Technologiekonzern Komax

Wie das ERP das Digital Business treibt



Simon Hülsbömer betreut als Senior Research Manager Studienprojekte in der Marktforschung von CIO, CSO und COMPUTERWOCHE. Zuvor entwickelte er Executive-Weiterbildungen und war rund zehn Jahre lang als (leitender) Redakteur tätig. Hier zeichnete er u.a. für die Themen IT-Sicherheit und Datenschutz verantwortlich.
Marcel Enz, Absolvent des CIO Leadership Excellence Program, ist als Lead Corporate ERP beim Schweizer Kabelverarbeiter Komax tätig. Er berichtet von seinen aktuellen Projekten.

CIO.de: Erklären Sie uns die Komax Group bitte in maximal fünf kurzen Sätzen.

Marcel Enz: Die Komax Gruppe ist Pionier, Markt- und Technologieführer der automatisierten Kabelverarbeitung. Als global tätiges Schweizer Unternehmen entwickeln und produzieren wir Serienmaschinen und kundenspezifische Anlagen für alle Automatisierungs- und Individualisierungsgrade für verschiedene Industrien. Die Komax Gruppe beschäftigt weltweit über 2000 Mitarbeitende und bietet über Tochtergesellschaften und unabhängige Vertretungen Verkaufs- und Serviceunterstützung in über 60 Ländern. Im Markt ist die Komax Gruppe mit sieben Marken präsent: Artos, Exmore, Komax, Kabatec, Laselec, Thonauer und TSK.

Marcel Enz, Lead Corporate ERP der Komax Group
Marcel Enz, Lead Corporate ERP der Komax Group
Foto: Komax

CIO.de: Wo liegen als Lead Corporate ERP persönlich ihre Hauptaufgaben?

Marcel Enz: Eine der Hauptaufgaben, die ich gemeinsam mit meinem Team wahrnehme, ist der Betrieb sowie die Weiterentwicklung der bei Komax eingesetzten ERP-Systeme. Eines der Highlights ist dabei die FührungFührung des Cloud-ERP-Teams. Dieses ist für den Cloud-ERP-Rollout verantwortlich, der mit der Einführung von SAP S/4HANA Cloud an einzelnen Standorten außerhalb der Schweiz startet. Weiter nehme ich auch die Rolle als Applikationsverantwortlicher war, die abwechslungsreiche und spannende Aufgaben in den Bereichen Enterprise Architektur und IT-Strategie mit sich bringt. Alles zu Führung auf CIO.de

Dezentraler ERP-Support

CIO.de: Stellen Sie uns das IT- und ERP-Team der Komax vor - wie viele Mitarbeiter an wie vielen Standorten mit welchen Aufgaben?

Marcel Enz: Das Team Global IT & Digital Business gliedert sich in die Hauptbereiche Application, Infrastructure, Security und Digital Business. Über 40 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind beinahe rund um den Globus tätig, wobei der größte Teil der Mitarbeitenden aus der Schweiz kommt. Das ERP-Team mit gegen zehn Mitarbeitenden arbeitet heute größtenteils am Hauptsitz in Dierikon, Schweiz, und supportet die einzelnen ERP gemeinsam mit Mitarbeitenden der Außenstandorte.

CIO.de: Wie ist Ihr Unternehmen bezüglich des Digitalen Wandels aufgestellt - gerade auch im internen Austausch zwischen IT und OT?

Marcel Enz: Vor ein paar Jahren hat Komax erste Projekte lanciert, um die Vernetzung der Kabelverarbeitungsmaschinen und die Bereitstellung von digitalen Services voranzutreiben. Aufgrund der großen strategischen Bedeutung und der thematischen Nähe zur IT wurde 2018 der Bereich Global IT durch den neu geschaffenen Bereich Digital Business ergänzt. Dieser kümmert sich ausschließlich um moderne IoT- und Digitallösungen. Heute verfügen wir neben der Komax-Cloud auch über eine eigene MES-Lösung (Manufacturing Execution System) und bieten, basierend auf den gesammelten Maschinendaten, digitale Services.

Harmonisierung der heterogenen ERP-Landschaft

CIO.de: Welche Digitalisierungsprojekte treiben Sie aktuell gerade besonders voran und warum?

Marcel Enz: Die Harmonisierung der heterogenen ERP-Landschaft ist ein sehr großes Anliegen von mir. Denn ich sehe viel Potenzial in harmonisierten Datenstrukturen, Systemen und Plattformen. Dadurch können wir die Effizienz der Zusammenarbeit mit unseren Tochtergesellschaften und Kunden deutlich steigern. Auch workflow-basierte Systeme und Self-Service-Plattformen sind Bestandteil unseres Projektportfolios, das wir aktiv vorantreiben.

