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IT-Strategietage

Was bei der Anwendungsentwicklung falsch läuft

10.02.2012
Von Nicolas Zeitler
Munich-Re-CIO Rainer Janßen: Die service-orientierte Aufstellung einer Entwicklungsabteilung dauere lange und sei nicht einfach.
Munich-Re-CIO Rainer Janßen: Die service-orientierte Aufstellung einer Entwicklungsabteilung dauere lange und sei nicht einfach.
Foto: Joachim Wendler

Um die kleinen Entwicklungsabteilungen von Firmen nicht noch weiter zu zerstückeln, rät Janßen dazu, nicht noch nach den Kunden im Unternehmen zu differenzieren. Also nicht eine eigene Entwicklungstruppe für Krankenversicherungen und für die anderen Bereiche in der Munich Re aufstellen, sondern sie fürs ganze Unternehmen nach Services aufteilen. Dazu müsse man den Entwicklungsprozess in Blöcke zerschneiden: von Entwicklung bis Testen.

Entwicklerwerkzeuge für alle Anwendungen gleich

Bei der Munich Re habe er nach diesem Prinzip nur noch zwei „Produktionsstraßen“. „Wir können applikationsübergreifend sourcen. Die verwendeten Entwicklerwerkzeuge und Techniken sind über alle Applikationen gleich“, sagte Janßen. Dieser Ansatz, Ordnung zu schaffen, werde zu oft vergessen. Lieber entschieden sich manche Kollegen irgendwann dazu, ihr „Chaos outzusourcen“.

Janßen räumte ein, dass die service-orientierte Aufstellung einer Entwicklungsabteilung lange dauere und nicht einfach sei. „Viele fragen sich, warum sie das tun sollten, wenn sie als CIO vielleicht nur drei oder vier Jahre im gleichen Unternehmen bleiben“. Janßen verglich den Umbau mit einer Krankenversicherungs-Reform in der Politik: „Bis zur Wiederwahl zahlt sich das vielleicht nicht aus, ich muss es aber trotzdem machen.“

Das Thema jetzt anzugehen, sei dringlich wegen der demographischen Entwicklung. Bis ihn zehn Jahren würden die Absolventenjahrgänge immer kleiner. „Und innerhalb der Jahrgänge nimmt der Anteil der Leute, die wir brauchen, auch noch ab.“ Sei die „Ressource“ irgendwann versiegt, müsse der CIO ausländische Dienstleister beauftragen, etwa in Indien. „Wer bis dahin nicht service-orientiert aufgestellt ist, wird untergehen“, warnte Janßen. Augenzwinkernd fügte er hinzu, er sei bis dahin ja im Ruhestand, aber viele Zuhörer werde das noch treffen.

Bei den Kollegen erntete Janßen mit seinem Aufruf Zustimmung. „Er spricht mir aus der Seele“, kommentierte auf der Facebook-Seite von „CIO“ David Thornewill, CIO bei Deutsche Post DHL.

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