Rechtstipps für CIOs

Was Crowdsourcing Unternehmen bringt

Riem Sarsam war Redakteurin des CIO-Magazins.
Dank Internettechnik lässt sich der Mechanismus der Schwarmintelligenz nutzen. Auch Unternehmen können von der neuen Spielart der Entscheidungsfindung profitieren. Ein Gespräch mit Thomas Schildhauer, Direktor des Institute of Electronic Business.
Thomas Schildhauer Direktor, Institute of Electronic Business: "Mit einem Crowdsourcing-Tool hat der CIO eine Art Seismografen an der Hand."
Thomas Schildhauer Direktor, Institute of Electronic Business: "Mit einem Crowdsourcing-Tool hat der CIO eine Art Seismografen an der Hand."
Foto: Institute of Electronic Business e.V.

CIO: Herr Professor Schildhauer, was versteht man unter Crowdsourcing?

Schildhauer: Der Begriff ist eine Kombination aus Crowd, also Masse, und Sourcing, dem Hereinholen, Besorgen. Die Grundidee von Crowdsourcing ist, bestimmte Aufgaben an viele Menschen zu verlagern. Damit macht man sich die sogenannte Schwarmintelligenz zunutze.

Open Source wäre demnach eine Unterform des Crowdsourcings?

Wir unterscheiden mehrere Formen des Crowdsourcings. Es gibt die Crowd-Collaboration, darunter fällt die Open-Source-Software-Entwicklung. Dabei arbeiten viele an einer bestimmten Aufgabenstellung. Eine andere Form ist Crowdvoting, wo etwas zur Abstimmung gestellt wird. Das reicht von politischen Fragen bis hin zu Produkt- oder Designideen. Dann gibt es das Crowdfunding, also Sourcing im Sinne von Geldbeschaffen. Beispielsweise stellt jemand ein bestimmtes Projekt auf eine Crowdfunding-Plattform und versucht so, die nötige Geldsumme einzusammeln. Neben solchen thematisch gesteuerten Formen steht gewissermaßen als oberste Ausprägung die Collective Intelligence. Ohne eine konkrete Aufgabenstellung entwickeln die Menschen hier selbstständig etwas Neues.

Sie sind der Meinung, Unternehmen könnten die Schwarmintelligenz oder Weisheit der Masse auch intern nutzen. Wie soll das aussehen?

Das Prinzip, viele Menschen dazu zu bringen, gemeinsam Lösungen zu finden, eignet sich hervorragend für die interne Kommunikation. Über die Plattform lassen sich leicht Abteilungsgrenzen aufheben.

Aber es gibt doch schon das seit Jahrzehnten - mehr oder weniger erfolgreich - eingeführte Betriebliche Vorschlagswesen ...

Das Betriebliche Vorschlagswesen läuft häufig über einen hierarchischen Prozess. Wer einen Vorschlag macht, bekommt ein Feedback von seinem Vorgesetzten. Das Geniale an den Plattformen ist ja, dass nicht nur Ideen entstehen, sondern dass sie weiterentwickelt werden. Durch die Kommentare und Diskussionen tauchen Aspekte auf, die der Ideengeber nicht bedacht hat. Nach und nach verbessert sich so die Ursprungsidee. Diese Rückkoppelungsschleife haben und hatten wir beim Betrieblichen Vorschlagswesen nicht.

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