"Wer nur eine glückliche Kindheit hatte, aus dem wird nix."

Wege zum Einkommensmillionär

04.09.2010
Von Klaus Werle

Richtig daran ist: Anders als noch vor zwei, drei Jahrzehnten sind Einkommensmillionäre keine mythischen Sonderlinge mehr, sondern Rollenvorbilder für Erfolg im Job. Gerade in Berufen wie Anwalt, Unternehmensberater oder Banker, wo früher schon ein gewisser Wohlstand zu erwarten war, hat die Zahl der Eine-Million-Euro-Jobs in den vergangenen Jahren stetig zugenommen: Man muss nicht Grönemeyer sein oder Klose oder für eine einzige Rede 100.000 Euro bekommen wie Ex-Kanzler Gerhard Schröder, um siebenstellig zu verdienen.

Auch Topvertriebler wie Lang oder Consultants wie die BCG-Markenexpertin Antonella Mei-Pochtler springen über die magische Schwelle. Eine Sache aber hat sich nicht geändert, ist eher noch entscheidender geworden: Wer in die Beletage der Einkommensstatistik einziehen möchte, muss kräftig ranklotzen, muss in dem, was er tut, zu den Besten gehören.

Je höher die Position, umso höher die Provision

Was aber treibt den Erfolg? Ist es eine Frage des Talents, des Fleißes, des Ehrgeizes? Der Wille zur Jacht? Welche Jobs spielen in der Liga mit den sechs Nullen? Und: Ist es die Mühe wert? Lang ist immer ehrgeizig gewesen, als Handballer beim TV Hüttenberg wie im Job, wo er sich gegen überschaubare Gehaltsperspektiven als Lehrer und für den Bankkaufmann entschied: "Was deinem Vater passiert ist, soll dir nie passieren."

Drastisch formuliert, meint Dorothee Echter, renommierter Top-Management-Coach: "Wer nur eine glückliche Kindheit hatte, aus dem wird nix." Wobei man auch reich und unglücklich sein darf, um später Erfolg zu haben. Denn bei den Überfliegerkarrieren stehe nicht selten ein solches "Trauma" aus der Jugend Pate: Wer dann noch Intelligenz und Vitalität mitbringt, neutralisiert die verstörende Erfahrung durch eigenen Erfolg, anstatt daran zu zerbrechen - und startet durch.

Wie Lang, der Anfang der 90er, mit gerade mal 27, Aussicht auf einen Vorstandsposten bei der Volksbank Wetzlar hatte, als ihn jemand von AWD anrief. Als klassischer Banker blickte Lang skeptisch auf den breitbeinig auftretenden Branchenneuling. Doch der Anruf erwischte ihn in einem günstigen Augenblick. Zunehmend nervten ihn volksbänkische Bürokratie und Fantasielosigkeit. "Ich wollte mich entfalten, wollte mehr unternehmerische Freiheit." Lang hatte sich bei der Bank profiliert, jetzt steckte er fest. Er sagte zu.

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