Stilvoller Abgang – souveräner Neustart

Kündigung, und was nun?

Sabine Thiemann ist Principal bei der Executive-Search-Boutique i-potentials und verantwortet im Schwerpunkt Suchmandate für CxO-Positionen. Sie ist Leadership-Expertin mit mehr als 20 Jahren Erfahrung in der Besetzung von Top-Führungspositionen. Im Laufe ihrer Karriere hat Sabine Thiemann vorwiegend mit Großunternehmen und internationalen Konzernen zusammengearbeitet. Bei i-potentials berät sie auch Organisationen aus dem transformierenden Mittelstand und Scale-Ups jeweils mit PE-Beteiligung.
In Krisen dreht sich das Personalkarussell erfahrungsgemäß schneller als in ruhigen Zeiten. CIOs und andere IT-Führungskräfte sind von der Corona-Krise zwar nicht im Speziellen betroffen, aber auch sie kann eine Kündigung ereilen.
  • Jede Kündigung ist schmerzhaft, trotzdem sollte man Professionalität demonstrieren.
  • Um psychologisch Abstand zu gewinnen, sind mindestens zwei bis vier Wochen erforderlich.
  • Eine Schlüsselaufgabe für einen gelungenen Neustart besteht darin, gut zu argumentieren, was man jetzt möchte.
  • Viele unterschätzen den Aufwand für die Jobsuche und die Dauer, bis eine neue Position gefunden ist.
In der Regel dauert es zwischen sechs und zwölf Monaten, bis ein neuer Job gefunden ist.
In der Regel dauert es zwischen sechs und zwölf Monaten, bis ein neuer Job gefunden ist.
Foto: Tom Wang - shutterstock.com

Für die Betroffenen stellt sich die Frage: Wie trenne ich mich stilvoll und was kann ich tun, um möglichst rasch wieder eine neue Position zu finden?

Wie bei allen Trennungen ist es wichtig, zunächst das richtige Wortwahl zu finden. Mögen die Hintergründe auch vielfältig sein und oft Konflikte ausgelöst haben, in die Aufhebungsverträge gehört dies in keinem Fall. Und auch in der informellen Kommunikation mit dem beruflichen Umfeld sollte man sich an die Begründungen halten, auf die man sich mit dem Arbeitgeber geeinigt hat.

Trauern, akzeptieren, reflektieren, verarbeiten

Jede Kündigung ist schmerzhaft. Sie löst einen längeren Prozess aus: trauern, akzeptieren, reflektieren, verarbeiten! Gerade in den ersten Phasen geht es darum, keine verbrannte Erde zu hinterlassen und gegen den Arbeitgeber nicht "nachzutreten". Es gilt die Situation hinzunehmen, Haltung zu bewahren, selbst wenn es schwerfallen mag. Das Mantra lautet: Man sieht sich im Berufsleben mindestens zweimal. Während der Gekündigte im Kreis der Familie und von Freunde offener sein darf, ist es im Business-Kontext notwendig, Professionalität zu demonstrieren, auch wenn die Vorgänge in der Regel als "unfair" wahrgenommen werden.

Ein Teil des stillvollen Abgangs ist es, sich angemessen von seinen Kollegen, Mitarbeitern und Kunden zu verabschieden. Mit den meisten verbindet einen ja auch eine gute gemeinsame Zeit. Es gibt Knigges für eine gelungene Abschieds-E-Mail, die helfen, den angemessenen Ton mit einem richtigen Werteverständnis zu verfassen.

Wem das "Lebewohl" gelingt, tut sich auch leichter, mit dem ehemaligen Umfeld über Soziale Medien positiv vernetzt zu bleiben.

Viele Manager fallen erst einmal in ein tiefes Loch

Das Verarbeiten einer nicht gewollten Trennung braucht Zeit. Diese Zeit sollte sich jeder unbedingt nehmen. Ich habe viele starke Führungskräfte erlebt, die nach einem solchen Ereignis sehr gezeichnet waren und in ein tiefes Loch gefallen sind. Um psychologisch Abstand zu gewinnen, sind mindestens zwei bis vier Wochen erforderlich. Dies ist eine Phase, in der man mit Freunden und gegebenenfalls auch mit Coaches die Situation analysieren sollte. Rückzug in die Einsamkeit und ständige Grübeleien sind wenig nützlich. Unvoreingenommene Personen können dabei unterstützen, das Geschehene professionell und nach vorne gerichtet zu beurteilen.

Wer mit erhobenem Haupt sein altes Unternehmen verlassen hat und sich mental wieder 'geordnet' hat, für den beginnt die Zeit der beruflichen Neuausrichtung. Diese erfolgt in den meisten Fällen dann erfolgreich, wenn auch das Selbstbewusstsein wiederhergestellt ist. Managerinnen und Manager eröffnen diesen Prozess gelegentlich zu früh und sind in Gesprächen noch nicht ausreichend sortiert. Sie bewerten oftmals die zurückliegende Trennung zu emotional oder reden sich in Rage. Doch ohne eine durchwegs (selbst-)kritische Rückschau wird der Neustart nicht gelingen.

Nichts beschönigen und authentisch bleiben

Wer hingegen mit sich im Reinen ist, vermittelt den Eindruck: In jeder Trennung liegt auch etwas Positives. Sie ermöglicht, eine neue Herausforderung anzunehmen. Wer in seinen Gesprächen mit Personalberatern und möglichen neuen Arbeitgebern die Vergangenheit nicht beschönigt, gewinnt an Glaubwürdigkeit und ist authentisch.

Eine Schlüsselaufgabe für einen gelungenen Neustart besteht darin, gut zu argumentieren, was man jetzt möchte. Das erfordert eine klare Vorstellung dessen, was die Zukunft bringen soll. Nur wer sich dieser Frage stellt und für sich selbst beantwortet, wird die Botschaft auch überzeugend vermitteln.

Aufwand für neue Jobsuche wird unterschätzt

Die meisten Managerinnen und Manager unterschätzen den Aufwand, sich um einen neuen Job zu kümmern und auch die Dauer, bis eine neue Position gefunden ist.

Der eigene berufliche Werdegang muss aufbereitet werden, nicht nur in einem schriftlichen CV. Was hat man im Leben geleistet, was sind die Kompetenzen, welche spannenden Lernkurven hat man vorzuweisen, was sind die persönlichen Stärken, die anhand von Beispielen plausibel gemacht werden können. All diese Aspekte gilt es, zuversichtlich und selbstbewusst zu kommunizieren.

Sobald sich die ersten Gespräche zu konkreten Verhandlungen entwickeln, ist es eine weitere Aufgabe, die Bewertung zu dem potenziell neuen Unternehmen realistisch, aber nicht zu kritisch vorzunehmen. Verlassen Sie sich bitte auch, aber nicht nur, auf Ihr Bauchgefühl.

Rückschläge sind normal

Und: Es wird Rückschläge geben, Absagen, die mit der notwendigen Demut und auch Resilienz aufgefangen werden müssen. Selten ist bei einer Neuorientierung gleich der erste Schuss ein Treffer. Setzen Sie sich nicht zu sehr unter Druck, bleiben Sie gelassen. Es dauert in der Regel zwischen sechs und 12 Monaten, bis der nächste Anstellungsvertrag unterschrieben ist.

Vielleicht kann die harte ErfahrungErfahrung einer Kündigung sogar den Blick erweitern und macht den Einzelnen am Ende sogar erfahrener und noch besser. Alles zu Karriere auf CIO.de

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