Trotz Stimmungshoch mahnt Verband nachdrücklich Reformen an

Stimmung in der IT-Branche so gut wie lange nicht mehr

Werner Kurzlechner lebt als freier Journalist in Berlin und beschäftigt sich mit Rechtsurteilen, die Einfluss auf die tägliche Arbeit von Finanzentscheidern nehmen. Als Wirtschaftshistoriker ist er auch für Fachmagazine und Tageszeitungen jenseits der IT-Welt tätig.
Die Stimmung in der IT-Branche ist auf einen lange nicht da gewesenen Euphorie-Gipfel geklettert. Dennoch mahnt der Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien (Bitkom) mit Nachdruck Reformen an. Denn der IT-Sektor boomt so sehr, dass ihm die Fachleute ausgehen. Der Schlüssel zur Wende liegt nach Ansicht der Bitkom in Bildung und Zuwanderung.
So entwickelte sich der Bitkom-Index seit 2001.
So entwickelte sich der Bitkom-Index seit 2001.

Frisch zum neuen Bitkom-Präsidenten gekürt, könnte sich August-Wilhelm Scheer eigentlich strahlend zurücklehnen und im güldenen Licht des Branchenerfolgs suhlen. Der vom Verband seit sechs Jahren erhobene Stimmungsindex erreichte mit 63,5 Punkten im zweiten Quartal einen neuen Rekordwert. Die Kurve begann 2001 mit seither unerreichten 62,3 Punkten, sackte zwei Jahre später auf einen Tiefstwert von 21 und zeigte vor drei Monaten einen Wert von 50,8 an.

78 Prozent der Unternehmen rechnen für dieses Jahr mit steigenden Umsätzen. Die Wirtschaftslage ist auf den ersten Blick bestens. Aber nur auf den ersten Blick - und deswegen macht es sich Scheer nicht gemütlich, sondern formuliert Forderungen an die Politik.

Es fehlt an Fachkräften - eben nicht nur an Ingenieuren, wie von Presse und Fernsehen schon ausgiebig thematisiert. Etwa 20.000 Stellen im IT-Sektor sind derzeit unbesetzt. Die Unternehmen suchen vor allem Software-Entwickler, IT-Projekt-Manager und IT-Berater mit Hochschulabschluss.

Und das in der ganzen Bundesrepublik, wenngleich der Bedarf im Süden und Westen am größten ist. Im Süden mit den Boom-Regionen München, Stuttgart und Karlsruhe entfallen laut Scheer auf 100.000 Einwohner 30 offene Stellen, im Norden ist es nur die Hälfte.

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