Digitale Transformation

Vier Paradoxe bei Industrie 4.0 in der Praxis

Christiane Pütter ist Journalistin aus München.
Unternehmen wollen mit der Digitalisierung die Produktivität steigern, Innovationen sind ihnen interessanterweise nicht so wichtig. Deloitte empfiehlt ihnen, ihr Investitionsverhalten zu überdenken.
  • Deloitte beobachtet ein Strategie-Paradox, ein Lieferketten-Paradox, ein Talent-Paradox und ein Innovations-Paradox
  • Viele Unternehmen evaluieren nicht, in welche Innovationen sie investieren könnten. Hier besteht Handlungsbedarf.
  • Die am stärksten genutzten Tools sind Desktop Productivity Tools und ERP Software Analytics
Der Wunsch nach mehr Produktivität treibt Initiativen zur Digitalen Transformation stärker an als der nach Innovationen.
Der Wunsch nach mehr Produktivität treibt Initiativen zur Digitalen Transformation stärker an als der nach Innovationen.
Foto: Deloitte

Gleich mehrere Widersprüche identifiziert der Berater Deloitte in seiner Studie "The Industry 4.0 paradox". Den Weg in die digitale Transformation verfolgen Entscheider nicht stringent, so die Einschätzung der Consultants.

Deloitte hat weltweit mit 361 Führungskräften aus Fertigung und Energie gesprochen. Diese hätten viel Enthusiasmus gezeigt, so die Einschätzung der Berater. Doch Plan und Umsetzung scheiterten in vier Punkten:

1. Das Strategie-Paradox

Zwar erklären 94 Prozent der Studienteilnehmer die Digitale Transformation zu einem strategischen Top-Thema. Gleichzeitig betrachten nur 68 Prozent Industrie 4.0Industrie 4.0 als Weg zu mehr Profitabilität. Alles zu Industrie 4.0 auf CIO.de

2. Das Lieferketten-Paradox

Die Lieferkette gilt als der Bereich, der in puncto Digitale Transformation am weitesten ausgereift ist. Doch bei Entscheidungen in diesem Feld bleiben die Supply-Chain-Manager außen vor.

3. Das Talent-Paradox

Im Großen und Ganzen zeigen sich die Befragten zuversichtlich, die richtigen Mitarbeiter an Bord zu haben. Lediglich 15 Prozent geben an, ihr Skillset "dramatisch" verändern zu müssen.

4. Das Innovations-Paradox

Vereinfacht ausgedrückt, verstehen viele Studienteilnehmer unter Digitaler Transformation, dieselben Dinge wie bisher zu machen, aber besser und schneller. Das ist zu kurz gedacht, mahnt Deloitte.

Beispiel InnovationInnovation: Deloitte hat nach den wichtigsten Treibern der Digitalen Transformation gefragt. Als erstes nennen die Manager Produktivität und das Erfüllen ihrer Betriebsziele (wie etwa Risiko-Reduzierung). Diese Punkte kommen auf 50 beziehungsweise 47 Prozent der Nennungen. Anforderungen von Kundenseite folgen mit 36 Prozent auf dem dritten Platz - und der Wunsch nach Innovationen mit 23 Prozent auf dem sechsten Rang. Alles zu Innovation auf CIO.de

Die meistgenutzen Analytic Tools

Die meistgenutzten Tools sind Desktop Productivity Tools und ERP Software Analytics.
Die meistgenutzten Tools sind Desktop Productivity Tools und ERP Software Analytics.
Foto: Deloitte

Die Berater haben sich den Einsatz der ToolsTools angesehen, mit denen die Unternehmen ihre Daten analysieren. Desktop Productivity Tools (88 Prozent) und ERP Software Analytics (85 Prozent) führen die Liste an, gefolgt von Computergestütztem Maintenance Management (68 Prozent). Robotic Process Automation kommt aktuell nur auf 31 Prozent der Nennungen, 50 Prozent wollen RPA-Tools aber binnen einem bis drei Jahren implementieren. Ebenso wollen sie in Sensoren und Roboter investieren. Alles zu Tools auf CIO.de

Fünf Ratschläge von Deloitte

Deloitte gibt Entscheidern fünf Punkte mit auf den Weg:

  1. Keine Angst vor dem Unbekannten: Wer nur das Bestehende verbessern will, verpasst Innovationen. Deloitte hat ausgerechnet, dass Unternehmen, die innovative Produkte und Dienstleistungen wagen, beim Return on Investment (ROIROI) vergleichbar abschneiden wie die, die beim Bewährten bleiben. Alles zu ROI auf CIO.de

  2. Das Investitionsverhalten überdenken: Es ist ja nicht falsch, in die Steigerung der Produktivität und die Verbesserung betrieblicher Abläufe zu investieren, so die Berater. Dennoch sollten Entscheider ihren Blick ausweiten.

  3. Sich über Investitionen in Innovation informieren: Viele Unternehmen evaluieren gar nicht, in welche Innovationen sie investieren könnten. Hier besteht Handlungsbedarf.

  4. Wettbewerber nicht überholen lassen: Tools rund um die Nutzung hochmoderner Technologien sind nachgefragt, das zeigt ein Blick auf die Märkte. Für Entscheider heißt das: Die Konkurrenz schläft wahrscheinlich nicht.

  5. Die Roadmap in Sachen ROI überdenken und weiterentwickeln: Eine innovationsfreundlichere, risikobereitere Kultur basiert nicht nur auf den neuesten Tools - auch die bestehenden Technologien sind immer wieder auf ihren Wertschöpfungsbeitrag zu überprüfen.

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