Biografie von Walter Isaacson

So war Steve Jobs

Peter Müller ist der Ansicht, dass ein Apple täglich den Arzt erspart. Sei es iMac, Macbook, iPhone oder iPad, was anderes kommt nicht auf den Tisch oder in die Tasche. Seit 1998 beobachtet er die Szene rund um den Hersteller von hochwertigen IT-Produkten in Cupertino genau. Weil er schon so lange dabei ist, kennt er die Apple-Geschichte genau genug, um auch die Gegenwart des Mac-Herstellers kritisch und fair einordnen zu können. Ausgeschlafene Zeitgenossen kennen und schätzen seine Beiträge im Macwelt-Morgenmagazin, die die Leser werktags pünktlich um acht Uhr morgens in den nächsten Tag mit Apfel und ohne Doktor begleiten. Privat schlägt sein Herz für die Familie, den FC Bayern, sechs Saiten, Blues-Skalen und Triolen im Shuffle-Rhythmus.

Isaacson bleibt in meist strenger Chronologie nahe an Steve Jobs und seinem Werdegang, warum Apple in der Zeit seiner Abwesenheit in welche Schwierigkeiten geraten ist, streift der Biograph nur am Rand - anhand der Entscheidungen, die Jobs nach seiner Rückkehr traf.

Vorteilhaft ist das Buch für die Figur des Produktvisionärs - Isaacson zeichnet nicht nur nach, wie Apples Revolutionen entstanden sind, sondern versucht auch zu erklären, welchen Einfluss Jobs darauf ausübte. Der Person schmeichelt das Werk hingegen wenig - Jobs hatte das zumindest in Kauf genommen, wenn nicht gar gefördert.

Mal erscheint dem Leser der Apple-Gründer wie ein trotziges Kind, dann wie ein verantwortungsloser Tyrann oder wie ein durchtriebener Manipulator, der seine Emotionen selten im Griff hat und für den Empathie ein Fremdwort ist. Die schonungslosen Schilderungen Isaacsons lassen aber ein Verständnis für das Wesen Apples wachsen und dessen radikale Konzentration darauf, das beste Produkt herzustellen.

Die Punkte verbunden

Isaacsons Portrait verbindet die Punkte, wie es Jobs in seiner Stanford-Rede von 2005 ausgedrückt hatte. Dass ein ordentlicher Handwerker sich auch um das Aussehen der Rückseite eines Möbelstücks kümmert, habe Jobs von seinem Vater gelernt - was erklärt, warum Apple viel Energie darauf verwendet, auch nicht sichtbare Details zu optimieren. Die Reduktion auf das Wesentliche, das Einfache im Komplexen zu finden, sei eine Lehre des Zen-Buddhismus, dem Jobs anhing.

Dass eine Firma schon durch ihre Erscheinung beeindrucken muss, weil die Menschen eben doch ein Buch nach seinem Cover beurteilen, brachte ihm Mike Markulla bei, früher Investor, CEO und President Apples. Und dass eigene Fabriken, in denen sogar die Lackierung der Produktionsroboter Gegenstand wochenlanger Diskussionen waren, nicht der Weisheit letzter Schluss sind, lehrten Jobs schließlich die Erfahrung bei Next und nicht zuletzt sein Nachfolger Tim Cook, der Apples Produktionskette auf höchste Effizienz trimmte.

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