Interview mit Nikolas Gebhard

Vorstände sind keine Monster

24.02.2014
Von Martin Dowideit
Spitzenmanager sollten stärker über die eigene Verantwortung diskutieren - sonst drohen sie abzustumpfen, sagt Nikolas Gebhard. Der Soziologe hat viele Konzernlenker interviewt und auch ernüchternde Auskünfte erhalten.
Soziologe Nikolas Gebhard
Soziologe Nikolas Gebhard
Foto: UVK Verlagsgesellschaft mbH

Herr Gebhard, Sie haben für Ihre Dissertation mit 30 hochrangigen deutschen Managern über deren Verantwortungsverständnis gesprochen. War es einfach, Zugang zu bekommen?

Es war zunächst extrem schwierig. Hilfreich war aber mit Sicherheit, dass über verschiedene persönliche und universitäre Kontakte erste Referenzen vorhanden waren. Empfehlungsschreiben von Gesprächspartnern haben mir dann zu immer weiteren Interviews verholfen.

Mit wem haben Sie gesprochen?

Ich habe mit 30 Vorständen aus Dax- und MDax-Konzernen beziehungsweise Firmen dieser Größenordnung gesprochen. Dabei habe ich Wert auf ein möglichst breites Spektrum gelegt was etwa Alter der Interviewten oder ihre Branche angeht. Absolute Anonymität war den Beteiligten höchst wichtig ...

... weil sie sich Ihnen gegenüber geöffnet haben?

Ich denke schon. Einige Vorstände kamen zunächst mit ihrem Manager für Compliance-Fragen in das Gespräch, also einem Mitarbeiter, der für die Regeleinhaltung im Unternehmen zuständig ist. Doch im weiteren Verlauf haben wir uns unter vier Augen unterhalten.

Warum?

Über das eigene Verständnis von Verantwortung zu reden, war für die Manager interessant. Aber das ist eine persönliche Sache für sie. Denn im Arbeitsalltag ist dafür kein Platz. Das Gespräch kam vielen als Möglichkeit zur Selbstreflexion gelegen. Über Verantwortung nachzudenken - dafür gibt es in Konzernen meiner Meinung nach zu wenig Raum. Die Manager an der Spitze machen das Thema nur mit sich selbst aus.

Das ist ein wenig erschreckend.

Es gibt nur äußerst selten einen Gegenpart, der dabei hilft, die eigene Verantwortung zu hinterfragen. Das wird maximal mit der Ehefrau offen besprochen. Manche Manager haben zwar einen Mentor. Ein Gesprächspartner hat aber offen gesagt, dass er mit dem nur die nächsten Karriereschritte bespreche.

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