Highspeed-Internet im Flieger

Telekom zeigt erstes 5G-Netz und Weltnetz ngena

Jürgen Hill ist Chefreporter Future Technologies bei der COMPUTERWOCHE. Thematisch befasst sich der studierte Diplom-Journalist und Informatiker derzeit mit aktuellen IT-Trendthemen wie KI, Quantencomputing, Digital Twins, IoT, Digitalisierung etc. Zudem verfügt er über einen langjährigen Background im Bereich Communications mit all seinen Facetten (TK, Mobile, LAN, WAN). 
Auf dem Mobile World Congress (MWC 2016) in Barcelona zeigte die Telekom nicht nur ein erstes 5G-Mobilfunknetz im Live-Betrieb, sondern präsentierte mit ngena ein Weltnetz für Unternehmenskunden. Ferner stand der paneuropäische Netzausbau auf der Agenda sowie ein für 2018 geplantes Internet-Flugnetz, das European Aviation Network EAN.
Telekom-Chef Tim Höttges erklärte auf dem MWC die Netzausbaupläne der Telekom.
Telekom-Chef Tim Höttges erklärte auf dem MWC die Netzausbaupläne der Telekom.
Foto: Jürgen Hill

Ein leistungsfähiges paneuropäisches NetzNetz für die DigitalisierungDigitalisierung zu liefern, das war das erklärte Ziel der Telekom auf dem Mobile World Congress. Dazu setzt der Carrier auf alle verfügbaren Technologien wie 5G (70 Gbit/s im Labor), Glasfaser, Telefonkabel mit 11 Gbit/s Übertragungsgeschwindigkeit (XG-Fast), Internet im Flugzeug und eine globales Netz namens negena für Unternehmenskunden. Alles zu Digitalisierung auf CIO.de Alles zu Netzwerke auf CIO.de

Der Tricoder der Enterprise wird Realität

Bescheidenheit war bei der Telekom auf dem MWC 2016 nicht angesagt: Der Carrier präsentierte sich als Betreiber des führenden europäischen Netzwerks.
Bescheidenheit war bei der Telekom auf dem MWC 2016 nicht angesagt: Der Carrier präsentierte sich als Betreiber des führenden europäischen Netzwerks.
Foto: Jürgen Hill

"Die Digitalisierung ist das größte Geschenk für die Business-Welt", unterstrich Telekom-CEO Tim Höttges die Bedeutung der aktuellen Entwicklung. Dabei dürften aber, bei allen Chancen und neuen Anwendungen, nicht die Bedenken und Befürchtungen der Beschäftigten sowie der Bevölkerung vergessen werden. Dennoch ist Höttges überzeugt, dass die Vorteile in Medizin, Robotics, oder beim autonomen Fahren etc. überwiegen.

Wie solche neuen Anwendungen aussehen könnten, demonstrierte Höttges, der sich auf dem MWC als jugendlicher Raumschiff-Enterprise-Fan outete, anhand eines Tricoders, wie in der Bordarzt in der Science-Fiction-Serie nutzt. Der mobile Nano-Spektrometer kann etwa in Echtzeit Nahrung oder Metalle und sonstige Stoffe analysieren und dann etwa Informationen über die enthaltenen Nährstoffe und Kalorien geben. Damit dies funktioniert ist das Device auf eine schnelle Verbindung in die Cloud angewiesen.

Ohne Netz keine Digitalisierung

Die Pressekonferenz der Telekom war auf dem MWC gut besucht.
Die Pressekonferenz der Telekom war auf dem MWC gut besucht.
Foto: Jürgen Hill

"Ohne Netz funktioniert die neue Welt nicht", so Höttges, "und wir bauen das Netz dazu." Dabei stehen die Carrier nach Höttges Schilderung vor großen Herausforderungen. Zählten in der Vergangenheit der Datendurchsatz und die Netzabdeckung als Kriterien, so komme nun im Zeitalter der Digitalisierung ein dritter Aspekt hinzu: die Latency. "War früher einen Verzögerung von 20 ms genügend schnell, so benötigen wir in der digitalisierten Welt nun eine Latenz in der Größenordnung von einer Millisekunde", beschrieb Höttgens die neuen Anforderungen an die Netze. Zudem erwartet der Telekom-Chef, dass die für 2020 prognostizierte Zahl von 50 Milliarden per IP vernetzte Devices bis 2030 auf 100 Trillionen steigt - bedingt durch unzählige Sensoren, Aktoren etc.

Um den Netzausbau zu stemmen, investiert die Telekom enorme Summen. 2015 hat die Telekom 12 Milliarden Euro in den Ausbau ihrer Netze investiert, davon 4,1 Milliarden in Deutschland. Auch 2016 sind dafür Milliardeninvestitionen geplant. Ein Teil des Geldes fließt etwa in den Ausbau des 5G-Netzes als Nachfolger von LTE. Spätestens 2020 ist der Rollout der neuen Mobilfunkgeneration geplant. In Barcelona zeigt die Telekom zum ersten Mal nicht nur Bausteine, sondern ein komplettes 5G-System. Dabei durchbricht sie bei der Latency eine Schallmauer: Sie liegt - Ende zu Ende - unter einer Millisekunde.

