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Technische Service-Hürden abbauen

Heinrich Seeger arbeitet als IT-Fachjournalist und Medienberater in Hamburg. Er hat über 30 Jahre IT-journalistische Erfahrung, unter anderem als Gründungs-Chefredakteur des CIO Magazins. Er entwickelt und moderiert neben seiner journalistischen Arbeit Programme für Konferenzen und Kongresse in den Themenbereichen Enterprise IT und Mobile Development, darunter IT-Strategietage, Open Source Meets Business, droidcon und VDZ Tech Summit. Zudem gehört er als beratendes Mitglied dem IT Executive Club an, einer Community von IT-Entscheidern in der Metropolregion Hamburg.

 An allen Prozessen sind Systeme beteiligt, die lange vor dem Internet existierten, darunter Hard- und Software aus dem EDV-Vermächtnis (Legacy) der Sechziger- und Siebzigerjahre: etwa IBMs großrechnerbasiertes Transaktionssystem TPF oder die Unisys-Oldies OS 1100 und 2200. „An diesen Systemen kommt man nicht vorbei, weil die ganze Airline-Industrie damit arbeitet“, so Diaz-Rohr. Keine große Airline habe für Reservierung und Check-in ein modernes Client Server System.

 Das macht es notwendig, moderne Entwicklungsprinzipien zu verletzen. „Single source, multiple output“ zum Beispiel, die vielfache Verwendung einer zentralen Datenbasis, wird beim Screenscraping ignoriert. Daten aus Großrechneranwendungen werden vor der Weiterverarbeitung maschinell vom Terminal-Bildschirm gelesen, weil alte Software oft keine Schnittstellen bietet.

 Sollen Passagiere per SMS über eine Verspätung informiert werden, rollt eine Lawine an: Aus der operativen Flugdatenbank kommt die Verspätungsnachricht; aus dem Check-in-System müssen die gebuchten Kunden herausgesucht werden; deren Identifikatiosnummer kommt aus dem Reservierungssystem; dort wiederum fehlt die Handy- Nummer, weil die bei der Buchung nicht erfasst wird; also muss sie aus der Datenbank mit den Kundenprofilen gesucht werden. „Bei einem verspäteten Transatlantikflug mit 350 Passagieren fallen über 1000 Transaktionen an“, bilanziert Ganswindt.

 Eine „Service-orientierte IT-Architektur“ soll die Abläufe um ein Vielfaches beschleunigen. Dazu werden alle Anwendungen in „Domains“ wie Vertrieb und Marketing eingeordnet und innerhalb dieser gekapselt. Eine Integrationsschicht stellt die Kommunikation über die Grenzen hinweg sicher. Systementwicklungen folgen einem „Architectural Blueprint“, in dem fünf Entwicklungsschichten definiert sind: von den Informationszugriffen („Data Access“) über die Domain Services (wer ist wofür zuständig?), den „Presentation Tool Layer“ und die Informationskanäle Telefon, E-Mail, Web etc.) bis hin zu diversen Benutzeroberflächen für Firmen- und Endkunden, Ticketautomaten, die Partner in der Star Alliance und die Reisebüros.

 120 Mannjahre rechnet Ganswindt für die Integration; rund ein Zehntel sei erledigt. Bis Ende des Jahres soll die Integration der Kunden-Stammdaten, die auf einer Unisys- Maschine residieren, abgeschlossen sein – für den CIO ein „existenzkritischer Projektabschnitt“. Massiv zum Einsatz kommt dabei die EAI-Lösung von Bea, aber auch Suns I-Planet. „Der Tool-Einsatz wird sich auf höchstens drei strategische Werkzeuge beschränken“, plant Ganswindt.

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