Bewerbung

Wenn CIOs auf Jobsuche gehen

Michael Schweizer ist freier Autor in München.

"Der Druck war in den letzten Jahren immer hoch"

Ist das Berufsbild Führungskraft überhaupt attraktiv? Wir fragten die Münchner Karriereberaterin Madeleine Leitner.

Lohnt es sich für Führungskräfte, Stellenanzeigen zu lesen?

Madeleine Leitner, Karriereberaterin: "Stellenanzeigen für Führungskräfte kommen nur sehr selten vor."
Madeleine Leitner, Karriereberaterin: "Stellenanzeigen für Führungskräfte kommen nur sehr selten vor."
Foto: Privat

Madeleine Leitner: Gelegentlich werden auch Toppositionen ausgeschrieben. Oft besetzen Unternehmen solche Stellen aber anders, zum Beispiel über Personalberater. Sie gehen davon aus, dass erfolgreiche Führungskräfte in der Regel keine Zeit haben, sich intensiv mit dem Stellenmarkt zu beschäftigen und dann noch Bewerbungen zu schreiben.

Ist Chef sein überhaupt attraktiv?

Leitner: Der Druck, unter dem Führungskräfte stehen, war in den letzten Jahren immer hoch, die Erwartungen, unter denen sie berufen werden, sind oft unrealistisch. Außerdem wurden nach und nach alle Reservepuffer eingespart. Dazu kam die Positiv-Denk-Psychologie nach dem Motto: Höher, schöner, weiter - man muss nur anders denken, dann geht noch mehr. Ein Ergebnis ist eine Welle bekennender Burnout-Opfer.

Ist dieser Verschleiß nicht zu teuer?

Leitner: Firmen fragen jetzt öfter, wie sie ihre Mitarbeiter gesund halten können, und die junge Generation lässt sich nicht mehr so verheizen. Ein Sinneswandel ist also nicht ausgeschlossen.

Trotz des Jugendwahns?

Leitner: Die IT gilt als schnell brennende Szene, in der man relativ früh zum alten Eisen zählt. Trotzdem kenne ich dort sehr erfahrene Führungskräfte, die auf der Suche sind und mir glaubhaft versichern, sie seien gefragt.

Wem empfehlen Sie, sich selbständig zu machen?

Leitner: In Deutschland haben viele Menschen Angst vor der Selbständigkeit. Sie hat aber auch viele Vorteile, vor allem für Leute, die in Organisationen anecken oder die nicht gerne politisch agieren. Nicht jeder Selbständige muss sich zum Rockefeller entwickeln, sondern er kann auch in Projekten tätig sein oder als freier Mitarbeiter. Grundsätzlich empfehle ich jedem Stellensuchenden seit vielen Jahren, eine selbständige Variante im Hinterkopf zu behalten, da man heute nie weiß, wie es weitergeht.

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