IT- und TK-Integration

Unzertrennliches Zusammenspiel

Holger Eriksdotter ist freier Journalist in Hamburg.

Denn CIOs haben ganz andere Erwartungen: Sie wünschen sich durchgängige End-to-End Services für IT und TK. Dabei ist es von geringem Interesse, ob die Lösung auf IT oder TK, Festnetz oder Mobilfunk basiert und wie viele unterschiedliche Dienstleister eingebunden sind - Hauptsache der Geschäftsprozess funktioniert. Das aber erfordert einen gemeinsamen Blickwinkel auf IT und TK-Systeme. Ohne Zweifel ergeben sich erhebliche Vorteile bei den Kosten, dem Implementierungs- und Wartungsaufwand, aber auch der Agilität und Flexibilität der Systeme. Vor allem, wenn alle Elemente einer Lösung von vornherein im Hinblick auf das unzertrennliche Zusammenspiel von IT und TK – und bei Bedarf Applikationen – entwickelt werden. Das ist auch Voraussetzung für die Übernahme einer Gesamtverantwortung für die gesamte, an einem Business-Prozess beteiligte ITK von Ende zu Ende. Im besten Fall bekommt der Kunde noch einen SLA für die Gesamtverfügbarkeit vom Router bis zur Rechenleistung mit nur noch einem Vertrag, einem Ansprechpartner und einer Abrechnung.

Diese Entwicklung steht noch am Anfang - spiegelt sich aber deutlich in der Anbieterlandschaft wider: Alle großen Service-Dienstleister – ob sie traditionell aus der TK-Technik kommen wie etwa T-Systems oder Britisch Telekom – oder aus der IT wie IBM oder HP, wollen heute ihren Kunden integrierte IT- und TK-Leistungen aus einer Hand anbieten. Besonders die klassischen TK-Unternehmen sind in Zugzwang: Sie haben die Wahl, zum Massenanbieter mit geringeren Gewinnspannen zu werden, dafür aber mit klarem Fokus auf den Endkonsumenten und auf das traditionelle Kerngeschäft. Oder sie investieren in den Aufbau von IT- und Applikationsressourcen, um zu ganzheitlichen ITK-Anbietern zu werden.

Viele TK-Unternehmen reagieren mit der Aufwertung ihrer Geschäftsmodelle: Beispielsweise durch netznahe IT-Services, wie Managed Workplace Solutions. Oder sie erschließen neue Geschäftsfelder durch die Investition in Next Generation Networks, die etwa das so genannte Triple Play – Übertragen von Sprache, Daten und Video – ermöglichen. Oft werden die dazu benötigten IT-Ressourcen über Partnerschaften oder Zukäufe von IT-Unternehmen erschlossen. Wer den Sprung in die erste Liga nicht schafft, wird sich mit Marktnischen etwa als „Low-cost Pipe Provider“ mit geringen Margen begnügen müssen.

Das Zusammenwachsen von IT- und TK-Services spiegelt sich auch in der Entwicklung der Anbieterlandschaft wider.
Das Zusammenwachsen von IT- und TK-Services spiegelt sich auch in der Entwicklung der Anbieterlandschaft wider.
Foto: T-Systems

Währenddessen haben die klassischen IT-Service-Provider das Netz als Übertragungsweg ihrer Dienste für sich entdeckt und investieren in eigene Netze oder bilden Partnerschaften mit Netzbetreibern. Ihr Ziel als ITK-Anbieter ist, durchgängige Services und globales End-to-End Management anzubieten. Im Vergleich zu den TK-Anbietern haben sie den Vorteil einer historisch gewachsenen engeren Beziehung zu den Entscheidungsträgern ihrer Kunden wie CIOs, IT-und RZ-Verantwortlichen und dem in der Regel höheren Branchenwissen. Laut Forrester („For Vendor Strategy Professionals“, 04/2008), bedarf es dennoch erheblicher Überzeugungsarbeit, um das Gespräch auf die Geschäftsprozessebene zu lenken. IT-Entscheider seien vorrangig an der Reduzierung von operativen Kosten orientiert und nur zögerlich an einer Diskussion über den Mehrwert von konvergenten ITK-Services interessiert.

Nur wer bisher schon in IT, TK und Applikationen investiert hat und bereits heute integrierte ITK-Lösungen aus kompatiblen Bestandteilen liefern kann, wird sich ein nennenswertes Stück vom großen Kuchen des wachsenden IT-Service-Marktes abschneiden können. Von entscheidender Bedeutung ist in jedem Fall, dass Services integriert gedacht und erbracht werden: Damit wird die enge Verzahnung und Integration der Prozessketten zur Leistungserbringung für die meisten traditionellen Anbieter das vorrangig zu knackende Problem. Die ohnehin sichtbare Konzentration im internationalen Markt für IT-Services auf eine sehr überschaubare Anzahl von Anbietern bekommt so eine weitere Facette: Eine führende Rolle auf dem Weltmarkt werden in Zukunft wohl nur die Service-Anbieter einnehmen, die ITK-Konzepte und -Systeme komplett aus einer Hand anbieten können.

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