Retail IT


Lagerhaltung bei Medion

Tool analysiert Ausfallgefahren

15.10.2010
Von Hartmut Wiehr

Zunächst ging man von einem theoretischen Modell, dass die Produktausfälle in drei Phasen unterteilt und als "Badewannenkurve" bezeichnet wird. Sie unterteilt den Ersatzteilbedarf in drei Phasen:

  • Phase 1 ist geprägt von Frühausfällen, die sich beim ersten Einsatz des Endprodukts zeigen.

  • Phase 2 weist einen geringen Ersatzteilbedarf auf, in dieser Phase laufen die Produkte in der Regel stabil.

  • In Phase 3 fallen die Teile typischerweise aufgrund erhöhten Verschleiß oder Alterung aus.

Die Analysen bei Medion zeigten allerdings, dass diese Kurve nicht dem tatsächlichen Ausfallverhalten der Komponenten entspricht und für die Bedarfsprognose ungeeignet ist (vgl. Abbildung Badewannenkurve).

Die "Badewannenkurve" gibt den ungefähren Verlauf der Lagerhaltung für IT-Ersatzteile an. Sie muss aber durch genauere Zahlen ergänzt werden. (Abbildung: Abels & Kemmner)
Die "Badewannenkurve" gibt den ungefähren Verlauf der Lagerhaltung für IT-Ersatzteile an. Sie muss aber durch genauere Zahlen ergänzt werden. (Abbildung: Abels & Kemmner)

Im Rahmen der Untersuchungen von Medion und Abels & Kemmner wurden die Verbrauchsreihen der Ersatzteile analysiert und bewertet. Aufgrund der sehr geringen Verbrauchszeiträume (< 6 bis 12 Monate) und der sehr unsteten Bedarfsanforderungen waren klassische Verfahren wie zum Beispiel Mittelwert, exponentielle Glättung oder Median für die Prognoserechnung nicht geeignet beziehungsweise brachten gegenüber dem bis dato eingesetzten Verfahren keine Vorteile.

Analyse der Ausfallraten

Daher wurden weiter in der Vergangenheit liegende ProjekteProjekte genauer betrachtet und die Verbrauchsreihen hinsichtlich ihres Ausfallverhaltens analysiert. Dabei zeichneten sich besondere Typen von Ausfallmustern ab: Insgesamt fünf verschiedene Typen konnten bestimmt und sogenannten Normkurven zugeordnet werden. Je nachdem, wie die Ausfallraten zu Beginn des Produkteinsatzes, im Mittelbereich und am Ende der Garantiezeit ausfielen, konnten die Komponenten den Normkurven zugeordnet werden. Alles zu Projekte auf CIO.de

Es war keine Überraschung, dass Ausfallmuster nicht undbedingt baugruppenspezifisch waren. Elektronische Komponenten waren zum Beispiel in allen Bereichen anzutreffen wie auch mechanische Bauteile. Die Anwendung der Normkurven konnte also nicht einfach über die Produktgruppe geregelt werden. Es mussten dafür eigene Regeln und Indikatoren herangezogen werden.

Im zweiten Schritt wurden Methoden entwickelt, wie diese Normkurven zur Prognose des Ersatzteilbedarfs herangezogen werden können. Da es sich hierbei um eine sehr komplexe und rechenintensive Aufgabe handelte, wurde eigens ein Prototyp eines Analyse-Softwaretools entwickelt, mit dessen Hilfe die Ausfalldaten verarbeitet und Prognosen auf Basis der Normkurven ermittelt wurden. Über die Beurteilung der ersten Phase des Verbrauchszeitraums können die Anwender dem Ersatzteil das am besten geeignete Ausfallmuster zuordnen und den Bedarf innerhalb des Garantiezeitraums ermitteln.

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