Internet

Web über den Wolken

03.12.2001
Von Torsten Meise

Trotz der amerikanischen Konkurrenz rechnet sich dieLufthansa gute Chancen aus, als erste Airline eineLinienmaschine mit Highspeed-Internet in die Luft zubringen. "Wir werden weltweit das erste Testflugzeugumrüsten und als erste Gesellschaft den Dienst anbieten",sagt Burkard Wigger, Projektleiter der zu diesem Zweck insLeben gerufenen Lufthansa Flynet. Der Hintergrund: DieKranich-Techniker haben bereits Erfahrungen mit derInstallation des Systems. Die LHT hat vor einem Jahr denSatellitenempfänger von Boeing in einen privaten Airbus A340eingebaut. Neben der Empfangsmöglichkeit für alle weltweitgenutzten 400 TV-Kanäle besitzt dieser Jet bereits denBreitbandzugang ins Internet. Darüber hinaus gönnte sich dasungenannte Unternehmen einige 42-Zoll-Plasma-Displays(Stückpreis zirka 25000 Mark). "Unser Schwerpunkt beidiesem Pilotprojekt lag allerdings im Empfang vonFernsehkanälen, nicht in der Anbindung ans Internet", soLHT-Entwickler Conrad.

Surfbrettgroße Antennen

Immerhin konnte die Lufthansa auf diesem Weg denkompliziertesten Hardware-Bestandteil des Boeing-Systemsausgiebig testen: die beiden surfbrettgroßen Antennen, diezum Senden und Empfangen auf der Oberseite des Flugzeugsangebracht werden. Sie müssen sich permanent auf denSatelliten ausrichten. Um das bei einer Geschwindigkeit vonknapp tausend Stundenkilometern zu gewährleisten, zapft derAntennen-Controller die bordeigenen Navigationssystemean. GPS-Empfänger und diverse Instrumente zur Lagesensorikliefern kontinuierlich Daten über die Position desFlugzeugs. Der Controller wertet die Daten aus und schicktentsprechende Befehle an die Steuereinheit der Antennen.Die Steuerung an sich arbeitet mit einer Mischung ausmechanischer Bewegung und elektronischer Ausrichtung. "DasSystem funktioniert ausgesprochen gut", resümiert Conrad dieErgebnisse der Testflüge.

Server ohne Standard-Hardware

Während Connexion by Boeing das Headend-Equipment, alsoAntenne und Receiver, liefert, ist die LHT für die übrigeAusstattung verantwortlich. Abgesehen von denFlugzeugherstellern selbst ist die LHT übrigens das bislangeinzige Unternehmen weltweit, das solche weitgehendenVeränderungen an Flugzeugen vornehmen darf.Standard-Hardware kommt den Spezialisten dabei nicht anBord. "Wir benutzen speziell gefertigte Server, die aufunsere Bedürfnisse hin entwickelt wurden", berichtetConrad. Darin stecken etwa modifizierte Festplatten, dieauch bei dem in Reiseflughöhe herrschenden Kabinendruckeinwandfrei funktionieren. Gemäß den luftfahrttechnischenBauvorschriften müssen alle Komponenten in Sachenelektromagnetischer Verträglichkeit und Brennbarkeit geprüftund zertifiziert sein. Das gilt auch für das interneNetzwerk, das grundsätzlich einem Ethernet-LAN entspricht,zusätzlich jedoch gegen Störstrahlung abgeschirmtwird. Unklar ist zum jetzigen Zeitpunkt noch, wie sich diePassagiere ins bordeigene Netzwerk einklinkenwerden. Diskutiert wird bei der Lufthansa überZugangsmöglichkeiten via Ethernet oder Wireless LAN. EineEntscheidung ist noch nicht gefallen; technisch realisierbarsind beide Alternativen.

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