Thomas Sedran

Volkswagen-Stratege wird Chef der leichten VW-Nutzfahrzeuge

11.07.2018
Der einstige Opel-Chef Sedran soll die Sparte der leichten Nutzfahrzeuge von Volkswagen leiten - und die Zeitenwende hin zur E-Mobilität bewältigen. Sein Vorgänger Scholz verlässt VW. Fürchtet er die kurze Leine von Konzernchef Diess?
Thomas Sedran: Der Stratege übernimmt nun selbst das Ruder bei Volkswagen Nutzfahrzeuge.
Thomas Sedran: Der Stratege übernimmt nun selbst das Ruder bei Volkswagen Nutzfahrzeuge.
Foto: Volkswagen AG

Das Volkswagen-Personalkarussell dreht sich immer schneller: Der bisherige VW-Strategiechef Thomas Sedran wird neuer Vorstandschef der Marke VolkswagenVolkswagen Nutzfahrzeuge. Sedran trete am 1. September die Nachfolge von Eckhard Scholz an, teilte VW am Dienstag mit. Scholz verlässt das Unternehmen "auf eigenen Wunsch". Zuvor hatte der VW-Aufsichtsrat entschieden, dass Ex-ZF-Chef Stefan Sommer auf den Posten des Beschaffungsvorstands rückt. Top-500-Firmenprofil für Volkswagen

Die Branche stehe vor einer "Zeitenwende", schrieb Scholz in einem Brief an die Belegschaft, der der Deutschen Presse-Agentur vorliegt. Er bezog sich auf den Umbruch rund um E-Mobilität und Digitalisierung, der die ganze BrancheBranche erfasst hat. Darauf müsse sich das Unternehmen einstellen, daher gingen der Konzern und seine Marken "organisatorisch, personell und konzeptionell einen neuen Weg". Top-Firmen der Branche Automobil

Dazu hatte der neue Konzernchef Herbert Diess im April einen Umbau angestoßen, der beispielsweise die Aufteilung in Markengruppen vorsieht - die leichten Nutzfahrzeuge sollen in die Volumengruppe mit den Marken VW, Seat und Skoda rutschen. Diese Volumengruppe wird vom Konzernchef persönlich geführt. Befürchtet Scholz, dass Diess ihm in Hannover zu sehr hineinregiert? Dem Vernehmen nach ist das der Fall.

Kreativität gefragt

Der bisherige Chefstratege Sedran ist bei leichten Nutzfahrzeugen ohnehin bereits am Ball. Er hatte die im Juni bekanntgewordene mögliche Partnerschaft von VW mit dem US-Rivalen Ford mit ausgehandelt. Branchenexperte Stefan Bratzel erklärte, der Deal sei "eine Art Einstiegsmöglichkeit" ins operative Geschäft für Sedran.

Ziel dieses Deals ist es, Kosten in Entwicklung und Produktion zu reduzieren. Denn neue EU-Regeln stellen Transporter-Hersteller in Europa vor große Herausforderungen: Ab 2020 gelten schärfere Grenzwerte beim CO2-Ausstoß. Für Transporter ist es aber wegen des Gewichts und des höheren Luftwiderstands schwierig, die Grenzwerte einzuhalten - Strafzahlungen könnten drohen. Diese Kosten müssen anderswo eingespart werden. So könnte sich auch erklären, warum nach dem Ingenieur Scholz nun der Ökonom Sedran übernimmt.

Ex-VW-Chef Matthias Müller hatte Sedran 2015 als Chef der Strategieabteilung nach Wolfsburg geholt. Der kennt sich im Autogeschäft bestens aus: Gut 20 Jahre arbeitete er als Berater für die Branche. 2012 wurde er Interimschef beim kriselnden Autobauer Opel, Mitte 2013 übernahm Sedran bei der Opel-Mutter General Motors Verantwortung für die Marken Chevrolet und Cadillac in Europa.

Partnerschaft mit Ford

Bei VW warten große Aufgaben auf Sedran: neben der möglichen Partnerschaft mit Ford geht es auch um die Elektrifizierung der Transporter. Schon Scholz hatte erklärt, er betrachte den Streetscooter der Deutschen Post als "Ansporn". Den elektrischen Lieferwagen baut die Post selbst für ihre Zusteller.

Scholz hatte 1991 bei Volkswagen begonnen. "Nach fast drei Jahrzehnten in den Diensten des Konzerns ist deshalb jetzt auch für mich der richtige Zeitpunkt, etwas Neues zu beginnen", schrieb er in dem Brief an die Mitarbeiter. Diess würdigte die Leistung von Scholz. Dieser habe die Marke Volkswagen Nutzfahrzeuge "sehr erfolgreich geführt". Die Sparte hatte 2017 bei einem Umsatz von 11,9 Milliarden Euro einen Rekordgewinn von 853 Millionen Euro erzielt. (dpa/rs)

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