Risiko Spreadsheets

Vorsicht, Zeitbombe

Riem Sarsam war Redakteurin des CIO-Magazins.

Mühsame Fehlersuche

Reagiert wird oft erst, wenn das Kind bereits in den Brunnen gefallen ist. Im vergangenen November beispielweise kündigte die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Deloitte & Touche den Vertrag mit ihrem langjährigen US-Kunden Shurgard. Man könne den Rechenschaftsberichten des Managements nicht mehr trauen, lautete die Begründung. Auslöser war eine falsche Spreadsheet-Anwendung, die der Self-Storage-Company für die Übernahme einer Beteiligung Mehrzahlungen in Höhe von 1,4 Millionen Dollar bescherte. Dabei hatten die Wirtschaftsprüfer bereits seit Jahren vor den Auswirkungen eines schlampigen Rechnungswesen und der übermäßigen Nutzung von Spreadsheets gewarnt. Peinlich, für Spreadsheet-Fehler aber durchaus üblich, war außerdem, dass es nahezu sechs Monate dauerte, bis die Fehlerquelle gefunden werden konnte.

Dass ein Wirtschaftsprüfer sein Testat verweigert oder seine Arbeit abbricht, begeistert auch Anteilseigner wenig und belastet letzlich den Aktienkurs. Doch dürfte ein solcher Fall in Zukunft noch weit schmerzhaftere Folgen haben. Für Firmen, die an US-Börsen notiert sind, gelten die Vorschriften des Sarbanes Oxley Act. Danach haften Manager persönlich für die Korrektheit ihrer Unternehmensergebnisse und müssen im schlimmsten Fall mit hohen Geldbußen oder einer Gefängnisstrafe rechnen.

Auf Insellösungen verzichten

Experten wie Mittermeir, Asma und Schräder sind sich deshalb einig, dass Unternehmen stärker in leistungsfähige integrierte Finanzsysteme investieren sollten, statt sich auf riskante Insellösungen wie Excel zu verlassen - gleichgültig ob sie nun börsennotiert sind oder nicht. "Die Investition rechnet sich in jeder Hinsicht", argumentiert Schräder. Die Liquidität des Unternehmens lässt sich besser steuern, auch kurzfristig stehen verlässliche Daten zur Verfügung, und Geschäfte, die früher über den Bankenweg erledigt wurden, können intern abgewickelt werden. "Dadurch lassen sich sowohl Zins- als auch Provisionszahlungen an die Finanzinstitute reduzieren", so Schräder. Last but not least müssten nicht nur finanzielle, sondern auch qualitative Aspekte berücksichtigt werden. "Denn wenn dem Vorstand schneller sichere Finanzdaten vorgelegt werden können, trifft dieser auch bessere Entscheidungen."

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