Strategien


Logistikbranche

UPS fordert Amazon mit IoT und Analytics heraus

Clint Boulton ist Senior Writer bei der US-Schwesterpublikation cio.com.
Mit IoT-Sensoren und Daten über Zustellrouten sowie Fahrzeuge will UPS den Rivalen Amazon.com abwehren.
  • Lastwagen sind mit mehr als 200 Sensoren ausgestattet, die Daten über den Fahrzeugbetrieb erfassen.
  • Wenn das Unternehmen eine Meile Fahrleistung pro Fahrer und Tag reduziert, dann spart UPS unterm Strich 50 Millionen Dollar
  • Nicht ein Algorithmus allein oder ein Fahrer allein erzielen das beste Ergebnis, sondern die beiden zusammen als Mensch und Maschine.
UPS-Lkw sind mit mehr als 200 Sensoren ausgestattet, die Daten über den Fahrzeugbetrieb erfassen. Die Daten werden auf die UPS Analysesoftware migriert, die sie über Nacht auswertet und feststellt, ob neue Teile benötigt werden. Ziel: Der UPS-LKW muss fahren und darf nicht ausfallen.
UPS-Lkw sind mit mehr als 200 Sensoren ausgestattet, die Daten über den Fahrzeugbetrieb erfassen. Die Daten werden auf die UPS Analysesoftware migriert, die sie über Nacht auswertet und feststellt, ob neue Teile benötigt werden. Ziel: Der UPS-LKW muss fahren und darf nicht ausfallen.
Foto: elbud - shutterstock.com

AmazonAmazon startet regelmäßig neue Angriffe auf die Pfründe der Top-Versender. Aber es gibt einen Bereich, in dem United Parcel Service einen Wettbewerbsvorteil hat: die Nutzung des Internet der Dinge (IoT) zur Verbesserung der Fleet- und Field-Operations. Vielleicht mehr als jedes andere Transportunternehmen nutzt UPS sensorgesteuerte Analysen in sehr vielen Bereichen, von der präventiven Fahrzeugwartung bis hin zur Routenoptimierung. Alles zu Amazon auf CIO.de

Amazon konkurriert jetzt mit seinen Partnern

Das ist für UPS ebenso wie für seine Konkurrenten FedEx und DHL geschäftskritisch angesichts der disruptiven Wirkung von Amazon auf das Versandgeschäft. Zunächst begnügte man sich bei Amazon damit, einfach mit Versandriesen wie UPS zusammenzuarbeiten und ihnen hunderte Millionen Dollar für die Lieferung von Büchern und Möbeln zu bezahlen. Doch dann hat Amazon begonnen, stärker mit seinen Versandpartnern zu konkurrieren.

Amazon kündigte im Juni ein Programm an, mit dem Unternehmen ihre Pakete an Kunden ausliefern können. Und später in diesem Jahr soll auch ein neuer Service getestet werden, bei dem Firmenkuriere Produkte von Unternehmen abholen, die Waren über Amazon verkaufen und an ihre Lager liefern - eine Arbeit, die derzeit UPS, FedEx und andere Unternehmen für sie erledigen.

Das logistische Wettrüsten hängt von Sensordaten ab

Aber Versand- und Frachtunternehmen sind frühe Anwender von IoT. Sie bringen RFID-Tags auf Fracht, Paletten und Paketen für Track-and-Trace-Zwecke an, so der US-Marktforscher Gartner. IoT-Anwendungsfälle wurden erweitert, um die Leistung des Transportbetriebs zu verbessern, einschließlich Sensoren zur Messung des Maschinenzustands und der Wartung, Reparatur und Überholung. Was die neuen Kuriere also nicht haben werden, ist der Zugriff auf den riesigen Fundus an Logistikdaten, den UPS mit einem der engmaschigsten Netze in der Zustellbranche ausgestattet hat.

Vorausschaunende Wartung mit 200 Sensoren am Lkw

UPS war einer der ersten Versandriesen, der Sensoren für die vorbeugende Wartung einsetzte. Das Unternehmen zieht seine Paketwagen aus dem Verkehr, bevor ein kritisches Teil ausfällt. "Ein Ausfall war teurer als der Austausch eines funktionierenden Teils", erklärt Jack Levis, UPS Direktor für Prozessmanagement, gegenüber CIO.com. Heutige UPS-Lkw sind mit mehr als 200 Sensoren ausgestattet, die Daten über den Fahrzeugbetrieb erfassen. Die Daten werden auf die UPS Analysesoftware migriert, die sie über Nacht auswertet und feststellt, ob neue Teile benötigt werden.

Außerdem sind Fahrzeugsensoren entscheidend für die Sicherheit des Fahrers. Sie prüfen zum Beispiel, ob er den Sicherheitsgurt angelegt hat. Sensoren "wissen" auch, wenn ein Fahrer etwa unsachgemäß aus einer Parkposition herausfährt. Für solche Fälle hat UPS fünf spezifische Schritte entwickelt, die der Fahrer zu beachten hat. Die Sensoren und die entsprechenden Analysen berechnen beispielsweise auch Leerlaufzeiten.

