Im Urteil von Analysten

Ungewöhnlich: Villeroy gründet IT-Tochter

Thomas Pelkmann ist freier Journalist in München.

Auch Forrester-Analyst Pascal Matzke sieht die möglichen Skaleneffekte, warnt aber vor der Wirklichkeit: "Eine höhere Skalierfähigkeit, höhere Auslastung sowie bessere Go-To-Market-Strategien sollten die Preise eher nach unten bringen." In der Praxis sei genau das aber oft schwierig, weil man auf der Basis bisher interner Dienstleistungen nicht sofort ein marktfähiges Portfolio entwickeln könne. "Da muss erst einmal investiert werden. Also gehen die Kosten zunächst nach oben."

Bis es dann für RSI zu einem marktfähigen Unternehmen reiche, brauche es "Zeit, Investitionen und Commitment". Allerdings sei das Joint Venture mit Rödl & Partner dafür ein gutes Modell, weil das Beratungsunternehmen bereits am externen Markt platziert sei und über Methoden und Erfahrungen für den Bau und das Management solcher Portfolios verfüge.

Doppelfunktion als interner und externer Dienstleister ist eine Herausforderung

Gartner-Kollege Michael von Uechtritz warnt davor, die Ausgründung halb ernst anzugehen: "Die Geschäftsanforderungen von captive und non-captive sauber zu trennen, ist eine echte Herausforderung, der man sich stellen muss." Die Doppelfunktion als interner Dienstleister für Villeroy & Boch und als externer Berater im Mittelstand sei keine triviale Geschichte. Von Uechtritz hält dabei einen Anteil von zwei Drittel unabhängiger Aufträge für erfolgskritisch - eine Grenze, von der RSI zumindest am Anfang aber noch weit entfernt ist. "Natürlich hat RSI einen Businessplan, über den wir möglichst schnell signifikant unabhängig vom Villeroy & Boch-Volumen werden möchten", so Thomas Ochs. Am Anfang werde der Anteil von Fremdaufträgen aber allenfalls zwischen zehn und 20 Prozent liegen - zunächst zu wenig zum erfolgreichen Überleben.

Selbst ums Überleben muss Villeroy & Boch-CIO Thomas Ochs aber auch nach der Ausgründung der IT-Abteilung nicht kämpfen. "Wir haben ja nicht die komplette IT ausgelagert" Mit RSI gebe es einen langfristigen Dienstleistungsvertrag, zu dem auch der Mitarbeiterübergang eines Teils seiner bisherigen IT-Abteilung gehöre. "Insofern ist das klassisch. Allerdings behalten wir eine Kernorganisation, wo wir Themen wie Architekturmanagement, Solution Management, IT-Governance und Projektsteuerung in der Organisation halten."

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