Service-orientierte Architekturen

SOA-Strategien mit Tücken

Netweaver nicht im Plan

Auch Berater Martin hält die SAP-Strategie für richtig, doch beurteilt er die Entwicklung kritisch. Er sieht das Projekt nicht im Plan: „Wenn Netweaver nicht in den nächsten drei bis vier Jahren zum Fliegen kommt, scheitert SAP.“ Spies räumt zwar ein, dass diese Gefahr einmal bestand. Inzwischen sei Netweaver aber so solide, dass Kunden daran nicht mehr vorbeikämen. „Anwender haben das trotz steigender Abhängigkeit akzeptiert, was mich sehr überrascht hat“, sagt Spies. Kunden nähmen lieber Abhängigkeit von nur einem Anbieter in Kauf, wenn dafür die Komplexität bei der Integration sinke.

Wolfgang Martin, Berater, Wolfgang Martin Team „Wenn Netweaver nicht in den nächsten drei bis vier Jahren zum Fliegen kommt, scheitert SAP.“
Wolfgang Martin, Berater, Wolfgang Martin Team „Wenn Netweaver nicht in den nächsten drei bis vier Jahren zum Fliegen kommt, scheitert SAP.“
Foto: Wolfgang Martin

Die oft mit SOA propagierte Unabhängigkeit von Anbietern scheint bei Anwendern nicht anzukommen: Bequemlichkeit, mehr Sicherheit durch einen Anbieter und Kosten der Komplexität durch viele Anbieter sprechen dagegen. Auch wenn sich aus technischer Sicht Produkte mehrerer Hersteller mit SOA deutlich einfacher integrieren lassen. „Das Mischen von Produkten unterschiedlicher Hersteller wird nicht so passieren, wie es die Anbieter versprechen – das kann man vergessen“, so Spies.

Dagegen wird auf Seiten von IBM viel passieren. „SOA ist für IBM der Weg zurück in die Applikationswelt“, prognostiziert Spies. Seine Begründung: IBM füllt schon immer Lücken bei großen Applikationsanbietern durch eigene Programme. Wenn IBM beispielsweise viele einzelne Logistikprogramme entwickelt, kann Big Blue irgendwann ein eigenes komplettes Logistikmodul anbieten. Durch die standardisierten Schnittstellen ließe sich dieses Modul einfacher an SAP oder Oracle anbinden. Aus Marketinggründen werde IBM solch ein Modul allerdings nicht mit einer Produktnummer und einem Namen in den Markt bringen, um Ärger mit den anderen Applikationsanbietern aus dem Wege zu gehen. Von allen Systemintegratoren sei einzig IBM in der Lage, heimlich etwas als No-Name-Produkt zu vertreiben.

Auch Oracle muss sich stark auf SOA einlassen, weil das Unternehmen sonst seine vielen Zukäufe nicht unter einen Hut bekommt, so Spies. Im „Fusion“-Projekt treibt Oracle die Integration auch massiv voran. Allerdings hinkt Oracle stark hinterher, weil die Entwicklerkulturen im Konzern nicht zusammenpassen: Siebel, Peoplesoft und Oracle arbeiten auf unterschiedlichen Code-Basen und mit verschiedenen Entwicklungswerkzeugen. „Oracle wird die Integration sicher schaffen. Offen bleibt aber, ob Oracle künftig Siebel- und Peoplesoft-Kunden mit Fusion-Applikationen versorgen kann“, sagt Spies.

Microsoft steckt durch Firmenkäufe in einer ähnlichen Situation wie Oracle. „Microsoft versucht, das Thema nicht unintelligent über Dynamic CRMCRM aufzuziehen“, so Spies. Der erste Einstieg über die ERP-Seite durch das Umstellen von Great Plains und Navision auf .NET lief zwar wenig erfolgreich. Die Integration mit Office läuft aber gut, was immer als Killerargument gilt. Wenn die Produkte auf der ERP-Seite harmonisiert sind, sollen sie nachgezogen werden. Alles zu CRM auf CIO.de

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