IT-Strategietage 2017

Wie Anwenderunternehmen Fachkräfte finden

Andrea König schreibt seit 2008 für CIO.de. Die Schwerpunkte ihrer Arbeit für die CIO-Redaktion sind Themen rund um Karriere, soziale Netzwerke, die Zukunft der Arbeit und Buchtipps für Manager. Die Arbeit als freie Autorin für verschiedene Redaktionen ist mittlerweile kein Vollzeitjob mehr - hauptberuflich arbeitet sie als PR-Beraterin bei einer Hamburger Kommunikationsagentur.
Unternehmen müssen im Wettrennen um IT-Talente kreativer werden. Bei der HR-Lounge sprachen Anwender über ihre Strategien bei der Talentsuche und trafen auf Absolventen.
Computerwoche-Redakteurin Karen Funk moderierte die Diskussion in der HR Lounge auf den Hamburger IT-Strategietagen 2017.
Computerwoche-Redakteurin Karen Funk moderierte die Diskussion in der HR Lounge auf den Hamburger IT-Strategietagen 2017.
Foto: Foto Vogt

"Der Teich ist übersichtlich und alle fischen dort" sagt Computerwoche-Redakteurin Karen Funk in ihrer Anmoderation der ersten HR Lounge auf denHamburger IT-Strategietagen. Die DigitalisierungDigitalisierunghat den Wettkampf um die besten IT-Talente weiter verschärft. In der HR Lounge zeigen Anwenderunternehmen, wie sie Fachkräfte finden und welche Karrierechancen sie bieten können. Besonders spannend machte das Format die Teilnehmermischung, denn auch interessierte Hochschulabsolventen kamen, um dort in unkomplizierter Atmosphäre auf potenzielle Arbeitgeber zu treffen. Alles zu Digitalisierung auf CIO.de

Den Start der Vortragenden macht Andreas Schubert, der Geschäftsführende Gesellschafter von Great Place to Work Deutschland. Das Unternehmen beschäftigt sich mit der Frage, was ArbeitgeberArbeitgeber nachhaltig attraktiv macht. Digitale Talente, so Schubert, wünschen sich individuelle Aufmerksamkeit, eine starke Vertrauenskultur und Teamgeist. Sie möchten ein vollwertiges Mitglied sein, mit kompetenten Führungskräften arbeiten und mit den Kollegen und Vorgesetzten an einem Strang ziehen und so ihre Fähigkeiten optimal einsetzen. Unternehmen steigern ihre Attraktivität unter anderem, indem sie ihre Mitarbeiter dazu animieren, eigene Ideen und Lösungen zu entwickeln, Erfolge feiern und Fürsorge leben, etwa mit gesundheitlichen Angeboten. Alles zu Personalführung auf CIO.de

Blick in die HR Lounge der Hamburger IT-Strategietage 2017.
Blick in die HR Lounge der Hamburger IT-Strategietage 2017.
Foto: Foto Vogt

Die Sicht der Anwenderunternehmen bringen Dr. Roger Nolting, Geschäftsführer von EOS Technology Solutions GmbH, und Dr. Matthias TrabandtMatthias Trabandt, Chief Operating Officer von SwissLife. Beide machen schnell klar, dass der klassische Weg zu neuen Mitarbeitern kaum IT-Talente lockt. "Offizielle Stellenausschreibungen funktionieren nicht", sagt Nolting. Trabandt zeigt eine ganzseitige Anzeige, die das Unternehmen in der Fachzeitschrift c't geschaltet hat. Die erhoffte Bewerberresonanz darauf blieb aus. Profil von Matthias Trabandt im CIO-Netzwerk

Mit kreativen Wegen zu IT-Talenten

Seine Technologie-Einheit habe im vergangenen Jahr 50 gute Bewerber eingestellt, berichtet Nolting. Obwohl das Tätigkeitsfeld der Gruppe - Finanzdienstleistungen wie Inkasso - an sich kein Bewerbermagnet ist, hat das Unternehmen mit mehr als 200 Mitarbeitern kreative und erfolgreiche Wege gefunden, Bewerber zu rekrutieren und zu halten. Übliche Benefits wie flexible Arbeitsmöglichkeiten bezeichnet Nolting als "Hygienekriterien". Sie sind selbstverständlich, geben aber noch nicht den Ausschlag. Den gibt bei EOS Technology Solutions unter anderem ein Prozess, durch den Bewerber nach einem überzeugenden Erstgespräch innerhalb von 72 Stunden einen unterschriftsreifen Vertrag vorliegen haben. Das kann den entscheidenden Unterschied machen, wenn sie mehrere parallele Zusagen erhalten.

Nolting beschäftigt außerdem einen Mitarbeiter im Bereich Direct Search, der seinen Arbeitsplatz zwischen den IT-Experten hat. So bekommt er die Atmosphäre selbst mit und kann potenziellen neuen Kollegen von eigenen Erfahrungen berichten. Besondere Wirkung auf Bewerber hätte zudem der persönliche Kontakt zu seinen Entwicklern, etwa bei Veranstaltungen wie den code.talks. Schließlich hätten auch spannende Projekte mit Branchenimpact große Anziehungskraft auf Bewerber.

Der Mitarbeiter als Unternehmer

Bei SwissLife wurde vor zwei Jahren damit begonnen, kulturelle Weiterentwicklung im Unternehmen voranzutreiben. Heute stehen drei Leitsätze für diese Entwicklung, sie dienen als Orientierung für alle Mitarbeiter:

  • - "Ich übernehme Verantwortung."

  • - "Ich handle unternehmerisch."

  • - "Ich orientiere mich bereichsübergreifend und unterstütze die Gemeinschaft."

Die Teams setzen in ihrer täglichen Arbeit auf agile Entwicklung.

Umfeld ist Absolventen wichtiger als Geld

Auch die anwesenden Absolventen kamen zu Wort und sprachen über ihre Wünsche und Erwartungen an ihre künftigen Arbeitgeber. Darin fielen unter anderem die folgenden Sätze:

  • - "Mir ist das Umfeld viel wichtiger als das Einkommen."

  • - "Es geht nicht nur um den Namen sondern darum, welche Aufgaben und Kollegen mich erwarten."

  • - "Ich möchte nicht nur den Eindruck haben, gemolken zu werden, sondern mich weiterentwickeln."

  • - "Wenn ich eine spannende Konferenz entdecke, möchte ich die Möglichkeit haben, sie zu besuchen und nicht auf starre Weiterbildungsprogramme festgelegt sein. "

  • - "Ich möchte in die IT-Strategie, sehe dort aber keine Einstiegsmöglichkeiten für Absolventen."

Dass auch die Arbeitgeber nicht nach starren Rastern auf Bewerbersuche gehen, zeigt ein abschließendes Beispiel von Roger Nolting von EOS Technology Solutions GmbH. Das Unternehmen hat gerade einen 19-Jährigen als Entwickler eingestellt. Der junge Mann habe nicht studiert aber schon lange programmiert und so überzeugt, dass er angestellt wurde, erzählt Nolting.

Zur Startseite