Strategien


Deutsche Bank, Commerzbank, Dresdner Bank

Vorsprung für die Banken-IT

Heinrich Seeger arbeitet als IT-Fachjournalist und Medienberater in Hamburg. Er hat über 30 Jahre IT-journalistische Erfahrung, unter anderem als Gründungs-Chefredakteur des CIO Magazins. Er entwickelt und moderiert neben seiner journalistischen Arbeit Programme für Konferenzen und Kongresse in den Themenbereichen Enterprise IT und Mobile Development, darunter IT-Strategietage, Open Source Meets Business, droidcon und VDZ Tech Summit. Zudem gehört er als beratendes Mitglied dem IT Executive Club an, einer Community von IT-Entscheidern in der Metropolregion Hamburg.



Der wohl größte Kostenblock und das größte Einsparpotenzial stecken im Privatkundengeschäft. Nur noch 18 Prozent der Unternehmen investieren laut Mummert + Partner nicht in die Automatisierung von Zahlungsverkehr und Wertpapiergeschäft; im letzten Jahr waren es noch doppelt so viele. Für die Großbanken böte es sich an, die operativen Kosten mit einem Schlag zu reduzieren - durch eine gemeinsame Transaktionsbank. Im Prinzip einfach, sagt Lamberti: "Ich kann heute mit einem Koffer voller Lastschriften von uns zur Dresdner Bank laufen, die dort auf die Maschine legen, und sie kommen morgen bei unseren Kunden an, und umgekehrt."

Die Deutsche Bank hat mit der European Transaction Bank (ETB) bereits eine Tochter, an der sich mit einigen Sparda-Banken und Sal. Oppenheim bisher zwei Partner beteiligen. Weitere Großbanken sind nicht mit an Bord. Zumindest die Dresdner wolle auch nicht, sagt Geiger. Die große Lösung mit den Frankfurter Konkurrenten sei für ihn "derzeit kein Thema" - zu komplex, zu riskant. "Wenn eines der Systeme nur einen Tag steht, könnte es ein echtes Problem geben." Eine gemeinsame Abwicklung des Zahlungsverkehrs sei aber eventuell machbar.

Lamberti dagegen plädiert für eine große Lösung: "Wer wegen hoher Anlaufkosten auf Skaleneffekte verzichtet, zahlt die Kosten letztlich selbst. Für die Unterschiede im Transaction Banking bekommen wir von den Kunden kein Geld, und darum kann meines Erachtens die einzig sinnvolle Lösung nur eine gemeinsame sein."

Ob mit oder ohne gemeinsame Transaktionsbank: Die IT-Kapitäne müssen mit ihren Schiffen durch die Krise. Dazu wird Ballast abgeworfen. "Die Kosteneinsparungen müssen sein", weiß Paravicini. Die Commerzbank wird 3400 Stellen bis Ende 2003 streichen und bis Ende dieses Jahres 200 Filialen schließen. Das wirkt sich auch auf die IT aus. "Wir haben unser Projektportfolio durchleuchtet und viele ProjekteProjekte entweder zurückgestellt, geändert oder gestrichen." Dennoch verbreitet der CIO Optimismus: "Ich bin überzeugt, dass wir auch dieses Jahr vernünftig investitieren können. Ich bin zwar 10 bis 15 Prozent vom letzten Budget entfernt; dennoch investieren wir in neue Projekte in einer Größenordnung von 57 Millionen Euro."

Paravicini stellt die Ertragskrise gar als Chance dar: "Wir können Konsolidierungen durchführen, die in Boom-Phasen nicht machbar waren. Wir können die vorhandenen Systeme im Investmentbanking auf ein paar wesentliche reduzieren und so die gesamte Komplexität." Zudem plant der Commerzbank-CIO, ausgelagerte IT-Aufgaben zurückzuholen.

So hoch die Wellen in den IT-Abteilungen der Banken auch schlagen: Die Situation muss an den gewaltigen Aufgaben gemessen werden, vor denen Lamberti, Geiger, Paravicini und Kollegen stehen. Unter dem enormen Druck hat sich die Banken-IT bereits deutlich weiter entwickelt als im verarbeitenden und produzierenden Gewerbe.

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