Kontrolle der Internet-Nutzung am Arbeitsplatz

Spionieren für die Produktivität

Reppesgaard studierte in Hannover und arbeitete danach als Reporter und Moderator bei Hörfunk von Radio Bremen zu innen- und jugendpolitischen Themen und in den Bereichen Technologie und Wissenschaft. Seit dem Jahr 2000 lebt er in Hamburg, seit 2001 arbeitet er mit Christoph Lixenfeld im druckreif Redaktionsbüro zusammen.

Commerzbank fischt nur 70 Prozent raus

Der Internet-Verkehr aller Mitarbeiter wird durch einen Knotenpunkt in Frankfurt geführt. "Pornografie, Rechtsradikalismus oder Entertainment sind die gesperrten Kategorien", erklärt IT-Service-Leiter Thomas Matzen. Damit Fußball und Nazis draußen bleiben, setzt die Bank zwei verschiedene Systeme ein: Surf Control und Smart Filter. "Wir hatten zuerst nur eine Lösung", sagt Matzen. Doch die sei allein nicht wirkungsvoll genug gewesen.

"Die Arbeit fängt mit der Anschaffung der Software erst an; es gibt kein Rundum-sorglos-Paket", warnt der IT-Spezialist. "Filter-Software muss man täglich updaten, denn die Anbieter dubioser Inhalte wechseln ständig ihre Adresse." Und dennoch: Trotz aller Mühe, räumt Matzen ein, fische auch die Kombilösung der Commerzbank nur 70 Prozent der unerwünschten Seiten heraus.

Zudem komme es immer wieder zu Irritationen bei den Bankern, wenn sie auch harmlose Websites nicht aufrufen können. Der Grund: Die IT-Service-Ressourcen reichen nicht aus, um für 35000 Nutzer individuelle Zugangsberechtigungen zu entwickeln. Die Commerzbank muss sich mit einem vierstufigen Berechtigungssystem behelfen. In diesem Rahmen, so Matzen, könnten Nutzer bei "berechtigtem Interesse" hochgestuft werden.

Neben der Flexibilität lässt auch die Genauigkeit der Filter zu wünschen übrig, was zu Mehrarbeit für die Anwender führt. "Nicht immer, wenn die Software Alarm schlägt, bedeutet das wirklich Gefahr", weiß Matzen. Wer gezielt Porno-Sites ansteuere, gerate zu Recht ins Visier der gefürchteten Revision der Bank. Wer aber eine Nachrichtenseite mit einem Link zu einem gesperrten Erotikanbieter besuche, löse ebenfalls Alarm aus. "Filter-Software ist nicht so fein granulierbar", klagt Matzen, der die User in solchen Fällen beruhigen muss.

Jeden Tastendruck aufzeichnen

Einen anderen Ansatz als Filter verfolgt Spionage-Software. Damit sind zwar alle Websites erreichbar, aber ein Programm beobachtet, wie die Mitarbeiter mit dieser Freiheit umgehen. So genannte Keystroke Logger wie "Trisys Insight" oder "Win What Where" zeichnen jeden Tastendruck auf und ermöglichen so Rückschlüsse auf das Surfverhalten und die Produktivität der Mitarbeiter. Gewerkschafter und Datenschützer finden Spionageprogramme bedenklich, und das nicht nur aus rechtlicher Sicht: Wer Mitarbeiter ausspioniere, setze das Betriebsklima aufs Spiel, warnt etwa Helmut Bäumler, Leiter des Unabhängigen Landeszentrums für DatenschutzDatenschutz Schleswig-Holstein. Alles zu Datenschutz auf CIO.de

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