UPS verwendet Sensoren und Analysen, um wichtige Kennzahlen zur Quantifizierung seiner Geschäftsabläufe zu ermitteln. Wenn das Unternehmen zum Beispiel eine Meile Fahrleistung pro Fahrer und Tag reduziert, dann spart UPS unterm Strich 50 Millionen Dollar, sagt Levis. Das Unternehmen hat Dutzende von ähnlichen Metriken, um die Effizienz von Kraftstoff, Zeit und anderen Faktoren zu verbessern.

Datenstrategie umkreist Orion

Zu den größten Datenmanagement-Assets von UPS gehört "Orion". Das Kürzel steht für On-Road Integrated Optimization and Navigation, eine Analyse-Engine, die Details auf Paketebene, kundenspezifische Online-Kartendaten, Flottentelematik und fortschrittliche Algorithmen zur Bestimmung der effizientesten ZustellrouteZustellroute jeden Fahrers enthält. Orion, das jährlich Hunderte von Millionen Dollar einspart, unterstützt die 55.000 Fahrer des Unternehmens dabei, jedes Jahr 100 Millionen Meilen weniger zu fahren. Dieses System reduziert auch die Emissionen um 100.000 Tonnen. Top-Firmen der Branche Transport

Orion arbeitet dabei mit Sensor-gestützten Handheld-Geräten, sogenannten Delivery Information Acquisition Devices (DIADs), mit denen die Fahrer ihre Routen durchgeben. Mittels Telematik sammelt UPS Daten von Computern und Sensoren, die auf LKWs installiert sind, und von Paketscans, die die Fahrer durchführen. Damit hat das Unternehmen Einblick in Wege und Aufenthaltsorte von Paketen, außerdem generiert es Erkenntnisse über Kundenzufriedenheit. Diese Datenströme ermöglichen es UPS, effiziente Routen zu erstellen und die Sicherheit der Fahrer zu gewährleisten. Oder, wie Levis es ausdrückt, die Technologien helfen UPS, bessere Entscheidungen zu treffen.

Lkw-Fahrer und Algorithmus arbeiten zusammen

Nutzt ein Kunde beispielsweise den MyChoice-Service von UPS, um einen Zustelltermin für ein erwartetes Paket festzulegen, leitet Orion den Fahrer so effizient wie möglich um und liefert den aktualisierten Zeitplan direkt an seinen DIAD. Das spart dem Fahrer bis zu 100 Fahrmeilen pro Jahr. "Es ist wunderbar, wenn man das richtig funktionieren sieht", sagt Levis über die choreographierten Sensoren und Analysesysteme von UPS. "Ein Algorithmus allein oder ein Fahrer allein ist nicht so gut wie Fahrer und Algorithmus zusammen. Es ist eine großartige Mischung aus Mensch und Maschine."

Logistikkosten steigen bis 2020 um 50 Prozent

Heute bewegen sich die Fahrer auf flexiblen Zustellrouten, wobei Routenänderungen über MyChoice erfolgen. UPS will die Kartentechnologie in den Prozess integrieren, um die Zustellungen neu zu ordnen und den Fahrern zu helfen, hohes Verkehrsaufkommen zu umgehen, sagt Levis. Eine solche Effizienz wird für die finanzielle Basis des Unternehmens immer wichtiger, da der Anteil der Logistikkosten am Umsatz nach Angaben von Gartner bis 2020 um 50 Prozent steigen wird.

UPS konkurriert mit eigenem IoT- und Analyse-Service

Außerdem hat UPS vor kurzem auf die digitale Disruption durch Amazon mit einem eigenen IoT- und Analyseservice geantwortet: Das Unternehmen testet In-Building-Lieferungen an Mehrfamilienhäuser in New York City. Ein UPS-Zusteller, der Pakete zu einem verriegelten Gebäude bringt, erhält eine einzigartige Zutrittsberechtigung, die nur für ein bestimmtes Gebäude gilt. Die Informationen erhält der Zusteller über sein DIAD.

Sobald ein Fahrer ein Gebäude mit einem Berechtigungsnachweis betritt, zeichnet Latch, ein Hersteller intelligenter Schlösser mit dem UPS kooperiert, den Eintrag digital auf. Dann wird ein Audit-Trail erstellt, der den Benutzer und den Zeitpunkt des Zugangs identifiziert. Das konkurriert mit Amazon's eigenem Key-Service. Dieser ist mit einer Kamera, einem Smartlock und einer mobilen App ausgestattet und ermöglicht den Kurieren, die Haustür eines Kunden zu öffnen und Pakete abzugeben. "Der Einsatz von intelligenten Zugangsgeräten an Türen von Gebäuden und Wohnungen ist ein großer Schritt vorwärts für Paketzusteller", erklärt Jerome Roberts, UPS Vice President of Global Product InnovationInnovation. Alles zu Innovation auf CIO.de

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