Alles für das Team

Was Team Workshops bringen

13.08.2014
Von Judith-Maria Gillies
Kochkurse, Kajakfahren, Kreativität entfalten: Teambuilding-Maßnahmen stehen hoch im Kurs. Doch was bringen sie wirklich?

Dass ihm ausgerechnet ein Seerosenteich den Durchbruch als Teamleader bescheren sollte, hätte sich Steffen Klewitz nicht träumen lassen. Schließlich ist er nicht etwa Biologe, sondern Leiter Einkaufsstrategie beim Walldorfer Softwareriesen SAPSAP - beim Einstieg ein Job mit reichlich Zündstoff, wie sich der promovierte Physiker erinnert: "Meine Mitarbeiter hatten alle einen Tunnelblick auf ihre ProjekteProjekte, und die Stimmung war geprägt von Frustration und Misstrauen." Alles zu Projekte auf CIO.de Alles zu SAP auf CIO.de

Das Bild des Seerosenteichs während eines Team-Workshops jedoch brachte die 180-Grad-Wende: Beim Anblick des Biotops aus oberflächlich getrennten Blüten, aber unter Wasser verbundenen Wurzeln wurde den acht Teilnehmern plötzlich klar, dass auch jedes ihrer Projekte bei genauerer Betrachtung mit denen ihrer Kollegen zusammenhängt. Ein Aha-Erlebnis, das - so Klewitz - "Grundvertrauen ins Team" brachte. Plötzlich torpedierten seine Mitarbeiter den wöchentlichen Jour fixe nicht mehr und informierten ihn und die Kollegen proaktiv über ihre Arbeit. "Der Gegenwind, der mir früher ins Gesicht blies, hat sich zum Rückenwind entwickelt", berichtet Klewitz.

Schafe hüten für den Teamgeist

Ein kleiner Workshop mit großer Wirkung: Genau dies erhoffen sich auch zahlreiche Führungskräfte in der IT. Der Bedarf an gut geölten Teams ist besonders hier enorm - weil Kollegen eben oft nur per SMS, MailMail und dem firmeninternen Sozialen Netzwerk zwischen Home-Office, Kaffeebars und Flughäfen miteinander kommunizieren. "In einer stets komplexer werdenden Arbeitswelt wird Teamarbeit immer wichtiger und zugleich das richtige Teambuilding immer schwieriger", sagt Professor Wolfgang Jenewein, Teamforscher und Direktor der Forschungsstelle für Customer Insight an der Universität St. Gallen. Dabei kommt kaum jemand an der Gruppenarbeit vorbei. "Die globale Geschäftswelt wird immer weniger von Genies mit göttlicher Gabe bestimmt und immer mehr von Teams, die sich gegenseitig ergänzen und befruchten.", weiß Jenewein. Alles zu Mail auf CIO.de

Teambildungsmaßnahmen sollten sorgfältig ausgewählt und auf die Teilnehmer abgestimmt sein.
Teambildungsmaßnahmen sollten sorgfältig ausgewählt und auf die Teilnehmer abgestimmt sein.
Foto: crazymedia - Fotolia.com

So versprechen sich die Unternehmen allerlei Segnungen von der Teamarbeit: Kreativitäts- und Motivationsschübe, Arbeitsklimaverbesserungen und Kosteneinsparungen, Produktivitätssteigerungen und Innovationsvorsprünge. Um all dies zu erreichen, schicken sie ihre Mitarbeiter auf diverse Trainings: zum Skifahren und Schafe hüten, zum Bungee-Jumping und Brücken bauen, in Kochkurse, Kajakabenteuer und Klettergärten. Und sie lassen sich solche Events einiges kosten. Allein ein Teamtrainer schlägt mit 1500 bis 2000 Euro pro Tag zu Buche. Dazu kommen Kosten für die spezifischen Kurse, für Unterbringung und Verpflegung. Ein Zwei- bis Dreitages-Training kostet so leicht 250 Euro bis 500 Euro pro Teilnehmer.

Ob das Geld gut angelegt ist, entscheidet die Passgenauigkeit des Trainings. Leider gilt: "One-fits-all-Lösungen gibt es beim Teambuilding nicht", sagt Thorsten Visbal, Teamtrainer und Inhaber der Visbal Unternehmensentwicklung in Hamburg. "Verängstigte oder unsportliche Naturen etwa in einen Hochseilgarten zu scheuchen, bringt nichts - außer ihrer Ausgrenzung aus der Gruppe." Die passende Methode zu finden, erfordert viel Menschenkenntnis und Fingerspitzengefühl. Wichtig: "Sie muss zu Teilnehmern und der Unternehmenskultur passen", so Visbal. Es gelte der alte Grundsatz: Schuster, bleib bei deinen Leisten!

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