Haltlose Verdächtigungen, rigorose Kontrollen, persönliche Gängelei

Wenn die Geschäftsreise zum Horrortrip wird

10.11.2008
Von Claus G. Schmalholz und Anne Preissner

Trend zum Extra-Abkassieren

Das Verrückte an all dem Ärger ist nach Ansicht des Flugexperten Koehler, dass der Geschäftsreisende nicht nur gut zahlt, sondern auch der einfachste und kostengünstigste Passagier ist. "Der typische Geschäftsreisende ist ja längst völlig auf Effizienz trainiert", sagt Koehler, "er nutzt den Check-in-Automaten am Gate, weiß genau, was er im Handgepäck mitnehmen darf, zieht freiwillig seinen Gürtel aus, und er hat nicht drei Koffer dabei, die extra aufgegeben werden müssen."

Dennoch werden sie neuerdings gern noch extra zur Kasse gebeten, wie der Fall von Stefan Vorndran, Geschäftsführer beim Reisespezialisten BCD Travel, zeigt. Als er unlängst mit Easyjet von Berlin nach Genf fliegen wollte, stellte er sich rechtzeitig eine Stunde vor Abflug in die Warteschlange zum Check-in. Plötzlich entdeckte er einen Schalter namens "Speedy Boarding", ging hin, zahlte 11,25 Euro und durfte nebenan sofort einsteigen.

Der Trend zum Extra-Abkassieren grassiert auch in den USA. US Airways verlangt schon 25 Dollar für ein zweites Gepäckstück und 5 Dollar Gebühr für die Sitzplatzreservierung.

Der Grund für den häufig miesen Service an deutschen Flughäfen liegt auch in der Aufgabenteilung. Für die Grenzkontrolle ist die Bundespolizei zuständig, die Sicherheitschecks übernehmen in der Regel Privatfirmen, die unter staatlicher Aufsicht stehen, die Fluglinie ist am Boden nur fürs Boarding zuständig, und die Beförderung des Gepäcks ist Aufgabe des Flughafenbetreibers.

Weil sich daran nichts ändern wird und gleichzeitig die Zahl der Passagiere steigt, nimmt die Wahrscheinlichkeit zu, dass eine Geschäftsreise zum unfreiwilligen Abenteuertrip gerät. Wer über die Besonderheiten der wichtigsten Flughäfen Bescheid weiß und ein paar Tricks kennt, kann viele Termine noch retten. Doch manchmal hilft nur ein schier übermenschliches Maß an Contenance - wie es Rene Schlegel, Chef des russischen Ablegers des Autozulieferers Bosch, bewies, als es in der Ukraine noch die Visumpflicht gab.

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