Besonders die Harmonisierung von Daten, Systemen, Plattformen bietet laut Enz großes Potenzial im ERP-Bereich.
Besonders die Harmonisierung von Daten, Systemen, Plattformen bietet laut Enz großes Potenzial im ERP-Bereich.
Foto: NicoElNino - shutterstock.com

CIO.de: Wo liegen die besonderen Herausforderungen in diesen Projekten?

Marcel Enz: Die IT muss in enger Abstimmung gemeinsam mit dem Business noch näher an die Komax-Kunden heranrücken, um deren Anforderungen detailliert erfassen zu können. Dazu bedarf es sehr viel betriebswirtschaftlichem Wissen und Prozess-Know-how sowie einer sehr engen Zusammenarbeit mit allen Business-Funktionen.

Darüber hinaus müssen unsere Teams heutzutage neue Technologien und die damit verbunden Fähigkeiten deutlich schneller erlernen und in Projekten anwenden können. Wir sind als Global IT & Digital Business Team nur erfolgreich, wenn wir als Fachleute angesehen werden.

Zudem wird die globale Zusammenarbeit für uns immer wichtiger und stellt uns natürlich hin und wieder auch vor Herausforderungen - Sprache und kulturelle Unterschiede sind zwei Stichworte dazu. Das war mitunter ein Grund, weshalb ich aktiv am "Leadership Excellence Program" von CIO teilgenommen habe.

In Bezug auf die Implementierung unseres Cloud-ERP sind das Definieren der einheitlichen Datenmodelle und die StandardisierungStandardisierung der Prozesse die größten Herausforderungen. Alles zu Standardisierung auf CIO.de

Kunden wollen Automatisierung

CIO.de: Welche digitalen Services rund um Ihre Produkte fragen Ihre Kunden besonders stark nach?

Marcel Enz: Besonders spürbar ist der Wunsch nach Automatisierungslösungen, welche die Stillstandzeiten der Maschinen verringern und folglich die Produktivität erhöhen. Ein Beispiel hierfür ist die Handhabung des Ersatz- und Verschleißteil-Managements. Für die Kunden geht es darum, die benötigten Komponenten mit möglichst geringem Aufwand beschaffen zu können, so dass die Stillstandzeit der Maschine minimal ist. Die Einbindung der Maschinen in MES-Systeme oder die effiziente Konfiguration eines Maschinenparks sind ebenfalls digitale Services mit hoher Nachfrage.

CIO.de: Wie sieht Ihre Agenda 2020 aus?

Marcel Enz: Wir durften bereits Anfang 2019 mit der Umsetzung verschiedener Projekte im Rahmen der IT-Transformation starten und haben so einige Projekte, die wir auch 2020 weiter vorantreiben werden. Im Fokus stehen weitere ERP-Rollouts mit SAP S/4HANA Cloud sowie der Rollout eines Cloud-CRM und die weitere Einführung des Master Data-Managements.

Was die Schweiz besonders macht

CIO.de: Inwiefern ist die Schweiz als Unternehmensstandort besonders?

Marcel Enz: Es gibt eine Vielzahl von Faktoren, die für den Produktions- und Entwicklungsstandort Schweiz sprechen und weshalb wir momentan über 70 Millionen Schweizer Franken in einen Erweiterungsbau an unserem Hauptsitz investieren. Dazu gehören unter anderem das über Jahrzehnte aufgebaute Know-how von Komax, die hervorragend ausgebildeten und qualifizierten Mitarbeitenden, die Nähe zu Hochschulen, die enge Zusammenarbeit zwischen der Produktion und den mehrheitlich ebenfalls in der Schweiz arbeitenden Mitarbeitenden aus dem Bereich Forschung und Entwicklung, das hohe Qualitätsniveau sowie die politische Stabilität.

CIO.de: Inwiefern hat Ihnen die Teilnahme am Leadership Excellence Program - unter anderem der Besuch im Silicon Valley - für Ihre tägliche Arbeit geholfen?

Marcel Enz: Die Vorlesungen am LEP waren sehr interessant und lehrreich. Insbesondere die Themen Change Management und AgileAgile Mindset waren in Kombination mit dem Austausch unter den LEP Teilnehmern sehr inspirierend. Diese Erfahrungen lasse ich gerne in die Projekte und Teamführung einfließen. In San Francisco wurde sehr deutlich, wie neue Technologien und ein agiles Umfeld eine unglaubliche Dynamik entwickeln können. Das motiviert mich sehr, bei eigenen Projekten auch einmal andere Wege zu gehen. Alles zu Agile auf CIO.de

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