Chancen und Risiken richtig einschätzen

So vermeiden Sie Enttäuschungen beim Job-Wechsel

19.05.2008
Von Klaus Werle

Auch Ex-Real-Chef Andreas Riedel (49), von der Telekom zur Metro-Tochter übergelaufen, wurde nicht recht warm mit der neuen Unternehmenskultur, wie es aus Metro-Kreisen heißt: Nach neun Monaten kam die Trennung. Noch schneller bedauerte Ex-Joop-Geschäftsführer Heinz Hackl (42) den Wechsel zu Karstadt als Einkaufschef: Keine zwei Monate blieb er im Amt.

"Die Bedeutung der Firmenkultur zu unterschätzen ist ein grober, aber häufiger Fehler. Kleine Dinge addieren sich, bis es zu spät ist", sagt Wolfgang Walter, Partner der Personalberatung Heidrick & Struggles. Studien zeigen, dass die Kultur prägender ist als alle anderen beruflichen Faktoren: Der Führungsstil eines deutschen Unilever-Marketing-Chefs ist danach dem eines Controllers seiner Firma ähnlicher als dem des Marketingchefs von Procter & Gamble.

Jobbeschreibungen: Missverständnisse sind vorprogrammiert

Beim Wechsel zwischen den Kulturen gilt: Der Einäugige ist nicht König unter den Blinden. Sondern diese erklären ihm, dass Sehen doof ist. So können aus Stärken im Handumdrehen Schwächen werden. Was bei der Beratung Fokussierung war, wird im Konzern Blindheit; was anderswo als selbstständiges Arbeiten gelobt wird, heißt in der neuen Firma vielleicht Autismus.

So wird "Firmenkultur" zum Passepartout-Begriff für alle möglichen Gründe, warum Job-Wechsler trotz scheinbar perfekter Qualifikation scheitern, etwa:

  • unklare Job-Beschreibungen,

  • Kommunikations- und Führungsstil, Arbeitszeiten, Dresscode, Rituale,

  • Verhältnis zum Vorgesetzten - laut einer aktuellen Studie von Korn/Ferry Wechselgrund Nummer eins,

  • unterschiedliche Erwartungen von Kandidat und Firma in Bezug auf Karriereplanung und Erfolgsmessung.

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