Verkauf statt Sparkurs

"Washington Post": Eine amerikanische Institution in Turbulenzen

06.08.2013
Die "Washington Post" hat mehr als einmal Geschichte geschrieben. Ihre Zukunft hingegen ist mehr als ungewiss.

Ihre Sternstunde erlebte die Zeitung Anfang der 70er Jahre, als die Reporter Carl Bernstein und Bob Woodward den Watergate-Skandal aufdeckten, der zum Rücktritt von US-Präsident Richard Nixon führte. Und die Veröffentlichung der geheimen "Pentagon-Papiere" durch die "New York Times" und die "Washington Post" öffnete 1971 der amerikanischen Öffentlichkeit die Augen auf den Krieg in Vietnam und stärkte in einem Gerichtsprozess die Pressefreiheit.

Diese journalistischen Höhenflüge waren möglich, weil Verlegerin Katharine Graham fest hinter dem Kurs stand. Ihrer Familie gehörte die "Post" seit 1933, als sich ihr Vater die pleitegegangene Zeitung bei einer Auktion schnappte. Im Besitz der Grahams wurde aus dem 1877 gegründeten Blatt eine amerikanische Institution.

Katharines Sohn Don Graham kapitulierte nun aber vor dem aktuellen Wandel der Medienindustrie: "Das Zeitungsgeschäft brachte immer neue Fragen auf, auf die wir keine Antwort haben." Die Zeitungen der börsennotierte Washington Post Company hatten im ersten Halbjahr 49 Millionen Dollar Verlust gemacht. Die Gruppe hat ihre Geschäftsfelder mit den Jahren erweitert. Zu ihr gehören etwa ein Bildungsanbieter, lokale Fernsehstationen und ein Kabelnetz-Betreiber.

Das Internet krempelt die Zeitungsbranche um - und die "Washington Post" verzeichnete sieben Jahre in Folge Umsatzrückgänge. Ein erstes deutliches Alarmsignal kam 2009, als die Büros in Chicago, Los Angeles und New York dichtgemacht wurden. Einsparungen im Newsroom folgten. Don Graham zog jetzt den Verkauf an den milliardenschweren Amazon-Gründer Jeff Bezos einem strikten Sparkurs vor. (dpa/rs)

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