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Christian Senger

Software-Chef von VW verliert seinen Posten

Jens Dose ist Editor in Chief von CIO. Seine Kernthemen drehen sich rund um CIOs, ihre IT-Strategien und Digitalisierungsprojekte.
Volkswagen hat Christian Senger, Chef der Software-Einheit Car.Software.Org von seinen Aufgaben entbunden. Seine Aufgaben übernimmt Dirk Hilgenberg.

"Wir wechseln vom Planen ins Machen," hatte Christian Senger kurz vor dem Start von Car.Software.Org gesagt. Nach zwei Wochen im Amt hat der Autokonzern nun dem CEO der Software-Einheit den Posten wieder weggenommen, berichtet das Handelsblatt. Audi-Chef Markus Duesmann soll zukünftig die digitalen Einheiten des Autobauers weiterentwickeln, Dirk Hilgenberg übernimmt die Leitung der Car.Software.Org.

Christian Senger
Christian Senger
Foto: VW

Senger war Vorstandsmitglied der Kernmarke VolkswagenVolkswagen und seit 1. Juli 2020 Chef der neu gegründeten Geschäftseinheit, die das eigene Betriebssystem "VW.OS" für alle Automodelle des Wolfsburger Konzerns entwickeln sollte. Die digitale Plattform sollte mit eigenem Budget und eigenen Mitarbeitern entwickelt werden. Zuvor war Senger dafür zuständig, die Software für den Golf 8 und das Elektromodell ID.3 zu entwickeln. In beiden Fällen gab es Probleme. Der ID.3 soll nun im September mit abgespecktem Funktionsumfang auf den Markt kommen. Top-500-Firmenprofil für Volkswagen AG

VW wollte den Software-Eigenanteil, der momentan bei etwa 10 Prozent liegt, bis 2025 auf mehr als 60 Prozent steigern und so die Hoheit über die komplette Fahrzeugarchitektur behalten. Laut Senger fehle es branchenfremden Dienstleistern am nötigen Know-how, ein AutomobilAutomobil zu vernetzen. Zudem wolle der Konzern wettbewerbsfähig bleiben. Daher seien Entwicklungspartnerschaften mit externen IT-Konzernen keine Option mehr. Bisher hatte VW hauptsächlich mit Software von Autozulieferern gearbeitet und jede Marke programmierte für sich. Top-Firmen der Branche Automobil

Das Handelsblatt berichtet, Sengers Arbeit als Chef der Car.Software.Org sei von einigen VW-Managern kritisch gesehen worden. Der ehemalige BMW-Manager habe viele Ressourcen aus anderen Geschäftsbereichen in die Softwareschmiede ziehen wollen, ohne vorher zu erklären, wofür er sie brauche.

Dabei hatte Senger bei seinem Antritt betont, dass es bisher keine Best Practices für so eine Aufgabe gäbe. Die neue Software-Abteilung müsse von vorne anfangen. Das brauche Zeit und Geld - die VW auch investieren wollte: In den kommenden Jahren sollte die Car.Software.Org mehr als sieben Milliarden Euro in die Entwicklung stecken und alle Fahrzeugfamilien bis 2025 schrittweise auf die neue Plattform migrieren. Auch personell sollte die Software-Tochter solide aufgestellt werden: Ende 2020 wollte VW rund 5.000 IT-Fachleute und Entwickler dort beschäftigen und bis 2025 auf 10.000 Mitarbeiter aufstocken.

Darüber hinaus gab es laut Handelsblatt auch Probleme mit dem Betriebsrat. Es sei aufwändig gewesen, die Tarifverträge der einzelnen Marken für die gemeinsame Arbeit in der neuen Tochter aufeinander abzustimmen. Auch diese Schwierigkeiten hätten dazu geführt, Senger aus der Führung der Car.Software.Org abzuziehen.

Dem Bericht zufolge will VW den Manager im Unternehmen halten, auf welcher Position sei noch nicht bekannt.

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