Was ist Data Literacy?

Andreas Kloetzel ist Co-Gründer und Co-CEO von Lyntics. Er gehörte zu den ersten Mitarbeitern des Process Mining Decacorns Celonis, bevor er 2017 das Beratungs- und Implementierungsunternehmen Processand gründete. Aus dem Datenanalysegeschäft heraus entwickelte er eine interne Knowhow-Plattform. Im November 2021 hat er gemeinsam mit Thomas Kerschbaumer das Unternehmen Lyntics gegründet.
Mit Daten umzugehen, sie auszuwerten, zu interpretieren und als Entscheidungsgrundlage zu nutzen, bedarf einer entscheidenden Kernkompetenz: Data Literacy.
Data Literacy umfasst ein breites Spektrum in Verbindung mit Datenkompetenz. Vorhandene Daten zu analysieren und anschaulich zu machen, ist nur ein Teil davon.
Data Literacy umfasst ein breites Spektrum in Verbindung mit Datenkompetenz. Vorhandene Daten zu analysieren und anschaulich zu machen, ist nur ein Teil davon.
Foto: Khosro - shutterstock.com

Wissen Sie, wie viele Daten pro Tag weltweit generiert werden? Schon heute übersteigt das Datenaufkommen das menschliche Vorstellungsvermögen und es wächst stetig weiter: So werden im Jahr 2025 voraussichtlich 181 Zettabyte täglich hinzukommen.

Um mit dieser enormen Datenmenge gewinnbringend umzugehen, bedarf es Datenexperten in nahezu allen Geschäftsbereichen vom Marketing über HR bis zur Produktentwicklung. In diesem Kontext fällt vermehrt das Stichwort Data Literacy. Doch was bedeutet dieses Buzzword eigentlich?

Data Literacy - Definition

Der englische Begriff "Data Literacy" bedeutet wörtlich übersetzt "Daten-Alphabetisierung". Hierzulande wird er jedoch vorwiegend mit "Datenkompetenz" genannt. Der Begriff bezeichnet die Fähigkeit, Daten nicht nur nutzen zu können, sondern auch die Strukturen dahinter zu verstehen, auszuwerten und anzuwenden. Im goldenen Tech-Zeitalter wird sie daher auch als die neue Kernkompetenz gehandelt.

Daten verstehen und Analyse-Ergebnisse interpretieren

Die mit dem Begriff Datenkompetenz verbundenen Fähig- und Fertigkeiten sind vielfältig. Typischerweise gehören dazu:

• relevante Daten zu identifizieren und zu bereinigen;

• der Umgang mit Datenanalysemethoden und -instrumenten;

• Strukturen in Daten zu erkennen und zu verstehen;

• Daten zu kontextualisieren;

• Analyseergebnisse zu interpretieren, zu erklären und zu visualisieren;

• Informationen einzuordnen und zu hinterfragen.

Der präzise und sorgsame Umgang mit Daten ist dagegen grundlegend für alle Tätigkeiten im Datenumfeld - genau wie analytisches und logisches Denken.

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Das bringt Data Literacy den Unternehmen

Daten liefern viele Ansatzpunkte, um gezieltere Neukundenakquise zu betreiben oder zu einem tieferen Verständnis der bestehenden Kundschaft zu gelangen.

Data Literacy ermöglicht es, unternehmensinterne Prozesse zu optimieren und kann zu effizienteren Arbeitsabläufen und einem optimierten Recruiting beitragen. Hieran wird deutlich, dass Datenkompetenz nicht nur im IT-Bereich vorhanden sein sollte. Sie kann beispielsweise auch für HR und die Mitarbeitergewinnung vielversprechend sein.

Hat ein Unternehmen keine entsprechenden Ressourcen, um Datenkompetenz zu entwickeln, birgt dies einige Risiken. Missverständnisse bei der Dateninterpretation können zu Fehlentscheidungen führen. Damit der Weg zum "data-driven" Unternehmen nicht in einer Sackgasse endet, ist es sinnvoll, Data Literacy aktiv auszubauen.

Datenkompetenz im Unternehmen fördern

Daten aus Silo-Strukturen zu extrahieren ist nur der erste Schritt. Data Literacy fokussiert sich neben der Herkunft auch auf die Bedeutung der Daten, deren Zusammenhänge und den unternehmerischen Mehrwert, der sich daraus generieren lässt.

Laut einer 2019 veröffentlichten Studie von Accenture waren nur etwa 32 Prozent der befragten Führungskräfte davon überzeugt, aus Daten einen messbaren Mehrwert generieren zu können. Für Unternehmen, die langfristig erfolgreich bleiben wollen, gilt es also, die Fähigkeiten ihrer Mitarbeiter in Sachen Datenanalyse und -auswertung zu steigern, und zwar über alle Geschäftsbereiche hinweg.

Data Literacy-Kompetenz aufbauen

Das zeigt auch eine aktuelle Studie des Digitalverbands Bitkom. 58 Prozent der befragten Unternehmen fällt es schwer, gute Datenexperten zu finden, 38 Prozent sogar sehr schwer. Deshalb setzen viele von ihnen auf Aus- und Weiterbildung: 28 Prozent gaben an, eigene Beschäftigte für datengetriebene Geschäftsmodelle weiterzubilden. Das Erlernen von Data Literacy ist meist ein zeit- und kostenintensiver Prozess, der mehrere Jahre dauert.

Der Einsatz von Technologien

Wirklich effektiv werden die entsprechenden Maßnahmen meist nur in Kombination mit Technologien, die Datenkompetenz für alle und jeden verfügbar machen. Solche Softwarelösungen machen das Wissen weniger für alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Unternehmen sofort anwendbar und durchsuchbar. Sie sammeln alle vorhandenen Arbeitsergebnisse über Abteilungs- und Unternehmensgrenzen hinweg und extrahieren, speichern und visualisieren die enthaltenen Logiken, Beziehungen und Informationen. (bw)

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