, gehaltvolle Rückfragen zu stellen. Keine gute Rückfragen sind beispielsweise die Erkundigung nach dem Jahresurlaub oder der ersten Gehaltserhöhung. Stattdessen müssen Sie auch in einem virtuellen Bewerbungsgespräch zeigen, dass Sie sich mit der Position und dem Unternehmen auseinander gesetzt haben. Eine sinnvolle Rückfrage ist zum Beispiel, was der Personaler während der ersten 100 Tage von einem neuen Mitarbeiter erwartet.

In der Regel sollten Sie darauf gefasst sein, dass das virtuelle Bewerbungsgespräch zwischen 30 und 60 Minuten dauert. In den meisten Fällen teilt man Ihnen in der Einladung für das Gespräch mit, wie viel Zeit Sie einplanen sollten. Wenn nicht, spricht nichts dagegen, beim Personaler oder seiner Assistenz nachzufragen, welchen Zeitraum Sie sich für das Gespräch einplanen sollten.

Wichtig: Halten Sie sich mindestens 30 Minuten nach dem geplanten Gesprächsende als Zeitpuffer frei. Unter Umständen dauert das Gespräch länger als geplant und dann geraten Sie in Zeitnot, wenn der nächste Termin schon fest im Kalender gebucht ist.

Checkliste für Online-Vorstellungsgespräche

Zum Abschluss noch eine kurze Checkliste der wichtigsten Dinge, an die Sie vor und während des virtuellen Bewerbungsgesprächs denken sollten:

  • Software vorab checken: Ist die Software auf dem neuesten Stand oder benötigen Sie ein Update. Und: Müssen Sie ein Nutzerprofil anlegen?

  • Kamera/Headset: Funktionieren diese beiden Devices?

  • Kleidung: Achten Sie auf professionelle Kleidung - und zwar von Kopf bis Fuß.

  • Hintergrund: Was ist hinter Ihnen zu sehen? Ein unordentliches Regal, Comicfiguren oder allzu private Fotos sollte der Personaler im Hintergrund nicht zu sehen bekommen.

  • Beleuchtung: Sorgen Sie dafür, dass Sie stets gut zu sehen sind. Am besten eigenen sich indirekte Lichtquellen.

  • Körpersprache: Mimik und Gestik kommt im virtuellen Gespräch eine besondere Bedeutung zu - schließlich sieht Ihr Gegenüber in der Regel nur Ihren Kopf und halben Oberkörper. Was immer hilft: So viel wie möglich zu lächeln. Das wirkt einladend und freundlich.

  • Sprechtempo: Denken Sie während des Gesprächs daran, dass die Übertragung verlangsamt sein könnte oder es zu Unterbrechungen kommt. Zu schnell sollten Sie daher nicht sprechen, sondern hin und wieder kurz pausieren, um sicher zu gehen, dass der Personaler alles verstanden hat.

  • Störquellen: Telefon und Türklingel sollten Sie stumm schalten und Ihre Mitbewohner darum bitten, sich während des Gesprächs möglichst still zu verhalten. Musik oder der Fernseher sollten ebenfalls auf keinen Fall im Hintergrund zu hören sein. (pg)

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