Strategien


Kritik an Shared Services

ThyssenKrupp: IT-Umbau mit Gegnern

Alexander Freimark wechselte 2009 von der Redaktion der Computerwoche in die Freiberuflichkeit. Er schreibt für Medien und Unternehmen, sein Auftragsschwerpunkt liegt im Corporate Publishing. Dabei stehen technologische Innovationen im Fokus, aber auch der Wandel von Organisationen, Märkten und Menschen.
Kokslager von ThyssenKrupp. Die Schwerpunkte im Rohstoffhandel von ThyssenKrupp bilden der Koks- und Kohlebereich einschließlich der Aufbereitung und Logistik.
Kokslager von ThyssenKrupp. Die Schwerpunkte im Rohstoffhandel von ThyssenKrupp bilden der Koks- und Kohlebereich einschließlich der Aufbereitung und Logistik.
Foto: ThyssenKrupp AG

Im Jahre 2009 traf dann mit der Neuorganisation des Konzerns die erste große Welle auf die IT von ThyssenKrupp: "Ein Element dieser Veränderungen war die grundsätzliche Entscheidung, Shared Services einzuführen", sagt der CIO. Das intern ausgerichtete SSC (Shared Service Center) wird als Zero-Profit-Organisation geführt. Fokus: die einheitliche IT-Infrastruktur im weitesten Sinne sowie Value Added Services, im Wesentlichen also die SAP-Welt.

Hybridlösung für Shared Service

Die Organisation mit heute 390 Mitarbeitern in Europa und Nordamerika ist nicht in der Lage, einen Konzern allein zu bedienen, der nahezu 100 000 Endgeräte hat und viele Verästelungen aufweist. "Wir müssen bei der Weiterentwicklung der Shared-Services-Organisation daher die Hybridlösung suchen und implementieren", sagt Gaul. "Zugekaufte Leistungen werden in die IT-Supply-Chain integriert, um weltweit auf Marktpreisniveau lieferfähig zu sein." Hinzu kommt die schwierige Sicht nach außen, die eine Umstrukturierung erschwert: "Wir haben mehr als 600 Einzelverträge mit IT-Dienstleistern, die teilweise harmonisiert sind, aber auch noch die alte heterogene Welt abbilden."

Dieser Paradigmenwechsel zu Shared Services wirbelt das Machtgefüge durcheinander: "Die Standardisierung der Infrastruktur wird stärker in den Konzern gebracht, sodass die Entscheidungshoheit über Erneuerungszyklen und Risiken von der dezentralen Einheit stärker auf die Zentrale übergehen wird", berichtet Gaul, der erst kürzlich den Startschuss für das interne Programm "unITe" gegeben hat: "In den nächsten Monaten legen wir die Karten, um unser 'Future Operating Model' mit allen Beteiligten im Konzern zu definieren."

Hier würden Entscheidungen über den Einsatz von Infrastrukturkomponenten, der geschäftsneutralen IT, nicht mehr in den lokalen Einheiten getroffen. Stattdessen gibt ein zentral geführter Servicekatalog den Rahmen vor, "und die Konzerngesellschaften müssen sich in ihren lokalen IT-Abläufen anpassen, damit der Nutzen auch zutage tritt."

Stahlwerk in Schwelgern, Duisburg.
Stahlwerk in Schwelgern, Duisburg.
Foto: ThyssenKrupp Steel Europe AG

Dementsprechend groß ist die "Freude" über die IT. So wurden beispielsweise die IT-Budgets der zentralen Fachbereiche bereits komplett in das Corporate Center IT (CC-IT) überführt. "Die verschiedenen ProjekteProjekte in den einzelnen Fachbereichen haben über die Jahre hinweg zu einer durchaus heterogenen Ausprägung geführt", argumentiert Gaul. Wenn das Business weniger Freiheiten genießt und die IT eine höhere Verantwortung hat, entsteht Reibung. "Beide Parteien müssen daher lernen, diese Konflikte auch im Alltag sachgerecht abzuwickeln", fordert der CIO, der trotz der Auseinandersetzungen auf einen Schulterschluss setzt, um "die im Gesamtkontext beste Lösung auch mit Blick auf einen Standard zu finden". Alles zu Projekte auf CIO.de

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