Strategien


Opel und Groupe PSA

Opel-CIO Külpp macht Tempo bei der IT-Migration

Wolfgang Herrmann war Editorial Manager CIO Magazin bei IDG Business Media. Zuvor war er unter anderem Deputy Editorial Director der IDG-Publikationen COMPUTERWOCHE und CIO und Chefredakteur der Schwesterpublikation TecChannel.
Thomas Külpp, CIO bei Opel, stemmt eines der größten Migrationsprojekte in der Automobilbranche. Beim Herauslösen der IT aus dem GM-Konzern und der Integration in die französische Groupe PSA kommt es auf Geschwindigkeit an.

"1.350 Systeme in 880 Tagen" - unter diesem Motto steht ein umfassendes IT-Migrationsprojekt beim Autobauer OpelOpel. Verantwortlich dafür ist Thomas Külpp, seit August 2017 CIO von Opel in Rüsselsheim. Der gelernte Maschinenbauer hat eine wahre Herkules­aufgabe vor der Brust, genau genommen sind es zwei: Zum einen muss er rund 1.350 Altsysteme der einstigen Konzernmutter General Motors (GM) übernehmen, um den Betrieb aufrechtzuerhalten. Zum anderen gilt es, Opel in die Systemlandschaft von PSA zu überführen. Das alles geschieht gleichzeitig, betont Külpp, und es muss möglichst schnell gehen, damit sich PSA als zweitgrößter AutomobilherstellerAutomobilhersteller Europas auf Zukunftsfelder konzentrieren kann. Top-500-Firmenprofil für Opel Automobile GmbH Top-Firmen der Branche Automobil

2017 verkaufte General Motors den 1862 von Adam Opel gegründeten Autobauer an die Groupe PSA, zu der auch die Stamm-Marken Peugeot, Citroën und DS Automobiles gehören. Im ersten Schritt geht es nun darum, alle von Opel benötigten technischen Systeme auszugliedern und mit der eigenen IT zu betreuen. Noch komplexer ist die Aufgabe, alle Kernsysteme von Opel mit der PSA-Welt zu verschmelzen und dabei Synergien zu erzielen.

Im GM-Konzern war die Opel-IT Teil einer mächtigen IT-Organisation mit mehr als 10.000 Mitarbeitern. Die zentral geführte Organisation ließ lokalen Einheiten wenig Spielraum, berichtet Külpp. Nach dem Carveout aus dem GM-Konzern ist die verbliebene IT von Opel noch zirka 600 Mann stark. Sie wird allerdings durch die IT-Mannschaft von PSA unterstützt.

"PACE!" gibt die Richtung vor

Opel setzt mit dem Programm "PACE!" den strategischen Rahmen, an dem sich auch die IT ausrichtet. Die zentrale Botschaft: Opel soll nachhaltig profitabel, elektrisch und global werden. Für die IT bedeutet das zu­allererst, Migrationsaufgaben zügig zu erledigen und dabei besonders auf Kosteneffekte zu achten.

Opel-CIO Thomas Külpp: "Wir haben einen ausgefeilten Migrationsplan mit detaillierten Vorgaben."
Opel-CIO Thomas Külpp: "Wir haben einen ausgefeilten Migrationsplan mit detaillierten Vorgaben."
Foto: Opel

Zu den 1.350 Systemen aus der GM-Welt gehört alles, was ein internationales Industrie-Unternehmen benötigt: Engineering, Fertigungssteuerung, Logistik-, Finanz- und Vertriebsanwendungen zum Beispiel, aber auch Office- und Mail-Systeme für mehr als 30.000 Benutzer.

Wie schafft man das alles in einem Aufwasch? "Wir haben einen ausgefeilten Migrationsplan mit detaillierten Vorgaben", antwortet Külpp. Ein wichtiges Ziel lautet: In Zukunft sollen Autos aller PSA-Marken in jedem Werk gebaut werden können, also beispielsweise auch ein Peugeot vom Band einer klassischen Opel-Fertigungsstätte laufen. Dafür muss die IT die Voraussetzungen schaffen und sicherstellen, dass bei Opel zum Beispiel in Sachen Fertigung "die Sprache" von PSA gesprochen werde. Konkret bedeutet das unter anderem: weg vom Siemens-PLM-System (Product-Lifecycle-Management) und Migration auf CATIA von Dassault Systèmes.

Eine besonders diffizile Aufgabe dabei ist die "Transcodification", erläutert der IT-Chef. Sein Team entwickelte dazu Übersetzungs-Tools für den Übergang vom alten ins neue PLM-System. Diese Art der Übersetzung wird auch für die Fertigung, den Vertrieb, Aftersales und die Finanzsysteme benötigt. Wie so oft steckt der Teufel im Detail. So verwenden etwa die Stücklisten ("Bills of Materials") im alten GM-System achtstellige Teilenummern, im PSA-Kosmos sind sie zehnstellig.

Zur Startseite