SMS-Nachfolger

Telekom verschiebt offiziellen Joyn-Start

26.02.2013
Von Meike Lorenzen

Warum Joyn floppen könnte

Und dabei wird durchaus noch "getextet". Der Branchenverband Bitkom hat die Zahl der 2011 versendeten Kurznachrichten auf etwa 46 Milliarden geschätzt. 2012 sollen es sogar 12 Milliarden mehr gewesen sein. Allerdings spiegelt sich der andauernde Erfolg nicht in den Umsätzen wider. 2009 waren SMS und Bilddienst MMS noch zu 50 Prozent am Umsatz mobiler Datendienste von deutschen Mobilfunkanbietern beteiligt. 2012 waren es laut Bitkom vermutlich nur 37 Prozent. Begründet wird dies mit Pauschalen, über die die SMS und MMS innerhalb der Mobilfunkverträge abgerechnet wurden. Für den Versand einer einzelnen SMS zahlt kaum noch jemand.

Mit Joyn hofft die Telekom auf Kooperationen. "Wir könnten uns zum Beispiel Partnerlösungen mit der Fernsehsendung 'Wer wird Millionär' vorstellen, wie wir sie jetzt mit der SMS auch schon haben", sagt Wende. Eine andere Idee sei eine Kooperation mit den Automobilclubs im Land. "Wenn jemand einen Unfall hat, könnte er das Problem per Video an den Mechaniker schicken, so dass der schon einen Eindruck bekommt, ehe er die Unfallstelle überhaupt erreicht hat", sagt der Telekom-Sprecher. Neben der Telekom hat auch O2 hat die Einführung von Joyn für 2013 angekündigt. Lediglich E-Plus gibt sich unter den deutschen Mobilfunkanbietern zurückhaltend und will die Erfahrungswerte der anderen erst einmal abwarten.

Auch wenn mit Joyn vermutlich kaum Profite zu erwirtschaften sind, setzen die Unternehmen darauf, dass das neue Produkt bei den Kunden ankommt. Dafür werben sie vor allem mit dem Sicherheitsfaktor. Experten zweifeln jedoch an dem Erfolg des SMS-Nachfolgers. "Ich habe mit Blick auf den Massenmarkt nicht den Eindruck, dass die Kunden auf sichere und verschlüsselte Systeme achten", sagt Torsten Gerpott. "Technisch ist Joyn nicht schlecht, dass bedeutet aber noch lange nicht, dass sich das Produkt auf dem Markt durchsetzt."

Seiner Meinung nach hängt der Markterfolg zum großen Teil davon ab, ob die Smartphonehersteller bereit sind, die App auf ihren Geräten vorzuinstallieren. "Und das ist erst einmal eine Frage der kommerziellen Zugeständnisse, die Mobilfunknetzbetreiber den Geräteherstellern machen", sagt Gerpott - also eine Frage des Geldes.

Bleibt die Frage, was eigentlich mit der antiquierten SMS passiert. Müssen Handynutzer bald Sorge haben, dass der alte Dienst abgeschafft wird? Die klare Antwort lautet: Nein. "Es sind noch viel zu viele Telefone im Umlauf, die kein Smartphone sind", sagt Dirk Ellenbeck von Vodafone. Etwa 50 Prozent aller Vodafone-Nutzer in Deutschland besitzen noch ein normales Handy und selbst bei den Neukunden entschieden sich immer noch 20 Prozent gegen ein Smartphone. Bei den anderen Anbietern dürfte das nicht anders sein.

(Quelle: Wirtschaftswoche)

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