Strategien


Innovationsmanagement

Warum Unternehmen Angst vor Kunden haben

05.07.2018
Von Ulrich Groothuis

Die Erfinder von iPhone und iPad stehen mit ihrer Politik der verschlossenen Türen nicht alleine da. Auch das soziale Netzwerk Foursquare oder der amerikanische Kleiderfabrikant Williamson-Dickie sperren sich gegenüber allzu eifrigen Ideengebern. In inhaltlich fast identischen Erklärungen begründen sie ihre Abneigung. Tenor: Alle drei haben Angst vor Rechtsstreitigkeiten, sollten Einsender auf ihr Urheberrecht pochen, wenn zwischen dem eingeführten Produkt und den eingesandten Vorschlägen Ähnlichkeiten bestehen.

Weiter heißt es bei Williamson-Dickie: "Bitte schicken Sie daher unter keinen Umständen unaufgefordert Ideen, Vorschläge oder Anregungen weder an die Firma Williamson-Dickie noch an Mitarbeiter dieser Firma." Foursquare-Ratgeber werden zudem darüber informiert, dass unaufgeforderte Zusendungen und deren Inhalte automatisch in den Besitz des Unternehmens übergehen. Ein Anspruch auf finanziellen Ausgleich besteht nach Angaben der Internet-Plattform nicht.

Vom Kirchenchor in die Welt

Doch so manche Innovation findet erst über Umwege in die Verkaufsregale. Wäre Arthur Fry, ein 3M-Mitarbeiter, nicht gewesen, hätten die haftenden Notizzettel wohl nie ihren globalen Siegeszug angetreten. Fry sang an Wochenenden in einem Kirchenchor und benutze Papierstücke als Lesezeichen. Leider verrutschten sie beim Öffnen des Gesangbuches immer wieder.

Eines Sonntags fiel ihm eine Erfindung seines Kollegen Spencer Silver ein. Der hatte bereits 1968 einen Haftstoff angerührt, für den 3M bislang aber keine praktikable Anwendung fand. Fry hatte die Erleuchtung: Nach unzähligen Tests und Kundenbefragungen kamen 1980 in Amerika die ersten sogenannten Post-it-Zettel auf den Markt. Zwar mit zwölfjähriger Verspätung, aber dafür bleibt diese Innovation wohl ewig haften.

(Quelle: Wirtschaftswoche)

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