Employer Branding

Unternehmen schummeln bei der Selbstdarstellung

Ingrid Weidner arbeitet als freie Journalistin in München.

Die Protagonisten für die Videos finden die Personaler im eigenen Unternehmen. "Wir geben weder bestimmte Aussagen, noch eine Kleiderordnung vor", erklärt der BMW-Mann. Allerdings produzieren die Kurzfilme Profis aus einer Agentur. Lediglich drei Fragen sollten die Mitarbeiter beantworten: Wie sie zu BMW gekommen sind, wie ihr Arbeitsalltag aussieht und was für sie das Besondere an BMW ist.

Studienautor Theisen kritisiert, dass alle DAX-Unternehmen von Leidenschaft sprechen und hält solche Floskeln für unglaubwürdig. Ferschke kennt diese Kritik, verteidigt aber seine Kollegen. "Der Begriff Leidenschaft zog sich wie ein Leitmotiv durch alle Gespräche. Wir haben den Mitarbeitern nichts vorgeben, das ist eine authentische Aussage?, sagt Ferschke und fügt hinzu: "Anders als viele denken, muss da niemand eine Krawatte tragen und auch längere Haare sind nichts Außergewöhnliches."

Den direkten Austausch mit potenziellen Bewerbern über Facebook zählt Ferschke ebenfalls zu den wichtigen Säulen der Employer-Branding-Strategie von BMW. Sascha Theisen kritisiert, dass viele Konzerne in ihrem Facebook-Auftritt Produktwerbung und Bewerberansprache vermischen. BMW trennt beide Welten, informiert und diskutiert mit Interessenten über eine eigene Adresse über Jobs und Perspektiven im Unternehmen. Drei BMW-Mitarbeiterinnen des Personal-Marketings beantworten an fünf Tagen in der Woche die eingehenden Fragen und moderieren Karrierethemen.

Authentisch und professionell ist kein Widerspruch

Auch bei ZF in Friedrichshafen beschäftigt sich das Personal-Marketing schon seit vielen Jahren mit Employer Branding, seit 2007 fragt das Unternehmen Bewerber nach ihren Erwartungen an einen professionellen HR-Auftritt. Bereits seit 2010 gibt es international angepasste Karriereseiten. "In Deutschland bevorzugen Bewerber einen seriösen Auftritt mit dezenten Hintergrundfarben, in den USA sind die Interessenten eine direktere Ansprache gewohnt und in China muss es auf der Website blinken", verrät Martin FrickMartin Frick, Leiter des Personal-Marketings von ZF. Profil von Martin Frick im CIO-Netzwerk

Martin Frick, ZF: "In Deutschland bevorzugen Bewerber einen seriösen Auftritt mit dezenten Hintergrundfarben, in den USA sind die Interessenten eine direktere Ansprache gewohnt und in China muss es auf der Website blinken.?
Martin Frick, ZF: "In Deutschland bevorzugen Bewerber einen seriösen Auftritt mit dezenten Hintergrundfarben, in den USA sind die Interessenten eine direktere Ansprache gewohnt und in China muss es auf der Website blinken.?
Foto: ZF

Das Unternehmen vermittelt über seine umfangreichen Karriereseiten Einblicke ins Unternehmen und stellt Mitarbeiter aus ganz unterschiedlichen Abteilungen in ihrer Arbeitsumgebung und auch mit ihren Hobbys vor. Jobinhalte interessierten angehende IT-Mitarbeiter besonders. "Informatiker wollen Themen und Innovationen voranbringen, tüfteln und Patente entwickeln", berichtet der studierte Wirtschaftsinformatiker Frick.

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