PATENTDATENBANKEN

Verschlüsselter Erfindergeist

Holger Eriksdotter ist freier Journalist in Hamburg.
Mit Patentdatenbanken informieren sich Forscher und Entwickler über den Stand der Technik. Doch reine Daten helfen kaum weiter. Erst durch zusätzliche Informationen und eine leistungsstarke Abfragesprache wird eine systematische Suche möglich.

DIE ABKÜRZUNG IST SIMPEL, die Funktion dagegen geistvoll: Im FIZ - dem Fachinformationszentrum Karlsruhe - lagern rund siebzig Millionen Patente, die in Kooperation mit amerikanischen und japanischen Partnern gesammelt und aufgearbeitet werden. Es gehört damit zu den international führenden Informationsanbietern in den Bereichen Naturwissenschaften, Technik und Patente. Die Daten, die das Zentrum von 13 internationalen Datenbankproduzenten bezieht, sind für eine systematische Suche vorbereitet. Andreas Barth, Direktor Online-Service: "Unser Mehrwert gegenüber den reinen Patentdaten besteht vor allem in den Zusammenfassungen durch Fachleute, vertiefte Indexierung und eine extrem leistungsstarke Abfragesprache."

In zwanzig Datenbanken lagern die Patente: von den Sammlungen des deutschen und europäischen Patentamts und der ehemaligen DDR über Register mit chemischen Verbindungen und Strukturen, mit Pharmazeutika und Erdölprodukten oder Gensequenzen bis zum "DerwentWorld Patents Index", der allein mehr als 11 Millionen internationale Patentveröffentlichungen enthält. 25.000 kommen wöchentlich hinzu - Tendenz steigend. Rund 27.000 registrierte Benutzer in Europa arbeiten mit der Datensammlung; von den 8000 Zugriffen täglich richten sich rund 2500 auf reine Patentinformationen.

Orientierung in der Datenmasse

Patente sind fast immer in hohem Maße verschlüsselt und in einer stark juristischen Terminologie verfasst, sodass selbst Fachleute Verständnisschwierigkeiten haben. "Patente sind in der Regel so formuliert, dass sie eher verschleiern als offen legen, worum es eigentlich geht", sagt Thomas Strelow, Experte für Chemiedatenbanken beim FIZ. Ohne Indizes und Abstracts ist es daher fast unmöglich, sich in der Masse der Daten zu orientieren.

Die Nutzer des Daten-Pools verfolgen unterschiedlichste Ziele. Dazu gehören die Konkurrenzanalyse, die sich auf das Patent-Portfolio von Wettbewerbern und Schutzrechtsinformationen (Was ist geschützt, was lizenzierbar, was frei zugänglich?) richtet, die Überwachung der eigenen Patente sowie das Erkennen von Trends und Marktlücken. Dabei enthalten Patentdatenbanken nicht nur Angaben zu aktuell geschützten, sondern auch zu abgelaufenen und ungeschützten Patenten. Als Arbeits- und Forschungsinstrument sind sie unverzichtbar: Geschützte siebzig bis neunzig Prozent der Informationen in Patentanmeldungen sind, je nach Fachgebiet, nirgendwo sonst publiziert.

Die Ermittlung beispielsweise der Patente einer Firma in einer bestimmten Kategorie mit einem Ergebnis von zehn Dokumenten kostet - je nach Wahl der Datenbank und Umfang der Ergebnisanzeige - 6 bis 15 Euro. Die Preise für eine komplexe Abfrage zur Erschließung eines technischen Anwendungsgebiets mit hunderten von Suchbegriffen und Verknüpfungen und einem Ergebnis von mehreren hundert Antwortdokumenten liegen bei einigen tausend Euro.

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