Starthilfe für De-Mail und E-Postbrief

User steuern private Daten selbst

Johannes Klostermeier ist freier Journalist aus Berlin. Zu seinen Spezialgebieten zählen unter anderem die Bereiche Public IT, Telekommunikation und Social Media.

CIO.de: Hätte der Gesetzgeber das anders machen müssen?

Schumann: Die Stimme des Verbrauchers hätte viel mehr vertreten sein müssen. Gerade das Thema Beweislast liegt auf den Schultern der Verbraucher. Die Bedenken der Verbraucherverbände wurden nicht berücksichtigt. Das zweite Thema, das konträr diskutiert wird, ist die Verschlüsselung. Es wird immer von der „logischen Sekunde" gesprochen, in der die Daten erst entschlüsselt und dann wieder verschlüsselt werden. Hier können Daten mitgelesen und nach den gesetzlichen Regelungen auch ausgelesen werden. Der Gesetzgeber hat sich hier gegen eine End-to-End-Verschlüsselung entschieden. Das ist nicht verbraucherfreundlich.

CIO.de: Sie glauben aber generell schon an den Erfolg der digitalen Post?

Der digitalen Kommunikation gehört die Zukunft. Aber, auch dafür braucht man Anreize.
Der digitalen Kommunikation gehört die Zukunft. Aber, auch dafür braucht man Anreize.

Schumann: Ja, denn die Kommunikation auf digitalem Weg macht viel mehr Spaß als auf dem Papierweg. Ich hatte neulich eine Aktion, bei der ich sehr viele Papierantworten erhalten habe. Das war sehr nervig, die alle zurückzufaxen oder auf Papier zu beantworten.

Dem Verbraucher muss die Sache Spaß machen

Die Umstellung ist im vollen Gange und wird extrem schnell gehen, wenn es für den Verbraucher etwas gibt, was ihm Spaß macht. Man sieht das ja an der Kommunikation über Facebook und Twitter. Das ist eine Riesenexplosion. B2B ist die digitale Kommunikation auch schon sehr weit vorangekommen. Es hapert im B2C-Bereich. Hier geht es nicht um die Briefe, die der Verbraucher schreibt, sondern um die, die der Verbraucher zugeschickt bekommt. Das ist mehr als das Zehnfache. Entweder Sie bekommen die Post auf Papier, oder sie sollen sie auf irgendeiner Plattform abholen.

Hier muss man ansetzen, hier ist das Potenzial. Wenn man den Nutzer mit seiner E-Mail-Adresse als Person identifizieren kann, lassen sich viele Geschäftsmodelle, die heute mit einem Medienbruch verbunden sind, ins Netz verlagern. Wenn es ernst wird, steht bisher immer: Drucken Sie es aus, unterschreiben Sie und faxen es, oder Sie müssen in eine Postfiliale gehen und Postident nutzen. Die Frage ist: Was kann man anbieten, das dem Verbraucher Spaß macht. Knöllchen per DE-Mail zu erhalten, macht ihm jedenfalls keinen Spaß.

CIO.de: Was macht dem Verbraucher denn Spaß?

Schumann: Wenn man sich die häufig genutzten Stellen im Internet anschaut, ist der Verbraucher sehr oft auf Facebook, Twitter oder auch bei Xing, er nutzt gern Google-Mail und andere Free-Mail-Dienste oder Google Maps. Das ist die große Herausforderung für alle Anbieter. Ich muss deswegen meinen Laden in der Haupteinkaufsstraße aufmachen und mich dort integrieren. Dort muss man den Verbraucher abholen. Wenn ich neben Facebook eine Insellösung schaffe, dann habe ich lauter gallische Dörfer, die sich gegen die Social-Media-Welt durchsetzen müssen. Da wundert man sich dann, warum dort keiner vorbeikommt.

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