Public IT


Pionier-Unternehmen Auticon

Software-Tests: Autisten als Experten

Johannes Klostermeier ist freier Journalist aus Berlin. Zu seinen Spezialgebieten zählen unter anderem die Bereiche Public IT, Telekommunikation und Social Media.
Softwaretester bei der Arbeit im neuen Berliner Büro in der Hardenbergstraße nähe Bahnhof Zoo.
Softwaretester bei der Arbeit im neuen Berliner Büro in der Hardenbergstraße nähe Bahnhof Zoo.
Foto: Auticon

Müller-Remus ist eines dabei ganz besonders wichtig: "Die Coaches bringen nicht die Abläufe vor Ort durcheinander. Es ist eine Hintergrundleistung; sie kommunizieren per E-Mail oder Telefon mit dem Mitarbeiter und helfen, falls es Probleme gibt." Vor Ort beim Kunden kümmerten sich die Job Coaches um Dinge wie eine zusätzliche Trennwand oder Kopfhörer, die Mitarbeiter für ihre Arbeit benötigen.

Das Testen von Software erfordert eine hohe Konzentration, viel Zeit und Geduld, man müsse detailgenau und präzise sein, analytisch und logisch vorgehen, wie Müller-Remus betont: "Das alles sind genau die Stärken, die unsere Mitarbeiter aufweisen."

Laut Sozialrecht schwerbehindert, für Software-Tests besonders begabt

Sozialrechtlich gelten die Mitarbeiter von Auticon mit Asperger-Syndrom als schwerbehindert. Speziell fürs Testen von Software haben sie nach Aussage ihres Arbeitgebers allerdings eine sehr hohe Begabung, eine sozusagen angeborene, eingebaute Qualitätsdisposition. "Sie haben Freude daran, Fehler zu finden und zu analysieren. Das macht sie so besonders. Wenn man die fachliche Qualifikation stärkt und es in einen passenden Rahmen packt, wird es für alle sehr erfolgreich", sagt der Auticon-Geschäftsführer.

Die Mitarbeiter haben aufgrund der sozialen Probleme in der Interaktion und in der Kommunikation oft schon einen harten Weg hinter sich. Müller-Remus will das Negative jetzt ins Positive wenden: "Wir wollen nicht auf den Schwächen herumreiten, wir wollen die Stärken hervorkehren. Wenn die Menschen in einem Umfeld sind, das sie akzeptiert, können sie ihre Stärken sehr gut entfalten." Aufgaben müssten dazu nur gut strukturiert sein, aufkommende Probleme rechtzeitig gelöst werden. Denn: Autisten brauchen eine klare Struktur und eine ebenso klare Kommunikation.

Denn Autisten verstehen vieles wortwörtlich. Deshalb müsse man ihnen stets die reine Sachbotschaft übermitteln. Müller-Remus: "Wir Normalmenschen oder 'Neurotypen' reden oft im Konjunktiv. Wir neigen dazu, uns nicht so direkt auszudrücken, das ist dann schwierig. Autisten brauchen klare Ansagen. Das zwingt uns zu klaren Formulierungen."

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