Christiane Stenger im Interview

"Unser Gehirn ist neugierig, aber auch faul"

28.02.2022
Von Lisa Hegemann

"Entweder bin ich kreativ oder nicht - das ist falsch"

Gerade, wenn ich gestresst bin, mangelt es auch mal an der Kreativität. Sie schreiben aber, dass Produktivität auch kreativ macht. Wie das?

Ein Vorurteil über Kreativität ist: Entweder bin ich kreativ oder nicht. Aber das ist falsch. Ich muss produktiv sein, um kreative Ideen zu sammeln. Kein Künstler dieser Welt hat einfach eine Idee. Das passiert durch Arbeit, dadurch, dass ich mich mit etwas beschäftige. Ideen fallen nicht vom Himmel.

Können Sie ein Beispiel nennen?

Ich muss mir Inspiration holen. Designer verwenden dafür Bilder. Sie klicken beispielsweise Fotos im Internet durch und schauen, ob sie so zu einer Idee inspiriert werden.

Jetzt sind wir nicht alle Designer …

Nein, aber es geht darum, die eigenen gedanklichen Bahnen zu verlassen und dem Gehirn neuen Input zu geben. Ich kann mir zum Beispiel das Gegenteil von dem vorstellen, was ich erreichen möchte. Oder einfach über neue Wege nachdenken. Wenn ich keine Eier zu Hause habe und Pfannkuchen machen möchte, kann ich mich ja nicht nur fragen: Wo kriege ich jetzt Eier her? Ich kann mich auch fragen: Wie kann ich die Eier ersetzen?

Ist das nicht kompliziert?

Nein. Am Anfang denkt man vielleicht, es wäre viel mehr Aufwand und da müsse man jetzt total viel ändern. Aber im Nachhinein macht es das Arbeitsleben viel leichter.

Frau Stenger, vielen Dank für das Gespräch.

Bibliografie

Christiane Stenger

Lassen Sie Ihr Gehirn nicht unbeaufsichtigt - Gebrauchsanweisung für Ihren Kopf

Campus-Verlag, 17,99 Euro 252 Seiten, ISBN 978-3-593-50012-6

(Quelle: Handelsblatt)

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