Strategien


Steuerungssysteme

Wie Computer den Verkehr der Zukunft regeln

16.12.2010
Von Maximilian  Gaub

Der Rechner als Co-Pilot und Lotse

Frank Flemisch (DLR) vor dem Fahrsimulator des Instituts für Verkehrssystemtechnik.
Frank Flemisch (DLR) vor dem Fahrsimulator des Instituts für Verkehrssystemtechnik.
Foto: DLR

Zudem fliegen künftige Flugzeuge auf kürzestem Weg von A nach B. Bislang bewegen sie sich entlang gerader Himmelsstraßen, die nie direkt zu einem Ziel führen um die Komplexität vieler tausend Flugzeuge in der Luft zu reduzieren. Mit einem Computer als Lotsen brauchen wir die Himmelsautobahnen nicht mehr, erklärt Többen. Er schätzt, dass dadurch fünf bis sieben Prozent Treibstoff eingespart wird.

Nächster Schritt in Többens Forschung. Im November 2010 startet das Projekt 4 dimensions contracts guidance and control, kurz 4DCo-GC. Dann wird der Wissenschaftler mit europäischen Kollegen versuchen, einen Algorithmus zu entwickeln, der die täglich 30.000 Flieger über Europa heil vom Start zum Ziel rechnet.

Auch bei der Stadtauto-Vision planen Ingenieure mit Computern. Ingenieure von GM zum Beispiel glauben an vernetzte Kleinstwägen, die in Zukunft in eigenen Spuren durch unsere Städte fahren. Sie nennen das Projekt Electric Networked Vehicles (EN-V): Über eine eigene Frequenz sind die batteriebetriebenen Mini-Autos verbunden - auch in Tunnels oder zwischen Hochhäusern, angepasst an die zunehmende Verstädterung der Erde. "Die Fahrzeuge kommunizieren, vermeiden so Kollisionen, warnen rechtzeitig vor Staus und ermitteln schon vor Erreichen des Ziels, wo ich einen Parkplatz finden werde", erklärt Projektleiter Christopher Borroni-Bird. Die Absicht dahinter: Mehr Menschen in weniger Zeit zu ihrem Ziel zu bringen.

Frank Flemisch ist Wissenschaftler des DLR, er arbeitet noch an einem weiteren Motiv des kommenden Autos: Sicherheit. Er erforscht das hochautomatisierte Fahren. "Denken Sie an eine Kutsche mit einem intelligentem, gutmütigen Pferd, das seine Umgebung wahrnimmt und mitdenkt. Aber sie halten die Zügel", erklärt er seine Arbeit. Ein Auto, dessen Radar vor einem überraschenden Stau hinter einer Kurve warnt. Ein Auto, das dank Laserscanner Hindernisse in bis zu 200 Meter Entfernung erkennt. Ein Auto, das Bremsen oder Fahrspurwechsel empfiehlt - via Bildschirm, der in der Frontscheibe integriert ist, ein sogenanntes Head-up-Display (HUD). Das im Stau den Komfort erhöht, in dem es selbst sanft beschleunigt oder bremst. Ein Auto, das den Fahrer überwacht - und ihn warnt, wenn er die Augen schließt oder den Blick zu lange von der Straße nimmt. Aber auch ein Auto, dessen Herr immer der Fahrer bleibt. Schließlich gilt noch das Wiener Weltabkommen, wonach der Fahrer immer Kontrolle über sein Vehikel behalten muss.

"Einzelne Funktionen erreichen den Markt in fünf bis sieben Jahren", schätzt Flemisch. Das vollkommen mitdenkende Auto gibt es wohl ab 2025 zu kaufen. Und vielleicht, in ferner Zukunft, gibt es ein Auto, bei dem der Fahrer dem Einfahren auf die Autobahn nach hinten klettert und schläft. Und aufwacht, wenn das Auto die Schnellstraße verlässt. Auch wenn Flemisch einwendet: "Das ist ein extremes von mehreren möglichen Zukunftszenarien, das nur Realität wird, wenn bis dahin das System absolut sicher ist." Was Sicherheit in ein bis zwei Dekaden auch bedeutet, konkretisiert Christopher Borroni-Bird: "Denken Sie an Hacker, die in computergesteuerte Fahrzeuge eindringen." Der Verkehr der Zukunft wird also nicht nur praktischer, komfortabler und effektiver. Er könnte auch etwas gespenstischer werden.

Quelle: PC-Welt

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