Strategien


Mobile Strategy

Unternehmensführung in Zeiten des Tech-Tornados

Mobile Strategy Consultant bei MWC.mobi und Buchautor

Vom Autohersteller zum Mobility Service Provider

Automobilhersteller und Airlines waren mit die ersten Branchen, die sich der Herausforderung des Mobile Tsunami gestellt haben. Sie entwickeln sich permanent weiter zum Mobility Service Provider im erweiterten Wortsinn - im Kerngeschäft werden Personentransport und Mobilität verkauft, im Gesamtumfang des Produkterlebnisses runden allerdings zahlreiche Mobile Services die User Experience ab.

Noch vor Facebook war der DB Navigator auf der Apple Watch verfügbar.
Noch vor Facebook war der DB Navigator auf der Apple Watch verfügbar.
Foto: Deutsche Bahn

In der Share Economy werden Leistungen eingekauft wie Car-Sharing, keine Produkte. Produkte werden zu Apps. So wie Airlines wie Lufthansa aufgeschrieben, wohin das noch führen kann. Deutsche Bahn das Kundenerlebnis über alle digitalen Touchpoints entlang der Reisekette aus: 150 Digitalisierungsprojekte in den Geschäftsbereichen Personen-, Güterverkehr, Logistik und Infrastruktur hielten den Konzern alleine Mitte 2015 auf Trab.

Dabei reichte die Bandbreite vom Aufwerten der DB Navigator App um eine elektronische Wagenstandsanzeige, über das Buchen von Mietfahrrädern oder Car-Sharing-Angeboten bis zur Zurverfügungstellung individueller Reisedaten auf Tablets der Zugbegleiter. In-Train-Navigation via Beacon zum Sitzplatz, eine App für Infotainment und Bordbistrobestellungen, die WLAN-Versorgung in den Zügen und auf Bahnhöfen, das Anbieten von Videokonferenzen während der Fahrt, On-Demand Shopping in Bahnhofspassagen und noch futuristisch anmutende Fensterbildschirme mit AR-Informationen entlang der vorbeirauschenden Landschaft standen auch im Masterplan für die Digitale Transformation der Bahn.

Aber auch Planung, Streckenwartung und Instandhaltung des Netzes sind Digitalisierungsthemen. So sollen Sensoren das Fahrgastaufkommen, den Streckenzustand und die jeweilige Zugposition erfassen und das extrahierte Smart Data den Kundenservice verbessern. Das Competence Center Digitalisierung ist Stabsstelle im Vorstand und der Digitale Wandel im entsprechenden Fokus. Dabei ist der Ehrgeiz durchaus, vom Getriebenen zum Treiber zu werden. So wurde der DB Navigator noch vor Apps von Facebook für die nalytics basierend auf Big Data und optimiert.

So ließe sich jetzt Branche für Branche schildern, in der Unternehmen sich halb gezogen, halb aktiv springend in die Wellen der Digitalisierung stürzen, um nicht zu Getriebenen des Tsunami zu werden. Dabei kann auch die Digitale Adaption eines Teilbereiches eines Geschäftsmodells durchaus einem Marathonlauf gleichen: Fünf Jahre nach Einführung des iPad im Jahr 2010 lag die digital verkaufte Auflage von Magazinen in Deutschland im Durchschnitt bei einem Prozent der Printauflage - in UK bei knapp vier und in den USA über fünf Prozent.

Vor dem Hintergrund des zunehmenden Printschwundes ist das für die Verlage sicherlich ernüchternd. Neben den Herausforderungen der Preisgestaltung, einer unterschiedlichen Mehrwertsteuerbelastung und einer auch für Smartphones optimierten Darstellung tun sich Verlage vor allem mit der Vermarktung schwer.

Digital Publishing Produkte bedürften der gleichen Mobile Marketing Klaviatur wie Apps aus anderen Branchen, die um Downloads und Engagement kämpfen. Für das haptische Aus-dem-Briefkasten-Holen oder In-Bahnhofskiosken-Stöbern gibt es zudemnoch keine digitalen Pendants in den App Stores. Online-Kioske wie Blendle, Keosk oder Readly versprechen Abhilfe.

Eine weitere große Herausforderung der Medien-Branche ist die Erosion von Medien-Marken, wenn für den Homo Mobilis die Zukunft des Lesens auf mobilen Endgeräten in kuratierten Nachrichten-Features wie Apple News oder Instant Articles von Facebook liegt - also in den Alpha-Apps der Mobile-Giganten und nicht in dedizierten Medien-Apps. Auch beim Lesen von auf GoogleSoziale Netzwerke, Big Data Analysen und Cloud-Technologien sind dabei Werkzeuge, deren Leistungsfähigkeit sich natürlich immer weiter entwickelt, die sich aber in der Nutzung mithilfe entsprechender Technologie-Dienstleister relativ einfach erschließen lassen und deren benötigte Kapazitäten sich je nach Bedarf skalierbar zukaufen lassen.AMP-Technik beschleunigten News-Artikeln, bleiben die mobilen Leser auf Google-Territorium und sind mit einem Klick zurück auf der Suchseite.

Das Zusammenspiel mit den Ökosystem-Mobile-Giganten bleibt für Print-Verleger ein zweischneidiges Werk. Für den im Juli 2015 aus dem Amt geschiedenen Twitter-CEO Dick Costolo jedenfalls wird Mobile zu einer Zentralisierung bei der Distribution von Content führen, weil kein Mensch auf Dauer Lust hat, zig Apps auf sein Smartphone zu laden. Getrieben von der Digitalen Transformation ist sicherlich die Taxi-Branche, genauer gesagt die Taxi-Zentralen und ihre Flotten mit zum Teil uninspirierten Service-Muffeln hinter dem Lenkrad.

Über die disruptive Kraft von MyTaxi und Uber ist viel geschrieben worden. Sie und ihre weltweiten Pendants werden auch zukünftig innovativer Treiber für das Transportwesen sein. Aber welche Veränderungskraft eigentlich von ihnen ausgeht, macht ein Blick auf das tradierte Taxi-Wesen deutlich: 15 Prozent aller Taxi-Kunden mit Smartphone nutzen in Deutschland mittlerweile eine App für die Bestellung - Tendenz stark steigend, unter den jüngeren Kunden sowieso. Die Taxi-Innung Berlin verordnete allen Fahrern Kreditkartenleser - was einer Revolution im Service- Angebot gleichkam. In Köln darf nur Gäste mitnehmen, wer mit einem sauberen und technisch einwandfreien Taxi ohne Schäden, Beulen oder durchgesessenem Sitzpolster vorfährt.

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