Deutsche Unternehmen zögern

Vista braucht den Herdenantrieb

Johannes Klostermeier ist freier Journalist aus Berlin. Zu seinen Spezialgebieten zählen unter anderem die Bereiche Public IT, Telekommunikation und Social Media.

Linux kam für den Justiz-Referatsleiter Guise-Rübe nicht in Frage, auch wenn es gründlich geprüft wurde: "Uns waren keine Beispiele bekannt, wo Verwaltungen einen ähnlichen Umstieg vollzogen hätten und performant betreiben. Die Umstellungskosten der Fachverfahren und der damit verbundene Schulungsaufwand standen in keinem vernünftigen Verhältnis zu einer möglichen Unabhängigkeit.“ Auch die Microsoft-Lizenzkosten sind für ihn nicht so wichtig: "Bei der Total Cost of Ownership machen diese im Vergleich zum Betreiben der IT-Systeme den geringsten Anteil aus.“

Der Infrastrukturdienstleister Computacenter aus Kerpen hat eine interessante Doppelrolle. "Intern haben wir die Migration durchgeführt. Gleichzeitig wollten wir aber unseren Kunden zeigen, dass wir es für sie schon erprobt haben“, sagt Projektmanager Rapp. Bereits im Oktober 2005 begann das Unternehmen damit, auszuprobieren, wie man Vista in großen Umgebungen möglichst schnell und einfach in die Fläche bringen kann. "Windows Vista ist ein dramatischer Generationswechsel mit vielen Neuerungen“, sagt Rapp.

Computacenter steht kurz vor dem internen Roll-out und wird insgesamt 4.000 Arbeitsplätze von Windows XP Service Pack 2 auf Vista migrieren. Die ersten Tausend werden Ende Juni produktiv genutzt; bis Ende des Jahres sollen es 95 Prozent der Rechner sein. "Die Geräte, die eine von uns definierte Grenze nicht erreichen, bekommen Vista erst, wenn sie sowieso getauscht werden müssen.“ Das bedeutet im Notebook-Bereich, dass alle IBMIBM/Lenovo-T41-Modelle und höher (mindestens 1,6 GHz CPU und 1 GB RAM, 40 GB HDD, davon 20 GB für die Systempartition) umgestellt werden. Geräte mit nur 512 MB werden aufgerüstet. "Unsere Notebooks sind wegen ihrer Grafik größtenteils nicht Aero-fähig. Vista läuft dort aber ohne Probleme im Basis-Modus.“ Microsoft selbst unterstützt die Administratoren bei der Umstellung mit einer Reihe von Modulen wie Computing-Workshops der Beratungstochter Microsoft Consulting Services. Zudem gibt es für alle Nutzer E-Learning-Programme zu den Neuerungen. Alles zu IBM auf CIO.de

Verwaltung der Lizenzen

Zur veränderten Lizenz-Policy stellt Microsoft zwar Whitepapers bereit, aber: "Die Verwaltung der Lizenzen ist noch einmal komplizierter geworden“, findet Rapp. "Darüber sind wir nicht glücklich. Das hat viel Verunsicherung ausgelöst und ist zu einem wichtigen Beratungsthema geworden.“ Die neue Lizenzpraxis bedeutet, dass Firmen keine aktivierten Volumenlizenzschlüssel mehr erhalten. Damit diese nicht später zu Microsofts Leidwesen auf dem grauen Markt auftauchen. "Die Firmen stellen sich entweder einen eigenen Aktivierungsserver auf oder nutzen einen Microsoft-Lizenz-Server“, sagt Braun von Microsoft. Sogenannte Key Management Server (KMS) speichern bei großen Vista-Installationen die Registrierungsdaten aller angeschlossenen Rechner. Damit das auf einem Client installierte Betriebssystem aktiviert bleibt, muss der Computer regelmäßig Kontakt mit dem KMS seines Netzwerkes aufnehmen.

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