Zum Vergleich: Aktuelle LTE-Netze liegen bei rund 40 ms. Zudem erlaubt es die neue Mobilfunktechnik dank Multislicing individueller auf die Anforderungen der Kunden einzugehen: So hat die Telekom in ihrer Demo das 5G-Netz in drei virtuelle Netze unterteilt - etwa ein 5G-Netz, ein virtuelles LTE-Netz und Netz für Tausende von Vernetzungen im so genannten Schmalband (Narrowband IoT). Im 5G-Netz erreicht der Carrier mit einem Smartphone-Prototyp einen Datendurchsatz von mehr als 1,5 Gigabit pro Sekunde.

Highspeed-Internet im Flieger

Claudia Nemat, Vorstand Europa und Technik bei der Telekom, erklärte den Ausbaustand des paneuropäischen PAN-Net.
Claudia Nemat, Vorstand Europa und Technik bei der Telekom, erklärte den Ausbaustand des paneuropäischen PAN-Net.
Foto: Jürgen Hill

Auf solche Transferraten müssen Fluggäste in Europa noch einige Zeiten warten, aber ab 2018 will die Telekom zumindest LTE-Speed im Flugzeug realisieren. Für das European Aviation Network (EAN) sollen noch in diesem Jahr die ersten Antennen errichtet werden, die künftig LTE-Signale nach oben senden sollen und damit den Internet-Empfang auch in 10.000 Meter Höhe auf europäischen Flugrouten ermöglichen. Bis zum Marktstart Anfang will Telekom dafür insgesamt 300 LTE-Standorte in ganz Europa errichten und in Betrieb nehmen. Erste Testflüge sollen noch in diesem Jahr erfolgen. Ab März 2017 startet dann nach derzeitiger Planung ein erster kommerzieller Versuch gemeinsam mit der LufthansaLufthansa. Die Internet-Versorgung des europäischen Luftraums geschieht in Partnerschaft mit dem Satellitenbetreiber Inmarsat. Top-500-Firmenprofil für Lufthansa

Das Weltnetz negena

Cisco CTO Zorawar Biri Singh erläuterte als Technologiepartner das geplante Weltnetz negena.
Cisco CTO Zorawar Biri Singh erläuterte als Technologiepartner das geplante Weltnetz negena.
Foto: Jürgen Hill

Während EAN lediglich auf Europa beschränkt ist verfolgt die Telekom mit negena globale Pläne. Die Next Generation Enterprise Network Alliance will ab der ersten Jahreshälfte 2017 internationale Netzdienste für Großkunden bereitstellen. Auf diese Weise sollen global agierende Firmen Mitarbeiter und entlegene Standorte möglichst einfach und schnell an das Corporate Network anbinden können. Ngena verknüpft dazu auf der Basis von Cisco-Technologie die Netze der Allianzpartner zu einem virtuellen Weltnetz der nächsten Generation. Unternehmenskunden sollen so über Kontinente hinweg flexibel und schnell leistungsfähige und sichere Netzdienste erhalten.

Gründungsmitglieder der Alliance sind neben Cisco als Technologiepartner CenturyLink, Deutsche TelekomDeutsche Telekom, Reliance und SK Telecom. In den nächsten Jahren will negena 20 weitere Partner hinzugewinnen. Allerdings müssen die europäischen Wettbewerbsbehörden der Gründung noch zustimmen. Top-500-Firmenprofil für Deutsche Telekom

Das europäische PAN-Net

In Europa selbst, hier sieht sich die Telekom als größte europäische Telco, bauen die Bonner weiter an ihrem europäischen PAN-Net, das in diesem Jahr in den Produktivbetrieb geht. Mit dem IP-Netz, das Techniken wie SDN und NFV verwendet, spart der Carrier eigenen Angaben zufolge über zehntausend Vermittlungsstellen ein. Entsprechende Services sollen künftig aus wenigen virtualisierten und cloudifizierten Rechenzentren kommen. Eines davon nimmt die Telekom wohl bereits im 2. Quartal 2016 in Budapest in Betrieb.

Aus diesem Rechenzentrum will man dann ab dem 3. Quartal zentralisiert neue IP-Services für alle Landesgesellschaften offerieren. Das erste Produkt ist, wie es heißt, ein E-Mail-Service nach höchsten Sicherheitsstandards. Im vierten Quartal folgt der Service CloudCPE. CloudCPE ist für Business-Kunden konzipiert, die planen, ihr Corporate Network zu virtualisieren - das könnte etwa Router oder TK-Anlagen betreffen. Vereinfacht ausgedrückt ist CloudCPE eine Weiterentwicklung des VPNs. Anfangs offeriert die Telekom den Service in 11 Ländern. Deutschland soll dann später folgen.

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