Public IT


Chef der E-Post

Warum die Post die De-Mail auf Eis gelegt hat

Johannes Klostermeier ist freier Journalist aus Berlin. Zu seinen Spezialgebieten zählen unter anderem die Bereiche Public IT, Telekommunikation und Social Media.

CIO.de: De-Mail sollte ja auch kein Produkt sondern ein Standard sein, wo dann der Markt entsprechend agieren kann…

Wiegand: Wenn ich noch etwas ergänzen darf: Das De-Mail Gesetz wurde ab 2007 geschrieben, nach bestem Wissen und Gewissen der technischen Rahmenbedingungen, die damals zu Verfügung standen. Aber schauen Sie, was sich seitdem alles verändert hat: vom Smartphone über die Durchdringung mit Dienstleistungen, die vor sechs Jahren noch unvorstellbar waren.

Das Verfahren ist deswegen nicht geeignet, die Entwicklung in dynamischen Märkten zu befeuern. Das andere Thema ist: Über 30 Prozent der Bevölkerung sind nicht digital erreichbar. Auch hier ist das Gesetz zu kurz gesprungen, weil es die Medienbrüche nicht adressiert.

"Der De-Mail-Standard hat bis heute keine Wirkung entfaltet."

CIO.de: Wie soll das gehen, wenn Sie nicht De-Mail machen, das aber der Standard ist - zumindest für Verwaltungen und Behörden?

Wiegand: Unser Produkt ist am Markt etabliert, wir haben im letzten Jahr 20 Millionen Euro Umsatz gemacht und streben in diesem Jahr 100 Millionen Euro an. Die E-Post wird auf Geschäftskunden- wie auch auf Privatkundenseite sehr gut angenommen.

Der De-Mail-Standard hat bis heute keine Wirkung entfaltet, obwohl das Verfahren seit 2007 in der Entwicklung ist und das De-Mail-Gesetz 2011 verabschiedet wurde. Namhafte Unternehmen wollen dort Dienstleistungen anbieten, trotzdem hat sich dort noch kein Markt entwickelt.

CIO.de: Sie lassen den E-Postbrief ja von Hackern testen. Derzeit läuft der 2. Security Cup.

Um den E-Postbrief noch sicherer zu machen, dürfen ihn Hacker testen.
Um den E-Postbrief noch sicherer zu machen, dürfen ihn Hacker testen.
Foto: Alina Isakovich - Fotolia.com

Wiegand: Wir glauben an Transparenz und wollen das bestmögliche Sicherheitsniveau für unsere Kunden. Dabei hilft der Security-Cup. Sie müssen adäquate Sicherheitsmechanismen anbieten. So wäre es beispielsweise verfehlt, Bürger, die bedenkenlos ihre Daten in offenen Systemen preisgeben, dazu zu zwingen, eine Ende-zu-Ende-Verschlüsselung anzuwenden.

Wir müssen nur klar machen, was exakt mit den Daten passiert und müssen dann den Konsumenten entscheiden lassen, welche Lösungen er wählt. Der erste SecuritySecurity Cup fand schon im Herbst 2010 statt. Wir wollen die Kreativität in der Szene nutzen, um unsere gesamte Sicherheitsarchitektur zu verbessern. Für beide Seiten ist diese – wie wir finden – zeitgemäße Form der Kooperation sehr nützlich. Alles zu Security auf CIO.de

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