Strategien


Exklusiv-Interview mit dem CTO

Warum Siemens-Vorstand Russwurm sich für den Raspberry Pi interessiert

Heinrich Vaske ist Editorial Director a.D. von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO.

Was geschieht mit hoch qualifizierten Entwicklern? Machine Learning, Deep Learning - das sind Trends, die auch solche Menschen betreffen.

Was Entwickler nervt, wird automatisiert

Siegfried Russwurm: All die Dinge, die heute jeden Ingenieur "nerven" und ihm die Zeit nehmen, die er für kreative Aufgaben bräuchte, werden zunehmend automatisiert - zum Beispiel Dokumentationen anfertigen. Die Ingenieure kümmern sich künftig um den innovativen Teil, und alles, was daraus algorithmisch ableitbar ist, macht eine Maschine.

Der Dreh- und Angelpunkt ist das Thema Qualifizierung. Wir müssen es schaffen, unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit in die neue Welt zu nehmen. Dazu braucht man Mitarbeiter, die bereit sind, zu lernen, aber auch Führungskräfte, die Anreize geben.

Automatisierung und Digitalisierung am Shop Floor haben längst stattgefunden.
Automatisierung und Digitalisierung am Shop Floor haben längst stattgefunden.
Foto: Siemens

Der große Showstopper für Industrie 4.0 ist die Security. Wie viele Ihrer 32.100 Entwickler sind Security-Experten, und wie sind diese in die Entwicklungsprozesse eingebunden?

Siegfried Russwurm:Wir haben eine dreistellige Anzahl von Menschen, die nichts anderes tun, als sich um IT-Security zu kümmern. Die Kollegen machen auch Intrusion Tests - innerhalb von Siemens für unsere Systeme, aber auch an Zielsystemen, wo unsere Produkte beim Kunden im Einsatz sind. Sie versuchen, in diesem "Rat Race" zwischen dem Aggressor und dem Defense Play auf der Höhe der Zeit zu bleiben.

Ich sage unseren Kunden aber auch: Keiner kann vollständige Sicherheit garantieren, wir können nur die Hürden ständig höher legen. Auch da gibt es vielfältige Partnerschaften. Wir arbeiten eng mit Forschungsinstituten zusammen, beispielsweise dem Fraunhofer AISEC in Garching. Dort forschen wir daran, wie wir die Authentifizierung von Systemen so gestalten können, dass sie auf der einen Seite nicht prohibitiv, auf der anderen Seite aber genügend sicher ist.

Unsere größte Sorge ist die installierte Basis. Nehmen Sie das in der Szene schon fast sprichwörtlich berühmte Wasserwerk in Illinois, das vor ein paar Jahren gehackt wurde. Es war Ende der 1990er-Jahre automatisiert worden, damals war die Remote-Anbindung State of the Art verschlüsselt. Heute könnten unsere Youngsters diese Form der Verschlüsselung auf dem Weg zur Kantine knacken. Wir müssen den Anwendern daher immer wieder erklären, dass die Update-Zyklen aufgrund der Sicherheitsproblematik ausgesprochen kurz sind und dass sie sich kümmern und gegebenenfalls auch von Experten helfen lassen müssen.

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